IHK-Magazin Ausgabe 6/2024

06 | 2024 IHK Magazin

IHK-Magazin digital lesen: ihk.de/ rhein-neckar/ magazin

KEFF+-Check Jetzt Material und Ressourcen einsparen SEITE 44

ENERGIE

Weshalb Alen Petrusic auf Photovoltaik setzt SEITE 14

AUS DEN UNTERNEHMEN Björn und Antje Seyler: Gemeinsam für Bio SEITE 34

ENERGIESCOUTS Azubi-Qualifizierung mit Mehrwert SEITE 52

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STANDPUNKT

Unter Strom V ier von zehn Industriebetrieben er- wägen, ihre Produktion in Deutsch- land einzuschränken oder ins Aus- land zu verlagern. Grund sind die hohen Preise für Strom und Gas bzw. die fehlende Versorgungssicherheit. Bei den Unter- nehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern denken sogar mehr als die Hälfte darüber nach. Erschreckend, aber wenig überraschend: Insbesondere in den traditionell starken Industrieregionen im Westen und bei uns im Süden überwiegen die Sorgen. Weitere Belastungsfaktoren für Unternehmen sind branchenübergreifend hohe Arbeitskosten, fehlende Arbeitskräfte sowie eine schlech- te Regulatorik. Das ist jetzt nicht „des Kaufmanns Lied, die Klage“, wie Bundeskanzler Scholz kürz- lich spottete. Das ist die Realität am Stand- ort, die die Bundesregierung nur schwer zu akzeptieren scheint. Die konkreten Zahlen entstammen dem aktuellen IHK-Energie- wende-Barometer. Bei derart schlechten Umfragewerten schrillen bei meinen IHK-Kollegen und mir die Alarmglocken. Ob

Wir arbeiten weiter daran, die Wettbe- werbsfähigkeit unserer Metropolregion besonders im Bereich Energie zu sichern: 1. Unsere Stromstudie für die Metro- polregion Rhein-Neckar aus dem Jahr 2022 war bereits Anstoß für die im Januar vorgelegte Auswertung für ganz Baden-Württemberg. 2. Als Folgeprojekt werden wir uns im Herbst vertieft mit der Realisierung von Photovoltaik auf Dachflächen in unserer Region beschäftigen. 3. Zusätzlich hat die IHK MRN eine Studie in Auftrag gegeben, die die Zukunftsfähigkeit unserer Region unter- sucht. Wie bei unserer Stromstudie haben wir Beteiligungsformate vorgesehen und freuen uns auf Ihre Mitarbeit! Mit Blick auf den Standort fordern wir von der Politik: 1. Alle Hebel auf den Ausbau regenerati- ver Stromerzeugung umlegen, vor allem im Süden Deutschlands. 2. Die überregionalen Übertragungsnetze sowie die regionalen Verteilnetze rasch ausbauen. 3. Die Planung wasserstofffähiger Reserve- kraftwerke rasch konkretisieren. 4. Keine unterschiedlichen Stromgebotszonen innerhalb Deutschlands einführen.

59% DER INDUSTRIE- UNTERNEHMEN sehen ihre Wettbe- werbsfähigkeit gefährdet (siehe Seite 10) . QUELLE: IHK-ENERGIEWENDE- BAROMETER 2024

Die Politik muss alle Hebel auf den Ausbau regenera- tiver Stromerzeu- gung umlegen!

es den Politikern im Bund und im Land genauso geht? Unserer Wirtschaft, aber vor allem unserer Gesellschaft, wäre es zu wünschen.

5. Steuern und Zusatzkos- ten der Stromversorgung dauerhaft reduzieren.

Manfred Schnabel Präsident der IHK Rhein-Neckar

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INHALT

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KOMPAKT

6 Wirtschaft u nd Region im Überblick

TITELTHEMA | ENERGIE

12 Schimscha Wieso das Industrieunternehmen seine Energieversorgung neu aufstellt

12 Energiepolitik I Hier herrscht Handlungsbedarf

50 Grün oder nicht grün? Es gibt neue Vorschriften für die Werbung mit Umweltversprechen wie klimaneutral oder nachhaltig. Welche Unternehmen betroffen sind.

13 Energiepolitik II Das fordert die IHK

16 Wärmenetze Wie Weinheim und St. Leon-Rot neue Wege gehen 18 Wasserstoff Welche Rolle der Rohstoff bei der Energieversorgung spielen kann

37 Im Einsatz gegen Cyberkriminelle Dasion-Geschäftsführer Florian Reith hat sich auf Back-up-Lösungen für

AUS DER IHK

20 Steuersystem Experten fordern Vereinfachung

die Datensicherung spezialisiert. Damit sollen auch Hacker ausgebremst werden.

STANDORT

22 Binnenschifffahrt Weshalb der Klimawandel Logistikketten stört

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IHK-Magazin digital lesen:

AUS DEN UNTERNEHMEN

35 Alpha Test Wie ein Ehepaar Online-Tests für die Mitarbeitersuche erfand

36 Schuh-Berberich Hardheimer Einzelhändler regelt Nachfolge

39 Daimler Trucks Batteriefertigung neu aufgestellt

40 Kletti Spezialist für die Herstellung von Heizschläuchen

TIPPS

44 Umwelt & Energie 46 International 48 Innovation 49 Unternehmensführung 50 Recht & Steuern 52 Ausbildung

24 Klimawandel

IHK-SERVICE

Dürre und Starkregen setzen unseren Flüssen zu und bringen Logistikketten durcheinander. Wie reagieren Unter- nehmen und Häfen darauf? Im Bild: das Niedrigwasser-Binnenschiff „Stolt Ludwigshafen“ der BASF

56 IHK-Börsen 57 Jubiläen 57 Öff entliche

Bekanntmachung

57 Impressum

NAMEN SIND NACHRICHTEN

43 Meldungen in Kürze

SO LADE ICH MEINEN AKKU AUF

48 Tipps: Innovation

58 Voll ins Schwarze Markus Artur Fuchs setzt sich dafür ein, Wirtschaft neu zu denken. In seiner Freizeit entspannt der Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur beim Bogenschießen.

Welche Gefahren drohen der Cybersicherheit durch KI? Mehr im Oktober und November bei den IHK-Thementagen „Digitale Wirtschaft“

VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNGEN

28 Eventregion Rhein-Neckar

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KOMPAKT

Arno Maier hat sich als Trauerredner selbstständig gemacht. Zudem begleitet er immer mehr freie Trauungen und Kinderwillkom- mensfeste.

ARNO MAIER Menschen aus der Seele sprechen

am-reden.de

ARNO MAIER HATTE SCHON VIELE JOBS: Er war Förster, wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Hochschule und lange im Klimaschutz tätig – seit rund zwei Jahren ist Maier Freier Redner und begleitet Menschen in wichtigen Stationen ihres Lebens. „Nach einem ein- schneidenden persönlichen Verlust entschied ich, mich dem zu widmen, was ich am besten kann: aufmerksam zuhören, schreiben und Le- bensgeschichten erzählen“, erzählt der Leime- ner. Für seinen beruflichen Neustart absolvier- te Maier eine Ausbildung zum Freien Redner bei der IHK Rhein-Neckar. „Zeremonien sind besondere Momente des Innehaltens. Sie be-

dürfen bei Vorbereitung und Durchführung großer Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Das zu bieten ist mein Anspruch,“ sagt er. So kommt Maier beispielsweise bei Trauergesprächen stets in einer emotionalen Ausnahmesituation mit Angehörigen in Kontakt. Respekt und Details, die das Leben der Verstorbenen aus- machten, sind Maier nach eigenen Angaben dabei für seine Rede besonders wichtig. Der Freie Redner begleitet zudem Brautpaare an ihrem schönsten Tag. „Ich verstehe mich als Scheinwerfer, der das Licht auf das Leben der Anderen wirft. Man darf in diesem Job kein Selbstdarsteller sein“, betont Maier. MB

Zeremonien sind besondere Momente des Innehaltens.

Arno Maier, Freier Redner

? Wie sparen Unternehmen CO 2 -Emissionen? FRAGE DES MONATS

ZAHL DES MONATS

Indem sie ihren Fuhrpark auf Elekt- rofahrzeuge umstellen und eine La- deinfrastruktur für Mitarbeiter sowie Kunden einrichten. Mehr im neuen Leitfaden „Betriebliche E-Mobilität“  ihk.de/rhein-neckar/ betriebliche-mobilitaet

erwägen, ihre Produktion in Deutschland wegen der Energie- situation einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern (siehe Seite 10). QUELLE: IHK-ENERGIEWENDEBAROMETER 2024

4 von 10 INDUSTRIEBETRIEBE

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KOMPAKT

O-TON DES MONATS

TIPPS & TERMINE

Solche Anlagen bestehen aus mehreren Kompo- nenten, deren Optimie - rung zu einem erheb- lichen Energiespareffekt führen kann – gefördert von mehreren Stellen. ihk.de/rhein-neckar/ foerderung-klima Neue EU-Ökodesign- Verordnung: Seit dem 18. Juli gelten neue Vorgaben für Reparier- barkeit, Rezyklatanteil und Recyclingfähigkeit einzelner Produkte. Ein wichtiger Aspekt der neuen Verordnung ist die Einführung eines digitalen Produktpasses. Bis zum 19. Juli 2026 will die EU ein digitales Produkt- pass-Register einrichten. Betroffene Unternehmen sollten jetzt handeln. ihk.de/rhein-neckar/ eu-oekodesign

Der Slogan für mein Start-up: Verwenden statt verschwenden!

Sicher unterwegs: 2025 treten zahlreiche Ände- rungen und Ergänzungen in den Gefahrgutvor- schriften für die Verkehrs- träger Straße, Schiene, Binnenschiff und See - verkehr in Kraft. Darüber informiert die IHK am 2. Dezember in Mannheim Gefahrgutbeauftragte und Mitarbeiter aus den Logistik- und Versandbe- reichen aller Branchen. ihk.de/rhein-neckar/ gefahrgut2025 Föderung von Kälte- und Klimanalagen: Der Ein- satz raumlufttechnischer Anlagen (RLT-Anlagen) zur Lüftung, Klimatisie - rung und Kühlung ist in Unternehmen überall dort nötig, wo die freie Lüftung allein nicht ausreicht.

Andrea Kruse-Bitour Mehr zur Mannheimer Unternehmerin auf Seite 38.

MEIN TOPSELLER

„Wir haben Gin für jeden Geschmack“

MURAT ASLANTAS: Wir heben uns durch die Gin-Bar von anderen Clubs ab – mit 30 Sorten für jeden Geschmack. Ich bin selbst leidenschaftlicher Gin-Trinker. Da lag es nahe, uns nach dem Getränk „Gin & Tonic“ zu benennen – abgewandelt mit einem ‚q‘ für das gewisse Extra. Die meis- ten, die bei uns feiern, sind zwischen 20 und 30. Dennoch trifft bei uns oft Ü50 auf Ü20, denn wir haben auch viele Unternehmensfeiern. Wir sind eine Location für jeder- mann – und für jede Frau. Denn uns ist besonders wichtig, dass sich Frauen sicher fühlen. Für Mütter organisieren wir eigene Partys, die früher am Abend starten. Wenn 500 Frauen eine gute Zeit haben und ihren Alltag weg- tanzen: Das spornt uns an! Ausgehen und Feiern ist zum Luxusgut geworden. Wir steuern donnerstags bis samstags mit Leidenschaft dagegen – mit „Mama geht

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tanzen“, fairen Preisen, vielen Motto-Events oder im Som- mer den Toniq- Partybooten auf dem Neckar. Ru

• Beratungsangeboten u. a. zu Ressourceneffizienz, Fördermitteln, Azubi-Suche oder IT-Sicherheit • Informationen wie Änderungen im Steuer- und Gesellschaftsrecht oder zum Auslandsgeschäft

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Murat Aslantas hat 2022 zusammen mit seiner Frau Esther den Toniq Club in der Heidelberger Hauptstraße eröffnet.

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KOMPAKT

IHK-REGION Sommerloch war gestern

MANNHEIM Finanzspritze: Osapiens

EDINGEN-NECKARHAUSEN Zeit zum Handeln: Die BÄKO Süd-West Bäcker- und Kondi- torengenossenschaft eG setzt zusammen mit der Pfalz- werke AG aus Ludwigshafen ein neues Energie- und Wärmekonzept um und wird damit mehr als 900 Tonnen CO 2 im Jahr sparen. Es wur- den bereits zwei Photovoltaik- Anlagen installiert, außerdem wird ein Heizkessel durch eine Wärmepumpe ersetzt.

NECKARGERACH Wasser marsch: Das Land Baden-Würt- temberg unterstützt den Wasserzweck- verband Mittleres Neckartal erneut mit rund 3,7 Millionen Euro. Dieser wurde von der Gemeinde Neckargerach mit- gegründet, um die Wasserversorgung im Versorgungsgebiet neu zu gestalten. Rund 5,2 Millionen Euro Landesmittel hat der Verband seit 2020 bereits für die ersten Bauabschnitte erhalten.

erhält 120 Millionen US-Dollar von Goldman Sachs Alternatives. Der Geschäftsbereich der US- Bank hat dafür eine Minderheits- beteiligung am Software-Anbie- ter für Lösungen für Compliance und Nachhaltigkeitsberichter- stattung erworben. Vergangenes Jahr war bereits Armira Growth mit 27 Millionen US-Dollar beim 2018 gegründeten Unternehmen eingestiegen.

EVENTS 22. September – 27. April 2025 Mannheim Feierlichkeiten

Weinheim

Buchen

Mannheim

Schriesheim Edingen-Neckarhausen

Eberbach

beginnen: 2025 jährt sich die Mannheimer Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ zum 100. Mal; verschie- dene Ausstellungen und Veranstaltungen sind geplant. Die Reiss-Engelhorn- Museen mit dem Forum Internationale Photographie präsen- tieren Fotografien von August Sander, Albert Renger-Patzsch und Robert Häusser. www.rem-mannheim.de 13. Oktober Virtuell Israel ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas: Die Volks- hochschule Heidel- berg organisiert dazu einen Live-Stream mit Richard C. Schneider. Der langjährige Israel- Korrespondent der ARD und Spiegel- Autor lebt seit fast 20 Jahren in Tel Aviv. www.vhs-hd.de

Neckargerach

Heidelberg

Schwetzingen

Mosbach

Hassmersheim

Hockenheim

Walldorf

Sinsheim

SCHRIESHEIM Zum Wohl: Die Winzerge- nossenschaft Schriesheim hat den Weintourismus- preis Baden-Württemberg erhalten. Prämiert wurde die Veranstaltungsreihe „Reben- beben“ der Jungwinzer- Gruppe „Bergstreet Guys“. Das Event mit DJ-Musik und Weingenuss umgeben von Reben findet zweimal im Jahr statt.

HASSMERSHEIM Zuwachs: European Aero- sols hat Novasol Spray S.A. aus Spanien übernommen. European Aerosols, Anbie- ter von Aerosollösungen mit Sitz in Haßmersheim, stellt jährlich über 150 Mil- lionen Sprühdosen her und hat Verkaufsstellen in zwölf europäischen Ländern.

HEIDELBERG Digitale Nachhilfe: Das Land Baden-Württemberg setzt auf KI-Technik von Aleph Alpha, um Verwaltungsprozesse vereinfachen. Unter anderem sollen Anträge automatisch bearbeitet werden. Ab Sep- tember wollen auch andere Verwaltungen in Deutschland „F13“ nutzen.

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KOMPAKT

DIE ANALYSE

STECKBRIEF

KALENDERBLATT

Amelie Marie Flörsch: „Jede kleine Einsparung hat eine große Wirkung“

24. Oktober 2024 Haben Sie bereits an die Zukunft Ihres Unterneh- mens gedacht, ohne Sie an der Spitze? Planen Sie die Unternehmensnachfolge frühzeitig, erste Tipps gibt es beim IHK-Nachfolge- forum:  ihk.de/rhein-neckar/ nachfolgeforum

Frau Flörsch, wieso haben Sie bei den IHK-Energiescouts mitgemacht?

mit denen wir inner- halb unserer Ausbildung keinen direkten Kontakt gefunden hätten. Und so konnten wir unsere Erfah- rung erweitern und neuen Input bekommen – das war sehr hilfreich. Ru

Ich fand die Aufgaben, die ein Energiescout einnimmt, sofort sehr spannend und habe die Chance gesehen, einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Nachhaltiges und ener- gieeffizientes Arbeiten sollte im Vordergrund stehen, um die Umwelt zu schützen und Ressourcen einzusparen. Jede noch so kleine Einsparung hat eine große Wirkung, zu der ich durch das Projekt beitragen wollte. Was nehmen Sie mit? Für mich persönlich viele Dinge. Besonders jedoch, dass man mit offenen Au - gen und Ohren durch sei- ne Umgebung gehen soll, um Dinge zu bewirken. Jede Idee hat einen Mehr-

Matthias Kruse ist IHK-Ge- schäftsführer International.

Mehr auf Seite 52 und unter

Handeln für mehr Handel

ihk.de/rhein-neckar/ energiescouts



Amelie Marie Flörsch ist Chemielaborantin im zweiten Lehrjahr bei Roche in Mannheim.

Nähern sich Großbritannien und die EU nach dem Sieg von Keir Stamer bei den Un- terhauswahlen wieder an? In ihrem Wahlprogramm nennt Labour pragmatische Maß - nahmen, um den Handel mit der EU zu vereinfachen. Dass die neue Regierung han- deln muss, ist unbestritten: Deutsche Unternehmen auf der britischen Insel beklagen branchenübergreifend die hohen Hürden bei der Fach- kräftemobilität. So müssen Betriebe, die ihre Angestellten ins Vereinigte Königreich entsenden wollen, für Visums- und Beratungskosten tief in die Tasche greifen.

AUS DEN HOCHSCHULEN

Blick auf die jüdische Welt nach dem 7. Oktober 2023: Philipp Peymann Engel, Chefredakteur der Jüdischen Allgemei - nen, hat die diesjährige Heidelberger Hochschul- rede gehalten. Die Rede ist auf der Webseite der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg abrufbar.

wert. Des Weiteren sind wir durch unser Projekt mit Personen in Kontakt getreten,

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TITELTHEMA | ENERGIE

Das lesen Sie im Titelthema

12 Schimscha Wieso das Industrieunternehmen seine Energieversorgung neu aufstellt

12 Energiepolitik I Hier herrscht Handlungsbedarf

13 Energiepolitik II Das fordert die IHK

16 Wärmenetze Wie Weinheim und St. Leon-Rot neue Wege gehen 18 Wasserstoff Welche Rolle der Rohstoff bei der Energieversorgung spielen kann

STANDORTRISIKO ENERGIEPOLITIK Zeit, dass sich was dreht

Die Höhe der Preise und die Versorgungssicherheit verstärken Abwanderungstendenzen. Wie gelingt die Energiewende? Und was packen Unternehmen in der Region an?

Banger Blick in den Himmel: ein Windkraftanlagen-Techniker bei der Arbeit

TITELTHEMA | ENERGIE

H ohe Preise und fehlende Plan- barkeit bei Strom und Gas sind für die Unternehmen am Standort Deutschland mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis. Das zeigt das An- fang August vorgestellte IHK-Energie- wende-Barometer, mit dem die Deut- sche Industrie- und Handelskammer (DIHK) die Einschätzungen von rund 3.300 Unternehmen aus der Breite der deutschen Wirtschaft abbildet. „Das Vertrauen der deutschen Wirt- schaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt. Der Politik ist es bisher nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufzuzeigen. Das gilt insbesondere für die Industrie“, kommentierte der stell- vertretende DIHK-Hauptgeschäfts- führer Achim Dercks die Ergebnisse. Bislang kann die Politik den Unter- nehmen vor allem drei wichtige Fra- gen nicht beantworten: Wie werden sich die Preise für fossile Energieträ- ger mittelfristig entwickeln? Ist eine sichere und wirtschaftlich tragfähige Versorgung mit erneuerbaren Ener- gien möglich? Welche Maßnahmen sollen Betriebe ergreifen? Erste Antworten zur Entwicklung der Energiepreise liefert das Brennstoff-

hinkt die Produktion erneuerbarer Energien deutlich hinterher. Zum Jahresbeginn zeigte eine IHK-Stu- die für Baden-Württemberg, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien schneller vorankommen muss, um den bis zum Jahr 2040 stark steigen- den Strombedarf im Land zu decken. Dennoch bleibe ein nicht unerheb- licher Strom-Importbedarf bestehen. Zudem müssten die Stromnetze auf Übertragungs- und Verteilebene erheblich ausgebaut werden (siehe Seite 13). Viele Unternehmen wollen sich nicht auf staatliche Planungen verlassen und ergreifen unterdessen selbst Maßnahmen. Wo sie vorhanden sind, bieten Fern- und Nahwärmenetze zu- nehmend bessere Möglichkeiten, Pro- zesswärme zu nutzen oder abzugeben (siehe Seite 16). Vernetzte Lösungen sind ebenso gefragt, wenn es darum geht, Photovoltaik und Windkraft aus- zubauen (siehe Seite 14). Vernetzung ist schließlich auch dort gefordert, wo Erdgas und andere fossile Energieträ- ger durch Wasserstoff ersetzt werden sollen (siehe Seite 18). Doch damit sich diese unternehmerische Tätigkeit entfalten kann, braucht es verlässli- che und klare regulatorische Leitplan- ken. Und das ist wiederum Aufgabe der Politik. Alle Texte im Titel: Stefan Burkhardt

emissionshandelsgesetz (BEHG), das seit Januar 2021 für den Ver- kehrs- und Wärmesektor in Deutsch- land gilt. Die Kosten für CO2-Emis- sionen werden demnach von heute 45 Euro pro Tonne bis 2026 auf 65 Euro pro Tonne ansteigen. Ab 2027 wird dieses Modell durch den freien Emissionshandel abgelöst werden. Zu diesem Zeitpunkt könnte es zu einem sprunghaften Anstieg der Preise für Emissionszertifikate kommen. Lassen sich diese Kosten- bestandteile dennoch einigermaßen „einpreisen“, bleiben die Risiken bei anderen Komponenten – wie etwa Preissprüngen fossiler Energieträger infolge politischer Spannungen – un- vorhersehbar. Wie ist es aber um die Versorgung mit grüner Energie bestellt? Die gute Nachricht: Laut Hochrechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Würt- temberg und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft haben Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 bundesweit circa 58 Prozent des in Deutschland benötigten Stroms geliefert. Die schlechte Nachricht: Es existieren erhebliche regionale Ungleichgewich- te, insbesondere in Süddeutschland

Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts leidet Antworten auf die Frage „Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der hohen Preise für Energie auf Investitionen? Die höheren Stromkosten und/oder Gaspreise führen zu ...“ (in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)

keine Auswirkungen

Zurückstellung von Investitionen in Kernprozesse

Zurückstellung von Investitionen in Forschung und Innovation

Zustimmung gesamt Industrie

Zurückstellung von Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen

Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens am Standort Deutschland

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QUELLE: IHK-ENERGIEWENDEBAROMETER 2024

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TITELTHEMA | ENERGIE

SCHIMSCHA „Uns belastet die mangelnde Planungssicherheit“ Bei der Schimscha GmbH werden Metall- und Sonderkonstruktionen gefertigt. Katrin Schimscha erklärt, wie sie ihr energieintensives Unternehmen für die Zukunft rüstet.

überwachen und optimieren. Neben der Isolierung unserer Gebäude warten wir unsere Maschinen regelmäßig und er- setzen die vorhandenen durch energieeffizientere Modelle. Außerdem können wir die Abwärme unseres Pulver- einbrennofen als thermische Energie in erheblichem Maße in den Produktionskreislauf zurückführen. Planen Sie mit erneuerbaren Energien? Schimscha: Wir denken, dass es Sinn macht, die regional verfügbaren Energieträger wie Wasserkraft, Windkraft und Solarenergie optimal zu nut-

zen. Selbst planen wir, künftig das Biogas eines nahegelegen Bauernhofes zu nutzen. Das setzt jedoch umfangreiche chemische Untersuchung dazu voraus, ob dieses Gas für unse- re Zwecke geeignet ist. Vor welchen sonstigen Heraus - forderungen stehen Sie? Schimscha: Uns belastet die mangelnde Planungssicher- heit. Die gesetzlichen Rege- lungen und die Energiekosten sind unvorhersehbar. Das macht es für uns schwierig, fundierte Entscheidungen zu treffen und zugleich unsere Wettbewerbsfähigkeit auf- rechtzuerhalten.

Katrin Schimscha ist Besonders be- stellte der Schim- scha GmbH.

1,5 MILLIONEN

Frau Schimscha, wie sparen Sie Energie ein? Katrin Schimscha: Wir kön- nen dank eines strukturierten Energiemanagementsystems nach ISO 50001 unseren Energieverbrauch systematisch

Kilowattstunden Strom: jährlicher Energieverbrauch der Schimscha GmbH QUELLE: SCHIMSCHA GMBH

ENERGIEBAUSTELLEN

Wo Bagger rollen müss(t)en

deutschland zu den energieintensiven Unternehmen in Süddeutschland bringen und so die Entschädigungs- leistung für die Abregelung der Erzeu- gungsanlagen enorm reduzieren. Ausbau der Verteilnetze ZIEL Die regionalen Stromnetze für steigende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und steigende Nachfrage (durch Industrie, E-Mobili- tät und Wärmepumpen) auslegen. Aufbau von Wasserstoff-Erzeugungs- anlagen, -Hubs und -speichern;

Ausbau von Windkraftanlagen und PV-Flächen an geeigneten Stellen ZIEL Erzeugungskapazitäten der erneuerbaren Energien weiter erhöhen. Planung und Bau von Back-up-Kraftwerken ZIEL Netzstabilität auch bei Schwan- kungen der Energieerzeugung aus Wind und Sonne gewährleisten. Nord-Süd-Stromtrassen ausbauen ZIEL Insbesondere überschüssigen Strom aus Windkraftanlagen in Nord-

Umrüstung der Gasnetze auf Wasserstoff ZIEL Die Kapazitäten für den umfangreichen Import, den Weitertransport und die Nutzung

von Wasserstoff schaffen. Ausbau und Verdichtung der Fernwärmenetze

ZIEL Wo möglich die Verwendung fossiler Energien für Heizzwecke bzw. industrielle Prozesse durch Fernwärme aus erneuerbaren Energien ersetzen.

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TITELTHEMA | ENERGIE

ENERGIEVERSORGUNG IM LAND

DIE KRAFTWERKSTRATEGIE

Das ist die Lage: • Bis 2040 wird sich laut BWIHK-Stromstudie 2024 der Energiebedarf in Baden-Württemberg mit 109 bis 161 Terawattstunden (TWh) mehr als verdoppeln. • Das maximale Stromerzeugungspotenzial aus erneuerbaren Energien beträgt in Baden-Würt- temberg über 300 TWh. • Anvisiert ist eine Aktivierung von 92 TWh. Dazu notwendig sind sehr hohe Zubauraten bei Photo- voltaik und Windkraft. • Trotzdem wird Baden-Württemberg auf Stromim- porte von bis zu 67 TWh im Jahr angewiesen sein. Daher fordert die IHK von der Politik:

Ein Stiefkind der Energiewende Laut DIHK-Umfrage vom Mai unter knapp 1.000 Unternehmen hatten 42 Prozent der Betriebe im Jahr 2023 kurze Stromaus- fälle unter drei Minuten und knapp ein Drittel Stromausfälle, die über drei Minuten andauerten. Zur Erklärung: Stromaus- fälle unter drei Minuten werden von der Bundesnetzagentur nicht erfasst, können allerdings zu Schäden an Maschinen und Produkten führen und erhebliche Kosten im fünfstelligen Be- reich verursachen. Wenngleich die Ursache mangels Auskunftspflicht der Netz - betreiber unbekannt bleibt, könnte dem zaghaften Netzausbau eine erhebliche Bedeutung zukommen. „Ein wichtiger Baustein der Netzstabilität sind Kraftwerke, die Schwankungen bei den erneuerbaren Energien abfangen. Nur so können wir grund- lastfähig werden“, erklärt IHK-Geschäftsführer Andreas Kempff. Die Prognosen bezüglich der erforderlichen Kraftwerksleistung reichen von 21 bis 40 Gigawatt (GW). Konkret geplant wurden von der Bundesregierung bislang nur 12,5 GW. Die Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke sind außergewöhnlich: Sie werden im Jahr nur wenige Volllast - stunden laufen – Tendenz sinkend, denn mit dem zunehmen - dem Aufbau der erneuerbaren Energien in Süddeutschland und dem Ausbau der Übertragungsnetze werden die Anlagen immer weniger gefordert sein. „Ein solches Kraftwerk kann nicht rentabel arbeiten“, lautet das Fazit des IHK-Experten Kempff: „Leider fehlt jegliche Information, wie die Kraftwerke beschaffen sein sollen, damit eine Wirtschaftlichkeit darstellbar ist.“

Die Erzeugung regenerativen Stroms vor allem im Süden Deutschlands rasch ausbauen Den Netzausbau als die naheliegendste Option begreifen, um die Versorgungs- sicherheit zu gewährleisten Die Planung wasserstofffähiger Reservekraftwerke rasch konkretisieren Steuern und Zusatzkosten der Strom- versorgung dauerhaft reduzieren.

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TITELTHEMA | ENERGIE

HGK LOGISTICS AND INTERMODAL „Teilautonomie der Energieversorgung“ Verstromung wird immer wichtiger. Bei HGK Logistics and Intermodal in Ladenburg setzt man massiv auf Photovoltaik.

sind heute mit einer PV-An- lage mit 3,75 Megawatt Peak Kapazität ausgerüstet. Davon nutzt HGK 750 Kilowatt Peak für den Eigenverbrauch, der Rest wird durch die Schwes- tergesellschaft betrieben und ins öffentliche Netz einge- speist. „Weder die Nutzung der gesamten Fläche, noch die Einspeisung der gesam- ten Strommenge hätten sich aufgrund der regulatorischen Bestimmungen und insbeson- dere der Vergütung gelohnt“, sagt Petrusic. Weiter war zu bedenken, dass die PV-Anlage zwar die beste Leistung liefert, wenn im für die Kühlung auch der höchste Bedarf besteht – im Hochsommer. Dennoch muss insbesondere nachts, wenn die PV-Anlage keinen Strom liefert, weiterhin Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen werden. „Weil der Zukauf von Strom mehr kostet, als wir durch die Einspeisevergütung der gleichen Menge ins öffent- liche Netz erlösen können, haben wir auch Speicherlö- sungen überprüft. Diese waren jedoch kommerziell nicht darstellbar. Noch sind die Bat- terien zu teuer und es fehlen die Erfahrungswerte, wie lange sie eingesetzt werden können“, erläutert Petrusic. Die man- gelnden Speichermöglichkei- ten halten HGK auch davon ab, die verbliebenen 25 Prozent Dachfläche mit PV-Modulen zu bestücken. Gelohnt hat sich

Alen Petrusic, Regional Operati - ons Manager South bei HGK Logistics and Intermodal, in mitten des Photo- voltaik-Feldes am Standort in Laden- burg

D as Hallendach gleicht Ladenburg Strom geerntet. Bei HGK Logistics and Intermo- dal (ehemals Neska), das zur HGK Häfen und Güterverkehr Köln AG gehört, kommt mit insgesamt 50.000 Quadrat- metern einiges an Dachfläche zusammen. Der Vorteil: Das Hallendach war bereits so geplant, dass es eine Photovol- taik (PV)-Anlage aufnehmen konnte, statische Überprüfun- gen waren somit nicht nötig. Das Logistikunternehmen hat einen kontinuierlichen Ener- giebedarf, da fünf Hallenab- schnitte gekühlt und sonstige betriebliche Abläufe mit Strom einem weiten Feld. Doch statt Getreide wird bei in versorgt werden müssen. So lag der Gedanke einer eigenen PV-Anlage nicht weit. „Wir wollten nachhaltig wirtschaf-

ten und eine Teilautonomie der Energieversorgung errei- chen“, erklärt Alen Petrusic, als Regional Operations Manager South bei der HGK für den Standort Ladenburg zuständig. Die Planung war jedoch nicht einfach. „Bei einer Anlage in dieser Größenordnung muss man sich intensiv mit kom- plexen Sachfragen wie der EEG-Umlage und der Ein- speisevergütung auseinander- setzen. Das wäre für mich und meine Kollegen allein schwie- rig geworden, unsere Expertise liegt in der Logistik“, berichtet Petrusic. Als Teil des Stadt- werke-Köln-Konzerns konnten die HGK-Verantwortlichen jedoch auf die Expertise eines eigenen Energieversorgers, der RheinEnergie, zurückgreifen. Drei Viertel der Dachfläche

Neben den klas - sischen Paneelen kommen in der Photovoltaik verstärkt Solar- Ziegel, Solar-Fas - sadenelemente und Solar-Zäune zum Einsatz.

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TITELTHEMA | ENERGIE

Purchase Agreements (Anmerk. der Redaktion: Vertrags- bindungen zwischen Abnehmern und Erzeugern erneuer- barer Energien, um Strom direkt oder indirekt zu einem vorab vereinbarten Preis zu beziehen. Diese Verträge bieten nicht nur Planungssicherheit, sie erlauben den Ver- brauchern ebenso, eine direkte Anbindung an Wind- und Solarparks aufzubauen) oder die Ausstattung von eigenen Parkplätzen bzw. Hallendächern mit PV-Anlagen. Insbe- sondere logistische Lagerhallen bieten ein beachtliches Potenzial. HGK will dieses Potenzial noch intensiver nutzen: Mit der Umstellung auf Elektro-Trucks für lokale Umfuhren gehen die Logistiker bei der Nutzung des selbsterzeugten Solar- stroms einen weiteren Schritt. Ab August 2024 werden zwei batteriegetriebene 40-Tonnen-Elektro-Sattelzugma- schinen eingesetzt, die im Umkreis von rund 50 Kilometern den Warentransport zwischen Lager und Produktionsstät- ten übernehmen und mit Strom aus der eigenen PV-Anlage geladen werden. „Damit optimieren wir unseren Eigenver- brauch und treiben die Dekarbonisierung unserer Prozesse weiter voran,“ freut sich Alen Petrusic.

die Investition laut Petrusic dennoch: „Mit der Energiekri- se infolge des Russland-Ukraine-Krieges erwies sich unse- re fertiggestellte PV-Anlage als einzigartiger Glücksfall.“ Die Bedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Ener- gien haben sich jüngst etwas verbessert: Der Bundestag beschloss bei der Novellierung des Bundes-Immissions- schutzgesetz unter anderem, die Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen an Land und Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff zu straffen. Unumstritten sind die Anlagen allerdings nicht, das gilt auch für Freiflächen- Photovoltaik. Die Paneele in der freien Natur bieten für manche Bauern zwar eine willkommene Einkommensquel- le, verbrauchen jedoch Freiflächen und stehen so mitunter in Flächenkonkurrenz zu landwirtschaftlicher Nutzung, Gewerbe und Wohnen. Soll der Strom in das Netz einge- speist werden, müssen ein entsprechender Anschluss und eine geeignete Leitung verfügbar sein sowie verschiedene regulatorische Fragen geklärt werden. Dennoch können Unternehmen bei ihrer Energieversor- gung von Photovoltaik profitieren, entweder über Power

COLOCATION-RECHENZENTRUM Wenn Kälte hip wird

heizen und geht somit nicht komplett verloren. Unsere Fassadenbegrünung dient als natürliche Klima-Anlage und der weiterhin benötigte Strom stammt aus regenerativen Quellen, darunter die Photo- voltaik auf dem eigenen Dach.

Weshalb sind Rechenzentren energieintensiv? Moßmann: Die Server haben den höchsten Energiebedarf. Hinzu kommen die sogenann- ten peripheren Systeme wie Kühlung und Notstromver- sorgung. Die durch das 2023 in Kraft getretenen Energieeffi- zienzgesetz geforderte Redu- zierung des Energieverbrauchs trägt nicht nur zum Umwelt- schutz bei, sondern reduziert auch die Betriebskosten, was nicht zuletzt unseren Kunden zugutekommt. Wie senken Sie den Energieverbrauch? Moßmann: Unser Rechen- zentrum ist mit der Fernkälte- versorgung der Stadtwerke Heidelberg verbunden. Wir beziehen unsere Kälte also aus einem hocheffizienten, skalier- baren und redundanten Sys- tem. Die rücklaufende Wärme wird von uns zum Teil weiter- genutzt, um das Gebäude zu

Das Colocation-Rechenzen- trum im Heidelberg Innovation Park (hip) nutzt Fernkälte. Thorsten Moßmann, Chief Technical Officer des Betrei - bers nexspace data centers, er - klärt, wie der Energieverbrauch zusätzlich reduziert wird. Herr Moßmann, weshalb wurde das Colocation-Re- chenzentrum im hip erbaut? Thorsten Moßmann: Im hip siedeln sich für uns sehr interessante IT- und Biotech- Unternehmen an und uns als sogenanntes Edge-Rechen- zentrum ist es wichtig, nahe am Kunden zu sein. Denn ein Edge-Rechenzentrum befindet sich näher am Netzwerkrand bzw. an den Endnutzern und ermöglicht so eine schnellere Verarbeitung zeitkritischer Daten. Der Standort war über das Glasfasernetz der Stadt- werke Heidelberg gut anzubin- den. Und es gab vor Ort auch eine Kälteversorgung.

18 MILLIARDEN Kilowattstunden Strom verbrauchten alle deutschen Re- chenzentren 2023 QUELLE: BITKOM

Das Colocation-Rechenzentrum in Heidelberg

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WÄRME Vernetzt gegen den Klimawandel Wärmenetze spielen eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der deutschen Energienutzung. In Weinheim und St. Leon-Rot sieht man das in der Praxis.

Wärmequelle das kleinere Netz eines Gewerbeparks. Die eigentliche Wärmeplanung ist in Weinheim bereits abge- schlossen. Die Kernpunkte: Je nach (Ausbau-)Möglichkeiten der Fernwärme- und Strom- netze sollen unterschiedliche Wärmequellen genutzt werden, von der Fernwärme über Wär- mepumpen in den einzelnen Gebäuden bis zu Biomasse- heizungen. Geothermie wird ebenso in Betracht gezogen. „Der Ausbau muss am Ende des Tages ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll sein“, erklärt Friedrich. Deshalb sei das gesamte Planungsverfah- ren in Weinheim partizipativ gestaltet: Das Fernwärmenetz wird ausgebaut, wenn Interes- se besteht. Einige Cluster von Interessierten haben sich etwa durch Nachbarschaftsinitiati- ven bereits gebildet. Für Unternehmen, die Abwär- me auskoppeln können und in deren Nähe sich ein Fern- wärmenetz befindet, stellt sich die Frage, ob sie ihre Abwärme in ein ausgebautes Wärmenetz einspeisen oder Wärme von dort beziehen können. Darüber hin- aus bietet der Bezug von Wärme über Fernwärmenetze für Unter- nehmen grundsätzliche Vorteile, liegen Dekarbonisierungspflich- ten und Investitionsrisiko doch auf Seiten der Stadtwerke. Und wenn es kein Fernwärme- netz gibt? Ob und inwieweit sich für die Abwärmenutzung eine Quartierslösung eig- net, hängt vom Einzelfall ab. Grundsätzlich fällt die Abwär-

me aus industriellen Prozessen meist jahreszeitenunabhängig an oder erreicht bei Küh- lungsvorgängen gerade in der wärmsten Jahreszeit ihren Höhepunkt. Das schränkt ihre Weiterverwendung für Heizzwecke ein. Vorteilhaft kann jedoch die Nutzung der Abwärme für unterschiedliche Prozesse innerhalb eines Be- triebes oder zwischen zwei ver- schiedenen Unternehmen sein. Die anfallende Wärmemenge unterliegt allerdings produkti- onsbedingten Schwankungen, im schlimmsten Fall fällt ein Wärme-Partner weg. Für diese Schwankungen und die erfor- derlichen Restmengen müssen Lösungen gefunden werden. Wie es trotzdem geht, zeigt ein Beispiel aus St. Leon-Rot. Dort plant die Rheinmetall- Tochter KS Gleitlager, über ein geschlossenes, unterirdi- sches Kreislaufsystem Pro- zesswärme der benachbarten SLR-Gießerei als Energie für verschiedene Produktions- prozesse und Heizzwecke zu nutzen. Die Inbetriebnahme ist für September 2024 an- visiert. Bereits nach wenigen Jahren sollen sich die Projekt- kosten amortisiert haben. Neue Infrastrukturen gibt es nämlich nie umsonst – auch nicht bei der Fernwärme. Und im Gegensatz zu Strom und Gas existiert bei der Fern- wärme kein funktionierender Markt, die Anbieter sind ver- tikal integriert, man kann den Versorger – selbst nach Ablauf der außergewöhnlich langen Vertragslaufzeiten – nicht ein- fach wechseln.

F ernwärme? Ja bitte! So könnte der Slogan zum Heizen in Weinheim lauten. „Fernwärme ist für uns eine der zukunftsfähigsten Arten zu heizen“, sagt Tors- ten Friedrich von der Stadt- werke Weinheim GmbH. Wie in den meisten deutschen Kommunen unterstützten die Stadtwerke auch in Weinheim die Kommune bei der Kon- zeption und der Umsetzung der Wärmeplanung. Vor Ort gibt es drei Wärmenetze: Das Netz „Mannheimer Straße“ wird unter anderem von einem mit bilanziellem Biogas be- triebenen Blockheizkraftwerk versorgt, das Netz „Lützelsach- sen – Ebene“ speist eine mit landwirtschaftlichem Biogas betriebene Anlage und schließ- lich versorgt eine durch Wär- meauskopplung eines Indus- trieunternehmens betriebene

Bauarbeiten in Weinheim: Durch diese Rohre fließt zukünftig Wärme.

7 MILLIONEN der deutschen Haushalte heizen mit Fernwärme QUELLE: BUNDESVER- BAND FÜR ENERGIE- UND WASSERWIRTSCHAFT

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INFO

Wärme Das planen Bund und Land

Die EXPLOSERV GmbH bietet inno- vative Lösungen zur Kampfmittel- erkundung und -räumung. Mit modernster Technik und präzisen Methoden gewährleistet das Un- ternehmen eine sichere und um- weltfreundliche Beseitigung von Kampfmittelaltlasten. Kampfmittelräumung Sicheres Bauen und Planen Blindgänger und Überreste des Zweiten Welt- krieges sind noch immer eine Gefahr für Mensch und Umwelt. EXPLOSERV unterstützt Bauherren, Investoren und Kommunen durch die gesamte Prozesskette der Kampfmittelräumung – von der Vorerkundung bis zur sicheren Räumung – für eine effiziente und sichere Projektumsetzung. Moderne Technik und transparente Dokumentation EXPLOSERV setzt auf modernste Sondier-Techno- logien und historische Datenanalysen zur präzisen Gefahrenerkennung. Die transparente Dokumen- tation gewährleistet dabei höchste Sicherheit und die Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben. Erfahren Sie mehr unter www.exploserv.com

Das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg forderte eine Wärmeplanung durch sämtliche Stadtkreise sowie die großen Kreis - städte mit mehr als 20.000 Einwohnern bis Ende 2023. Auf Bundesebene will das zum 1. Januar 2024 in Kraft getretene Wärmeplanungsgesetz die Erzeugung und den Verbrauch von Wärme bis 2045 klimaneutral gestalten und dazu mittelfristig jedes Jahr mindestens 100.000 Gebäude mit den Fernwärmenetzen verbin- den. Die entsprechenden Wärmepläne sollen in Groß - städten bis Ende 2026 vorliegen.

INFO

Checkliste für Betriebe In sechs Schritten zur Wärmenutzung

1. Gibt es einen Anschluss- und Benutzungsplan für Fernwärme und eventuell für Fernkälte? 2. Welche Kosten entstehen? Bietet sich eine Quartierslösung oder die gemeinsame Nutzung/der Austausch von Wärme und Abwärme an? 4. Wie kann Wärme innerhalb eines Unternehmens besser genutzt werden? 5. Wie können fossile Energieträger durch nachhal- tige Energieträger wie Biogas ersetzt werden? 3. 6. Besteht die Möglichkeit, Unternehmensprozesse auf Wasserstoff umzustellen? IHK-Unterstützung bei allen Energieeffizienzfragen: ihk.de/rhein-neckar/keffplus

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WASSERSTOFF „Energiesystem neu denken“ Wasserstoff soll mittelfristig Erdgas als Energieträger und Rohstoff ersetzen. Damit dieses Vorhaben keine Zukunftsmusik bleibt, ist einiges an Arbeit notwendig.

entsprechende Schritte. Sind bereits diese Maßnahmen oft mit hohen Kosten verbunden, bleibt für viele Anwendungen Erdgas oder ein ähnlicher Energieträger notwendig. Kann Wasserstoff eine nachhaltige Alternative sein? „Klimafreundlicher Wasser- stoff ist ein elementarer Bau- stein für ein zukunftssicheres, resilientes und effizientes Energiesystem“, erklärt Isabell Knüttgen, Leiterin Energie bei der Landesagentur e-mobil BW und der Plattform H2BW: „Wasserstoff ist jedoch kein 1:1-Ersatz für fossile Energie- träger wie Erdgas. Wir müssen vielmehr das Energiesystem neu denken und den richtigen Transformationspfad finden.“ Dabei seien die chemischen Energieträger Wasserstoff und seine Derivate als Ergänzung zur Elektrifizierung vieler An- wendungen die beste Lösung. Nach Auswertung verschiede- ner aktueller Studien sei davon auszugehen, dass der Anteil des Wasserstoffs an einem künftigen Energiesystem circa 15 bis 25 Prozent umfassen wird. Es komme nun darauf an, in kurzer Zeit das System entsprechend auszulegen und Erfahrungen zu sammeln. Praxisnahe Projekte – wie H2Rhein-Neckar und H2Ri- vers – könnten aufzeigen, wo Wasserstoff sinnvoll eingesetzt werden kann und wann welche Mengen des Energieträgers in der Region benötigt werden. Gegenwärtig ist die Wasser- stoffwirtschaft nämlich noch durch ein typisches „Henne-

Ei-Problem“ geprägt: Eine wirt- schaftlich tragfähige Produk- tion kann erst anlaufen, wenn die entsprechende Nachfrage besteht, doch Unternehmen werden erst Wasserstoff nut- zen, wenn er in ausreichendem und bezahlbarem Maße verfüg- bar ist. Die Projekte H2Rhein- Neckar und H2Rivers bauten deshalb die gesamte Wert- schöpfungskette auf und er- probten sie in der Praxis. „Nun geht es darum, diese Kette in die Fläche auszurollen, die Er- fahrungen zu teilen und über die Häfen am Rhein für den Anschluss an das europäische Wasserstoff-Backbone zu sor- gen“, schildert Doris Wittne- ben, Bereichsleiterin Zukunfts- felder und Innovation bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, das Vorgehen. Eines ist für die Energieexper- tin Wittneben klar: „Wasser- stoff ist und bleibt ein knappes Gut. Wir sollten jetzt nicht riesige Mengen des Energie- trägers – insbesondere für Heizzwecke – verplanen, wenn wir sie nicht haben.“ Für 70 Prozent des erforderlichen Wasserstoffs bestünde wohl ein Importbedarf. „Das be- deutet im Umkehrschluss, dass wir 30 Prozent des Wasser- stoffs in Deutschland selbst erzeugen müssen“, berichtet Knüttgen: „Das Land versucht gegenwärtig intensiv, regiona- le Erzeugungskapazitäten zu aktivieren und das Entstehen von regionalen Hubs voran- zutreiben, die technisch und ökonomisch Sinn machen und sich idealerweise zu einem Netz integrieren.“

V iele energieintensive Unternehmen wurden von den mit Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges explodierenden Gaspreisen hart getroffen. Mittlerwei- le sind die Gaspreise zwar generell gesunken. Allerdings erreichen sie zum einen nicht das Niveau vor dem russischen Überfall, zum anderen ent- wickeln sich die Preise extrem uneinheitlich – je nach Art des Vertrages, Zeitpunkt des Vertragsabschlusses und den jeweiligen Liefermodalitäten (zum Beispiel Versorgung über Stadtwerke vs. Spotmarkt). Für weitere Unsicherheit sorgen Ankündigungen, Teile des Erdgasnetzes in abseh- barer Zeit stillzulegen. Viele Unternehmen fahren deshalb zweigleisig oder elektrifizieren ihre Fertigung bzw. planen

Einmal volltanken mit H2: Auf dem neuen Betriebshof der Rhein-Neckar- Verkehr GmbH in Heidelberg sind Wasserstoff-Tank - stellen integriert.

3.000 MILLIONEN Kubikmeter Wasserstoff wurden 2023 in Deutschland hergestellt. QUELLE: STATISTA

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METROPOLREGION RHEIN-NECKAR

Wasserstoff in der MRN: Lessons learnt aus der Projektarbeit

Wasserstoffprojekte im Überblick Zwei Projekte bringen die Wasserstofftech - nologie in die MRN. Die Demonstrationsprojekte H2Rivers und H2Rhein-Neckar bauen in der Metropolregion Rhein-Neckar eine regionale Wasserstoffwert - schöpfungskette auf und schaffen Anreize, um eine Wasserstoffwirtschaft vor Ort zu etablie - ren. Von der Erzeugung des Wasserstoffs vor Ort, über die Verteilung, bis hin zum Einsatz in Mobilitätsprojekten zeigen verschiedene Teilprojekte, wie der Energieträger Wasserstoff lokal vor Ort eingesetzt wird. Die Umstellung des Busverkehrs in Heidelberg und Mannheim auf Wasserstoff wird wissenschaftlich begleitet. Die Forscher werten ökonomische und tech- nische Daten aus, um den Umstieg bestmög - lich zu steuern und die Projekterkenntnisse für andere Kommunen und ÖPNV-Betreiber nutzbar zu machen. Die Kennzahlen: Produktion: circa 400 Tonnen Wasser- stoff pro Jahr, abgefüllt am H2 Filling Center in Mannheim (Air Liquide), und zwei Megawatt Elektrolyseur mit grünem Strom in Waiblingen (hy.waiblingen: GP Joule & Stadtwerke Waiblingen) Infrastruktur: Zwölf H2-Trailer zur Auslieferung von Wasserstoff, insgesamt fünf Wasserstoff-Tankstellen in Mann - heim, Heidelberg, Ludwigshafen, Frankenthal und Waiblingen (H2 Mobility, GP Joule). Einsatz in verschiedenen Mobilitätsanwendun- gen: PKW, Busse, Straßendienstfahrzeuge, Müllfahrzeuge (rnv, SSB, Abfallsammelbetrie - be, KazenMaier, LK Esslingen) Projektlaufzeit: 2020-Ende 2024

Die H2-Wertschöpfungskette bietet eine steile Lernkurve, die jedoch bewältigt werden kann. Senkung der Erzeugungskosten für grünen Wasserstoff, zum Beispiel durch die Skalierung der Produktion von Elektrolyseuren. Lösung von Transportfragen, zum Beispiel durch Schaffung eines europäischen Backbone (in Zusammenarbeit mit den Gasnetzbetreibern) und die Einrichtung von Satelliten, die Kurzfristige Herstellung von Planungssicherheit seitens des Bundes, bevor Investitionen getätigt werden können. Auch unter Zeitdruck sowie wirtschaftlichen und politi - schen Unsicherheiten können Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Der Zeitdruck, unter dem Infrastruktur aufgebaut und komplexe Investitionsentscheidungen getroffen werden müssen, bleibt eine wesentliche Herausforderung. Bei der Produktion sind vor allem vier Farben Wasserstoff zu unterscheiden: sich möglichst wirtschaftlich dezentral selbst versorgen. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse gewonnen, bei der Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespaltet wird. Türkiser Wasserstoff entsteht durch Methanpyrolyse, bei der das Methan im Erdgas in Wasserstoff und festen Kohlenstoff aufgespalten wird. Grauer/Blauer Wasserstoff basiert auf der Dampfreformie - rung von Erdgas, Kohle oder Öl. Das CO₂ wird entweder in die Atmosphäre abgegeben (Grauer Wasserstoff) oder abgeschieden und unterirdisch gelagert (Blauer Wasserstoff).

QUELLE: MRN GMBH

Checkliste Gas/Wasserstoff

14 Projektpartner

Befindet sich eine wasserstofffähige Gasleitung in der Nähe? Ist eine Versorgung der Region mit Wasserstoff geplant? Wie soll diese Versorgung ausgestaltet werden? Wird der Wasserstoff in ausreichender Menge und zu bezahlbaren Preisen verfügbar sein? Welche „Farbe“ hat der in Aussicht gestellte Wasserstoff?

Förderung H2Rhein-Neckar: 16,7 Mil- lionen Euro durch Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg Förderung H2Rivers: 20 Millionen Euro durch Bundesministerium für Digitales und Verkehr

Gesamtes Projektvolumen: knapp 100 Millionen Euro

Sind die eigenen Einrichtungen (zum Beispiel Brenner) im Unternehmen für Wasserstoff geeignet?

www.h2rivers.de

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