IHK-Magazin Ausgabe 6/2024

TITELTHEMA | ENERGIE

Purchase Agreements (Anmerk. der Redaktion: Vertrags- bindungen zwischen Abnehmern und Erzeugern erneuer- barer Energien, um Strom direkt oder indirekt zu einem vorab vereinbarten Preis zu beziehen. Diese Verträge bieten nicht nur Planungssicherheit, sie erlauben den Ver- brauchern ebenso, eine direkte Anbindung an Wind- und Solarparks aufzubauen) oder die Ausstattung von eigenen Parkplätzen bzw. Hallendächern mit PV-Anlagen. Insbe- sondere logistische Lagerhallen bieten ein beachtliches Potenzial. HGK will dieses Potenzial noch intensiver nutzen: Mit der Umstellung auf Elektro-Trucks für lokale Umfuhren gehen die Logistiker bei der Nutzung des selbsterzeugten Solar- stroms einen weiteren Schritt. Ab August 2024 werden zwei batteriegetriebene 40-Tonnen-Elektro-Sattelzugma- schinen eingesetzt, die im Umkreis von rund 50 Kilometern den Warentransport zwischen Lager und Produktionsstät- ten übernehmen und mit Strom aus der eigenen PV-Anlage geladen werden. „Damit optimieren wir unseren Eigenver- brauch und treiben die Dekarbonisierung unserer Prozesse weiter voran,“ freut sich Alen Petrusic.

die Investition laut Petrusic dennoch: „Mit der Energiekri- se infolge des Russland-Ukraine-Krieges erwies sich unse- re fertiggestellte PV-Anlage als einzigartiger Glücksfall.“ Die Bedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Ener- gien haben sich jüngst etwas verbessert: Der Bundestag beschloss bei der Novellierung des Bundes-Immissions- schutzgesetz unter anderem, die Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen an Land und Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff zu straffen. Unumstritten sind die Anlagen allerdings nicht, das gilt auch für Freiflächen- Photovoltaik. Die Paneele in der freien Natur bieten für manche Bauern zwar eine willkommene Einkommensquel- le, verbrauchen jedoch Freiflächen und stehen so mitunter in Flächenkonkurrenz zu landwirtschaftlicher Nutzung, Gewerbe und Wohnen. Soll der Strom in das Netz einge- speist werden, müssen ein entsprechender Anschluss und eine geeignete Leitung verfügbar sein sowie verschiedene regulatorische Fragen geklärt werden. Dennoch können Unternehmen bei ihrer Energieversor- gung von Photovoltaik profitieren, entweder über Power

COLOCATION-RECHENZENTRUM Wenn Kälte hip wird

heizen und geht somit nicht komplett verloren. Unsere Fassadenbegrünung dient als natürliche Klima-Anlage und der weiterhin benötigte Strom stammt aus regenerativen Quellen, darunter die Photo- voltaik auf dem eigenen Dach.

Weshalb sind Rechenzentren energieintensiv? Moßmann: Die Server haben den höchsten Energiebedarf. Hinzu kommen die sogenann- ten peripheren Systeme wie Kühlung und Notstromver- sorgung. Die durch das 2023 in Kraft getretenen Energieeffi- zienzgesetz geforderte Redu- zierung des Energieverbrauchs trägt nicht nur zum Umwelt- schutz bei, sondern reduziert auch die Betriebskosten, was nicht zuletzt unseren Kunden zugutekommt. Wie senken Sie den Energieverbrauch? Moßmann: Unser Rechen- zentrum ist mit der Fernkälte- versorgung der Stadtwerke Heidelberg verbunden. Wir beziehen unsere Kälte also aus einem hocheffizienten, skalier- baren und redundanten Sys- tem. Die rücklaufende Wärme wird von uns zum Teil weiter- genutzt, um das Gebäude zu

Das Colocation-Rechenzen- trum im Heidelberg Innovation Park (hip) nutzt Fernkälte. Thorsten Moßmann, Chief Technical Officer des Betrei - bers nexspace data centers, er - klärt, wie der Energieverbrauch zusätzlich reduziert wird. Herr Moßmann, weshalb wurde das Colocation-Re- chenzentrum im hip erbaut? Thorsten Moßmann: Im hip siedeln sich für uns sehr interessante IT- und Biotech- Unternehmen an und uns als sogenanntes Edge-Rechen- zentrum ist es wichtig, nahe am Kunden zu sein. Denn ein Edge-Rechenzentrum befindet sich näher am Netzwerkrand bzw. an den Endnutzern und ermöglicht so eine schnellere Verarbeitung zeitkritischer Daten. Der Standort war über das Glasfasernetz der Stadt- werke Heidelberg gut anzubin- den. Und es gab vor Ort auch eine Kälteversorgung.

18 MILLIARDEN Kilowattstunden Strom verbrauchten alle deutschen Re- chenzentren 2023 QUELLE: BITKOM

Das Colocation-Rechenzentrum in Heidelberg

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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2024

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