AUS DEN UNTERNEHMEN
NATURE NUTRITION „Verwenden statt verschwenden“ Am Anfang stand Nachdenklichkeit. Wieso Andrea Kruse-Bitour ihren Job bei der BASF kündigte und Unternehmerin wurde.
Das ist pure Verschwendung. Dagegen wollte ich, musste ich etwas tun.“ Andrea Kruse-Bitour arbei- tet seit vielen Jahren bei der BASF, Schwerpunkt Prozessop- timierung – „ich bin diejenige, die Verschwendung im Prozess identifiziert und beseitigt“, sagt sie selbst. So strategisch wie sie bei der BASF agiert, geht Kruse-Bitour auch ihr Projekt „Verschwendung in der Landwirtschaft reduzieren“ an. Sprich: Erstmal wird das in Frage kommende Hauptpro- dukt Kürbis komplett durch- analysiert und getestet. Nach einigen Versuchen kommt Kruse-Bitour nach eigenen An- gaben zu einem „Kürbismehl aus ganzen frischen Früchten, 100 Prozent naturrein her- gestellt.“ Mit diesem besagten Kürbismehl hat Andrea Kruse- Bitour ein Produkt entdeckt, das sie nach eigenen Worten „umhaut“. „Das Kürbismehl hat eine super Farbe, einen super Geschmack, ist bio und glutenfrei“, erzählt sie. Und es sei nachhaltig, weil Kruse-Bi- tour den Kürbis aus Überpro- duktion im Ganzen verwende und so das Herbst-Gemüse das ganze Jahr genossen werden könne. Für die 60-Jährige der Wende- punkt: Sie kündigt bei der BASF und wird zur Unterneh- merin. Und Kruse-Bitour holt sich Unterstützung. Mit Pro- fessor Dr. Jochem Müller, bei dem sie neben der Berufstätig- keit „Kreatives Management“ studiert hatte, gründet sie im Oktober 2023 – zusätzlich zu
ihrer als Einzelunternehmerin geführten „Bitourmanufak- tur“ – die Nature Nutrition GmbH. Sie kaufen Bauern in der Region die nicht zum Ver- kauf stehenden Kürbisse ab, trocknen diese und verarbeiten das Konzentrat zu Mehl weiter. Diesen Weg empfindet Kruse- Bitour als konsequent. „Um ei- nen Unterschied zu erreichen, müssen beträchtliche Mengen Lebensmittel auf diese Weise gerettet werden können. Wir wollen in der Lebensmittel- branche etwas verändern und unser Kürbismehl hat das Zeug dazu.“ Nach der Entwicklung des Kürbismehls stehen für Kruse- Bitour und ihrem Mitstreiter als nächste Stufe die Vermark- tung an. „Ich habe gemerkt, dass Viele nicht wissen, was sie damit anfangen können. Vor allem weil das Kürbis- mehl ein Konzentrat ist, das erst beim Kochen und Backen wieder an Feuchtigkeit zu- legt. Deswegen habe ich zwei Kochbücher mit Rezepten geschrieben, beispielsweise für Spätzle, herzhafte Muffins und Kekse. Damit präsentiere ich mein Produkt unter anderem auf Messen“, so Kruse-Bitour, die längst auf den (Unternehmens-) Geschmack gekommen ist. „Jetzt starten wir erstmal mit Kürbismehl durch. Und dann machen wir weiter. Denn es gibt noch viele Lebensmittel, die vor Verschwendung geret- tet werden müssen.“ Ru
E ine Landschaft in orange getaucht – mit Kürbissen, groß und klein, soweit das Auge reicht. Ein Augen- schmaus im wahrsten Sinne. Nicht für Andrea Kruse-Bitour. Als sie in der Pfalz an mehre- ren Kürbisfeldern vorbeiläuft, überkommt sie Nachdenklich- keit. „Es war bereits nach der Ernte. Viele Kürbisse lagen rum, weil sie offensichtlich nicht mehr verkauft werden sollten. Ich war traurig und auch ärgerlich. Warum werden so viele Lebensmittel wegge- worfen?“, blickt die Mannhei- merin zurück. Schnell wird ihr klar. „Die Landwirte produ- zieren viele feine Kürbisse und bieten sie in den Läden an. Dort werden aber nur die ‚Schönen‘ verkauft. Alles, was ein bisschen krumm, zu groß oder bucklig ist, wird zur Aus- schussware. Dabei sind nicht verkaufte Früchte wertvolle Ressourcen und kein Abfall.
Alternative zu Weizen und Co.: Das Kürbismehl von Andrea Kruse- Bitour kann bei- spielsweise für Muffins verwendet werden.
Wir wollen in der Lebens- mittelbranche etwas verän- dern und unser Kürbismehl hat das Zeug dazu.
Andrea Kruse-Bitour
kuerbismehl.com
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2024
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