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Diese Momente der Institutionalisierung genau wahrzunehmen be- schreibt Simon Sheikh als essentiell, um sie anschließend als „analytisches Werkzeug“ gegen ebendiese Mechanismen verwenden zu können. Das VAN-Projekt kann als ein Versuch einer weiteren „institutionskri- tischen Institution“ beschrieben werden (vgl. Sheikh, 2006). Einerseits fun- giert VAN Art Space für mich als Skulptur im öffentlichen Raum, andererseits als White Cube, um darin Kunst zu zeigen. Seine Erscheinung erinnert auch an ein Modell eines neutralen weißen Ausstellungsraumes. Zum Modell­ charakter des VAN Art Space kommt durch die Dokumentation der Ausstel- lungen eine weitere Perspektive hinzu; die Fotografien lassen die Objekte meist größer erscheinen, als sie in der Realität sind. Das Foto wirkt dadurch wie eine Simulation einer großen Ausstellungshalle. Gleichzeitig kann das Modell eines White Cube im Kofferraum auch als Persiflage auf die großen Kunstinstitutionen interpretieren werden. Man hat es hier sozusagen mit der Idee eines Ausstellungsraumes zu tun, welche Modell und Realität gegen- überstellt. Der Gedanke, den White Cube nicht zu verneinen, sondern ihm die Welt zu zeigen, indem man ihn aus dem Museum heraus transportiert, ge- fiel mir dabei sehr gut. Als Analogie könnte man die äußere Erscheinung des VAN-Ausstellungsraumes, welche stark einer Kunsttransportbox ähnelt, sehen. Es wird hier also nicht die Kunst in der Box transportiert, sondern der Ausstellungsraum selbst ist die Transportbox, die sich im Auto durch Raum und Zeit bewegt. VAN Art Space als Skulptur im öffentlichen Raum funktioniert einer- seits als Kommentar zu den großen Ausstellungshäusern und andererseits als eigenständiger Kunstraum, der – sobald die Dämmerung einsetzt – im- mer heller strahlt und somit eine große Sogwirkung auf die Betrachter_innen entwickelt. Der den VAN umgebende öffentliche Raum ist immer Teil der künstle- rischen und kuratorischen Auseinandersetzung. Dabei werden die gezeigten Arbeiten, der Kunstraum an sich, aber auch spezielle, persönliche Bedürf- nisse der teilnehmenden Künstler_innen und andere Umstände wie Parkge­ nehmigungen, Corona-Restriktionen etc. in die Ortswahl und Planung mit- einbezogen. Der öffentliche Raum wird somit zum mitwirkendem Element der Ausstellung und erzeugt je nach Ort einen anderen Kontext, in welchem das Familienauto mit seinem erleuchteten Kunstraum im Kofferraum parkt. Dabei haben auch die sich ändernden Lichtverhältnisse zu jeder Jahreszeit einen Einfluss auf den Zeitpunkt der Eröffnung und lassen den Kubus mit zunehmender Dunkelheit als einen surrealen oder utopisch wirkenden Raum erstrahlen, was wiederum einen großen Kontrast zur (bis dato) städtischen Umgebung darstellt. Der enge Austausch mit anderen Künstler_innen sowie die Frage nach dem Verhältnis von Lebensrealitäten in Bezug auf die damit verbun- dene künstlerische Produktionsweise sind für mich bei meiner Tätigkeit als Betreiberin eines Kunstraumes von zentralem Interesse. Dabei ist mein Ziel, VAN permanent weiterzudenken und den Kubus als offene, vorübergehende Form zu sehen, die sich durchaus auch aus seiner Gestalt hinaus bewegen kann und soll. Ich hoffe auf Kollaborationen, welche sich aus den Gesprä- chen bei Ausstellungseröffnungen und mit den eingeladenen Künstler_innen ergeben.

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VAN – Ausstellungsprojekt

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