Zudem ist es – aus Ressourcenknappheit, aber auch aus einem poli- tischen Anliegen heraus – zunehmend dringlicher für mich geworden, meine persönlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse in meine Arbeiten zu integ- rieren und diese miteinander bzw. füreinander arbeiten zu lassen. Meine privaten Umstände, das Leben mit Kleinkind und der daraus entstehende Zeitmangel für die eigene Arbeit als Künstlerin, haben meine künstlerische Denk- und Handlungsweise dahingehend geändert, dass ich beschlossen habe, nicht selbst Kunst zu produzieren, sondern eine Plattform für andere Künstler_innen zur Verfügung zu stellen. Die Ausgangslage war, dass mir für meine eigene künstlerische Arbeit am Material einerseits der Arbeitsraum (das Atelier), andererseits der „freie Kopf“ und schlichtweg die Ruhe fehlten, um mich auf den Kreationsprozess einzulassen. Bereits vor meiner Mutterschaft haben sich für mich „problematische Verhältnisse“ in Bezug auf die künstlerische Arbeit und das Leben abge- zeichnet, die mich zu möglichst ressourcenschonenden Mitteln im Sinne von Kostenreduktion greifen ließen. Zudem ist man als Mutter eines kleinen Kindes von gewissen Bereichen im Kunstfeld, aber auch anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wie Ausstellungseröffnungen, ausgeschlos- sen. Im Kunstbereich sind diese jedoch wesentlich für die Wertgenerierung eines – nach Bourdieu – sozialen Kapitals (vgl. Wieczorek, et al., 2012, S. 41). Dieses „soziale Kapital“, welches sich in Form eines Netzwerkes an Kon- takten (Besucher_innen, Freund_innen, Förder_innen, Sammler_innen, Ku- rator_innen und Theoretiker_innen) bei Ausstellungseröffnungen – die meist abends stattfinden und wo oft Alkohol konsumiert wird – anhäufen lässt, blieb für mich in den letzten Jahren eine relative Seltenheit. Da ich an diesem wertgenerierenden Aspekt also kaum bis gar nicht teilhaben konnte, beschloss ich, meinen eigenen Kunstraum zu gründen und damit die Eröffnungen und Ausstellungen für Künstler_innen und Publikum zu meinen Konditionen zu gestalten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen eigenen Kunstraum betrieben und kann mir dies auch aus finanziellen Gründen in näherer Zukunft nicht vorstellen. So kam mir die Idee, all meine mir zur Verfügung stehenden Räume und Ressourcen zu mobilisieren und in irgendeiner Form nutzbar zu machen. Es entstand das Vorhaben, einen Kunstraum in meinem Auto zu realisieren. Mein relativ großer Familienvan mit sieben Sitzen wurde damit zu einem er- weiterten Raum mit viel Potenzial. Das Auto als die Ausgeburt des Fordismus steht hier in direktem Be- zug auf die postfordistische Arbeitsweise, die im zweiten Kapitel beschrie- ben wurde. Ironischerweise findet sie sich hier in Form eines Kunstprojektes, genau im Sinnbild des Autos wieder.
Der Kunstraum entsprach folgenden praktischen Anforderungen:
schnell und billig selbst herzustellen → kostengünstig leicht, alleine auf- und abbaubar → unkompliziert wenig Stauraum benötigend, schnell zerlegbar → effizient helle Beleuchtung mit eigener Autobatterie (autark) → unabhängig flexibel bezüglich des Aufstellungsortes (Parkplatz, öffentlicher Raum etc.) → mobil genügend Platz, um kleinere Objekte zeigen zu können → effektiv
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VAN – Ausstellungsprojekt
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