TIPPS
POLEN „Hervorragende Bedingungen für Dienstleistungen“
INTER NATIONAL
Wieso Polen für deutsche Unternehmen immer interessanter wird? Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführer der AHK Polen, gibt Antworten.
Welche wirtschaftlichen Faktoren machen Polen zu einem attraktiven Standort? Gutheil: Es ist ein Land mit solidem Wirt- schaftswachstum, einem großen Binnenmarkt und einer exportstarken sowie diversifizierten Industrie. Die EU-Mitgliedschaft ermöglicht den ungehinderten Zugang zum Binnenmarkt. Die Arbeitskosten sind immer noch niedriger als in Deutschland, obwohl Polen kein Billiglohnland mehr ist. Die Verfügbarkeit von gut ausgebilde- ten und motivierten Fachkräften ist trotz nied- riger Arbeitslosigkeit höher als in den meisten anderen Märkten der Region. Welche Branchen sind am wichtigsten? Gutheil: Polen verfügt mittlerweile über eine breite Zuliefererbasis und starke Industrieclus- ter, etwa in den Sektoren Automotive, Luftfahrt- industrie und IKT. Die Automobilindustrie ist sehr stark repräsentiert, auch im E-Mobility- Bereich. Polen ist der größte Batterie-Hersteller für E-Autos in Europa. Darüber hinaus werden Branchen im Umfeld der grünen Transformation gefördert. So entwickelt sich etwa der Markt für Wärmepumpen dynamisch. Ebenso spielen Windkraft und Photovoltaik eine entscheiden- de Rolle für den polnischen Energiewechsel. Grundsätzlich erleben wir aber eine hohe In- vestitionsdichte in allen industriellen Bereichen, etwa auch im Maschinenbau, der Metallver- arbeitung, der Elektronik und Elektrotechnik sowie in anderen Schlüsselbranchen wie der Lebensmittelindustrie. Wir sollten aber nicht vergessen, dass Polen mittlerweile hervorragen- de Bedingungen für Dienstleistungen bietet. Das Land hat nicht nur die meisten IT-Studienab- gänger in ganz Mittel- und Osteuropa, sondern ist stark auf Feldern wie E-Commerce, Medizin- technik oder Smart-City-Anwendungen. Welche Rolle spielen infrastrukturelle Entwicklungen? Gutheil: Das Investitionsvolumen wächst kon- tinuierlich, die Investoren erwarten dabei mo- derne und effiziente Standortbedingungen.
Herr Dr. Gutheil, wie schätzen Sie das Potenzial des polnischen Marktes ein? Lars Gutheil: Polen ist eine der größten Volks- wirtschaften der Region und der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands. Die Bedeutung des polnischen Marktes, sowohl als Absatzmarkt mit 38 Millionen Einwohnern als auch als Be- schaffungsmarkt für viele deutsche Branchen, ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen. Ange- sichts der globalen Verschiebung von Lieferket- ten hat Polen weiter an Attraktivität gewonnen. Was prägt das Land zusätzlich? Gutheil: Die EU-Fördermittel für Polen aus dem Wiederaufbaufonds in Höhe von fast 60 Mil- liarden Euro fließen zu einem großen Teil in zukunftsträchtige Bereiche wie Energiewende und moderne Technologien, vor allem Digitali- sierung. Dies schafft enorme Potenziale für neue Projekte. Schon heute sind digitalisierte Ver- waltung oder digitale Dienstleistungen, die von Investoren sehr geschätzt werden, ein wichtiger Standortvorteil. Sonderwirtschaftszonen und zahlreiche staatliche Anreize schaffen ein unter- nehmensfreundliches Umfeld.
Blick in eine polnische Fabrik: Deutschlands Nachbarland punktet mit vielen Zulieferer-Betrie- ben.
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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2024
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