IM FOKUS – Fach- und Jugendaustausch mit der Türkei
INTERVIEW
Über den Tellerrand
Eindrücke von einem deutsch-türkischen Fachprogramm
Ulrike Mund organisiert für die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindes- misshandlung und -vernachlässigung e. V. (DGfPI) Fortbildungen und Fachtagungen zu sexualisierter Gewalt und ist Projektleiterin der Onlineplattform „Fortbildungsnetz – Datenbank für Fortbildungs- angebote zu sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend“ 1 . Sie hat an einem deutsch-türkischen Fachprogramm von IJAB zu Jugendmedienkompetenz in Ankara und Dresden teilgenommen. Was nimmt sie für ihre Arbeit mit?
Unterschied der Systeme
IJAB: Wie war das deutsch-türkische Fachprogramm in Dresden?
IJAB: Was nehmen Sie aus Ankara und Dresden für ihre Arbeit mit?
Ulrike Mund: Sehr spannend und sehr vielschichtig. Wir haben viele Einblicke bekommen und viele Erfahrungen gesammelt. Das Medienkulturzentrum (Link: https:// www.medienkulturzentrum.de/) hat uns verschiedene seiner Projekte vorgestellt. Wir haben ein Kinder- und Jugendzentrum und eine Schule besucht und deren An- sätze in der Medienkompetenzvermittlung kennenge- lernt. Alle haben sich wirklich viel Mühe gegeben. Ganz nebenbei war es auch schön, Dresden kennenzulernen und Einblicke in die Stadt zu bekommen.
Ulrike Mund: Das Fachprogramm ist wertvoll, weil es vielfältige Einblicke in nationale Programme und zwei un- terschiedliche Bildungssysteme gibt. Für mich ist es wich- tig den Blick auf die Unterschiede der Systeme zu richten und daraus etwas mitzunehmen – in Deutschland ist Bil- dung föderal ausgerichtet, in der Türkei zentral. Das hat Vor- und Nachteile.
IJAB: Was wäre ein Beispiel dafür?
IJAB: Der erste Teil des Fachprogramms fand in Ankara statt. Was haben Sie dort erlebt?
Ulrike Mund: Mich hat fasziniert, wie weit in der Tür- kei die Digitalisierung in den Schulen vorangeschritten ist. Das lässt sich natürlich zentralisiert viel besser um- setzen. In der Corona-Pandemie hat es in Deutschland ewig gedauert, bis digitaler Unterricht funktionierte. Es musste monatelang geschult werden. Die entstandenen Lücken sind nur schwer aufzuholen. Das merken wir zum Beispiel an der mangelnden Lesekompetenz von Schüler*innen. Dafür gibt es in Deutschland eine enor- me Vielfalt von Trägern und Projekten an der Basis und das hat etwas mit unserem Subsidiaritätsprinzip in der Jugendhilfe zu tun. Das gibt es in der Türkei nicht.
Ulrike Mund: Das war ein sehr dichtes und interessan- tes Programm, manchmal zu dicht. Es gibt viele tolle Pro- jekte in der Stadt und die türkischen Gastgeber*innen waren bemüht, uns möglichst viel zu zeigen.
1 Das Projekt “Fortbildungsnetz sG –Datenbank für Fortbildungsangebote zu sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend” ist ein Kooperationsprojekt der DGfPI und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und wird mit Mitteln des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Das „Fortbildungsnetz sG“ stellt eine Website zur Verfügung, auf der Fachkräfte aus pädagogischen Arbeitsfeldern bundesweit aktuelle themenspezifische Fortbildungsangebote zu sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend recherchieren können.
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