Teilnehmende des deutsch-türkischen Fachkräfteaustausch 2023 in Köln
Austausch mit Gleichaltrigen aus der Türkei bietet einen fruchtbaren Rahmen für politische Bildungsangebote: Ohne junge Menschen zu überwältigen, können The- men wie Demokratie, Migration, Menschenfeindlichkeit und Nationalismus aber auch Fragen der Teilhabe und des gleichberechtigten Zugangs in entsprechenden Bil- dungsangeboten aufgegriffen werden. Die Vielzahl der kulturellen und sozialen Bezüge beider Gesellschaften ermöglicht es Jugendlichen, politische Situationen aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und so ihre eigenen Interessen zu analysieren. Vor dem Hintergrund der vielen Beschränkungen für zivilgesellschaftliche Arbeit im türkischen Kontext gewinnt die Alltagserfahrung an Brisanz. Zugleich bietet dies ein Feld für die deutschen Träger, wie Themen und Fragen politischer Bildung unter Druck und Gängelung bearbeitet, wie zivilgesellschaftliche Bildungsangebote aufrechterhalten werden können. Die Ergebnisse der Kommunalwahlen in der Türkei, die die Opposition in vielen Ortschaften gestärkt haben, bieten zudem ein neues Fenster mit neuen Aktionsradien für zivilgesell- schaftliche Bildungsarbeit. Dies sollte unbedingt genutzt und jugendpolitisch aufgegriffen werden.
ments recht teuer ist. Die Möglichkeit an Austauschen teilzunehmen, ist also alles andere als selbstverständlich.
Oftmals wird die Brückenfunktion Jugendlicher mit fami- lären Wurzeln in der Türkei im Kontext von Austauschen betont. Hier ist zu beachten, dass das an sich richtige Anliegen im Kontext des Austauschs nicht zu einer Dimension der Ungleichheitserfahrung werden darf: junge Menschen mit deutschem und ohne türkischen Pass, junge Menschen mit und ohne Reisemöglichkeit. Daraus entstehen Konsequenzen für die Zusammenar- beit und die Gestaltung von Begegnungsarbeit, insbe- sondere wenn man versucht, daraus ein Bild über die wechselseitigen Anliegen an Begegnung und die tat- sächlichen realisierbaren Möglichkeiten zu entwickeln: Die Inklusion breiter Zielgruppen – vor allem finanziell schlechter gestellter junger Menschen – steht konträr zur Möglichkeit türkischer Jugendlicher, sich eine Teil- nahme formal überhaupt leisten zu können. Akteure wie die Deutsch-Türkische Jugendbrücke haben verschiedene thematische Korridore definiert, die rela - tiv klar gemeinsame gesellschaftspolitische Bearbei- tungsfelder für den Jugendaustausch skizzieren. Sie beschreiben gut die Herausforderungen, vor denen junge Menschen in den aktuellen Transformationen in beiden Ländern stehen, als Gestaltungsfelder politischer Bildung: Inklusion und Vielfalt, Teilhabe und zivilgesell- schaftliches Engagement, ökologische Nachhaltigkeit, digitaler Wandel. Vier Themen, in denen Mitsprache und politische Teilhabe junger Menschen von zentraler Bedeutung für unsere Gemeinwesen sind.
Kontakt Georg Pirker Referent für internationale Aufgaben AdB, Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V.
Mail: pirker@adb.de
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