In dieser Diplomarbeit habe ich anhand des künstlerisch-kuratorischen Pro- jektes VAN Art Space und dessen theoretisch-diskursiver Kontextualisierung gezeigt, wie eine eigenständige und weitgehend selbstbestimmte Kunst- und Ausstellungspraxis trotz verschiedener Formen der Ressourcenknappheit und eines gesellschaftlich neoliberalistischen Ethos etabliert werden kann. Die eigene Unzufriedenheit mit den existierenden Formen und Mög- lichkeiten der Kunstproduktion hat mein Forschungsinteresse geweckt. Zu Beginn dieser Diplomarbeit habe ich mich intensiv mit den mir gegebenen Ressourcen beschäftigt, um diese für mich möglichst effizient nutzen zu können; statt den Effizienzgedanken und die damit einhergehende neo- liberale Verwertungslogik zu verneinen, habe ich versucht, realistisch und für mich produktiv damit zu umzugehen. Der „Family Van“ stellt eine potenzielle Erweiterung meines nutz- baren Raumes dar. Weiters war der Gedanke, einen Kunstraum in meinem Auto zu installieren, davon getragen, dass es für mich aufgrund meiner persönlichen Lebensumstände im Moment nicht möglich ist, selbst Kunst zu produzieren und mich im Atelier – das ich nicht habe – am Material ab- zuarbeiten; für mich liegt der Hauptfokus des VAN-Projekts auf dem Orga- nisieren einer Plattform für Kunst. Das VAN-Projekt sollte als Konzept fungieren, um die Mechanismen der Institutionalisierung zu befragen, anstatt einen einfachen Ausweg aus diesem Dilemma zu beanspruchen. Die in dieser Diplomarbeit behandelten Fragen nach der Autonomie der Kunst und ihrem Warenwert begleiten mich durch mein Kunststudium und meine Arbeitsweise in Form der installativen Kunst seit Jahren. Ich habe erläutert, wie der weiße Ausstellungsraum – der White Cube – eine Dichotomie zwischen dem „Außen“ (dem Sozialen und dem Politischen) und dem Innenraum (dem bleibenden, ästhetischen und finanziellen Wert der Kunst) konstruiert und somit in gewisser Hinsicht als Legitimierungsinstanz für die Existenz seriöser, professioneller Künstler_innen dient. Weiters habe ich erläutert, dass die Reflexionen über Produktionsbedingungen und Aus- stellungspraktiken – seit den Anfängen der Kunst im öffentlichen Raum in den 1960er-Jahren außerhalb des Museums – auch die Autonomie der Kunst hin- terfragt, wobei der White Cube als Raum für die Präsentation als Status quo erhalten bleibt. Der White Cube stellt Sichtbarkeit für die gezeigten Kunst- werke (und Künstler_innen) her, andererseits unterwirft er jedoch alles, was in ihm gezeigt wird, einer Verwertungslogik. Diese Ambivalenz ist ein zentrales Thema der Institutionskritik. Das VAN-Projekt nimmt doppelt Bezug auf den White Cube: Einer- seits ist der White Cube im VAN weiß und clean und suggeriert „Seriosität“, ermöglicht also eine konventionelle Präsentation von high art , andererseits bringt das Familienauto unweigerlich einen kontextuellen, räumlichen und gesellschaftspolitischen Bezug mit in das Projekt ein. Das VAN-Projekt stellt keine eindimensionale Positionierung dar, son- dern soll durch die permanente Untersuchung der Verhältnisse seinen ex- plorativen Charakter behalten und sich spielerisch mit dem White Cube und den damit verbundenen Problematiken – etwa prekär künstlerisch tätig zu sein und Kunst zu präsentieren – auseinandersetzen. Der öffentliche Raum und der sich damit permanent wandelnde Kontext, in dem das Auto parkt, ist demnach in Bezug auf Fragestellungen zu Präsenz und Sichtbarkeit von Kunst ein wesentlicher Faktor.
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Conclusio
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