TITELTHEMA | ENERGIE
H ohe Preise und fehlende Plan- barkeit bei Strom und Gas sind für die Unternehmen am Standort Deutschland mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis. Das zeigt das An- fang August vorgestellte IHK-Energie- wende-Barometer, mit dem die Deut- sche Industrie- und Handelskammer (DIHK) die Einschätzungen von rund 3.300 Unternehmen aus der Breite der deutschen Wirtschaft abbildet. „Das Vertrauen der deutschen Wirt- schaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt. Der Politik ist es bisher nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufzuzeigen. Das gilt insbesondere für die Industrie“, kommentierte der stell- vertretende DIHK-Hauptgeschäfts- führer Achim Dercks die Ergebnisse. Bislang kann die Politik den Unter- nehmen vor allem drei wichtige Fra- gen nicht beantworten: Wie werden sich die Preise für fossile Energieträ- ger mittelfristig entwickeln? Ist eine sichere und wirtschaftlich tragfähige Versorgung mit erneuerbaren Ener- gien möglich? Welche Maßnahmen sollen Betriebe ergreifen? Erste Antworten zur Entwicklung der Energiepreise liefert das Brennstoff-
hinkt die Produktion erneuerbarer Energien deutlich hinterher. Zum Jahresbeginn zeigte eine IHK-Stu- die für Baden-Württemberg, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien schneller vorankommen muss, um den bis zum Jahr 2040 stark steigen- den Strombedarf im Land zu decken. Dennoch bleibe ein nicht unerheb- licher Strom-Importbedarf bestehen. Zudem müssten die Stromnetze auf Übertragungs- und Verteilebene erheblich ausgebaut werden (siehe Seite 13). Viele Unternehmen wollen sich nicht auf staatliche Planungen verlassen und ergreifen unterdessen selbst Maßnahmen. Wo sie vorhanden sind, bieten Fern- und Nahwärmenetze zu- nehmend bessere Möglichkeiten, Pro- zesswärme zu nutzen oder abzugeben (siehe Seite 16). Vernetzte Lösungen sind ebenso gefragt, wenn es darum geht, Photovoltaik und Windkraft aus- zubauen (siehe Seite 14). Vernetzung ist schließlich auch dort gefordert, wo Erdgas und andere fossile Energieträ- ger durch Wasserstoff ersetzt werden sollen (siehe Seite 18). Doch damit sich diese unternehmerische Tätigkeit entfalten kann, braucht es verlässli- che und klare regulatorische Leitplan- ken. Und das ist wiederum Aufgabe der Politik. Alle Texte im Titel: Stefan Burkhardt
emissionshandelsgesetz (BEHG), das seit Januar 2021 für den Ver- kehrs- und Wärmesektor in Deutsch- land gilt. Die Kosten für CO2-Emis- sionen werden demnach von heute 45 Euro pro Tonne bis 2026 auf 65 Euro pro Tonne ansteigen. Ab 2027 wird dieses Modell durch den freien Emissionshandel abgelöst werden. Zu diesem Zeitpunkt könnte es zu einem sprunghaften Anstieg der Preise für Emissionszertifikate kommen. Lassen sich diese Kosten- bestandteile dennoch einigermaßen „einpreisen“, bleiben die Risiken bei anderen Komponenten – wie etwa Preissprüngen fossiler Energieträger infolge politischer Spannungen – un- vorhersehbar. Wie ist es aber um die Versorgung mit grüner Energie bestellt? Die gute Nachricht: Laut Hochrechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Würt- temberg und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft haben Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 bundesweit circa 58 Prozent des in Deutschland benötigten Stroms geliefert. Die schlechte Nachricht: Es existieren erhebliche regionale Ungleichgewich- te, insbesondere in Süddeutschland
Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts leidet Antworten auf die Frage „Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der hohen Preise für Energie auf Investitionen? Die höheren Stromkosten und/oder Gaspreise führen zu ...“ (in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)
keine Auswirkungen
Zurückstellung von Investitionen in Kernprozesse
Zurückstellung von Investitionen in Forschung und Innovation
Zustimmung gesamt Industrie
Zurückstellung von Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen
Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens am Standort Deutschland
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QUELLE: IHK-ENERGIEWENDEBAROMETER 2024
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2024
ihk.de/rhein-neckar
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