IHK-Magazin Ausgabe 6/2024

TIPPS

POLEN „Hervorragende Bedingungen für Dienstleistungen“

INTER­ NATIONAL

Wieso Polen für deutsche Unternehmen immer interessanter wird? Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführer der AHK Polen, gibt Antworten.

Welche wirtschaftlichen Faktoren machen Polen zu einem attraktiven Standort? Gutheil: Es ist ein Land mit solidem Wirt- schaftswachstum, einem großen Binnenmarkt und einer exportstarken sowie diversifizierten Industrie. Die EU-Mitgliedschaft ermöglicht den ungehinderten Zugang zum Binnenmarkt. Die Arbeitskosten sind immer noch niedriger als in Deutschland, obwohl Polen kein Billiglohnland mehr ist. Die Verfügbarkeit von gut ausgebilde- ten und motivierten Fachkräften ist trotz nied- riger Arbeitslosigkeit höher als in den meisten anderen Märkten der Region. Welche Branchen sind am wichtigsten? Gutheil: Polen verfügt mittlerweile über eine breite Zuliefererbasis und starke Industrieclus- ter, etwa in den Sektoren Automotive, Luftfahrt- industrie und IKT. Die Automobilindustrie ist sehr stark repräsentiert, auch im E-Mobility- Bereich. Polen ist der größte Batterie-Hersteller für E-Autos in Europa. Darüber hinaus werden Branchen im Umfeld der grünen Transformation gefördert. So entwickelt sich etwa der Markt für Wärmepumpen dynamisch. Ebenso spielen Windkraft und Photovoltaik eine entscheiden- de Rolle für den polnischen Energiewechsel. Grundsätzlich erleben wir aber eine hohe In- vestitionsdichte in allen industriellen Bereichen, etwa auch im Maschinenbau, der Metallver- arbeitung, der Elektronik und Elektrotechnik sowie in anderen Schlüsselbranchen wie der Lebensmittelindustrie. Wir sollten aber nicht vergessen, dass Polen mittlerweile hervorragen- de Bedingungen für Dienstleistungen bietet. Das Land hat nicht nur die meisten IT-Studienab- gänger in ganz Mittel- und Osteuropa, sondern ist stark auf Feldern wie E-Commerce, Medizin- technik oder Smart-City-Anwendungen. Welche Rolle spielen infrastrukturelle Entwicklungen? Gutheil: Das Investitionsvolumen wächst kon- tinuierlich, die Investoren erwarten dabei mo- derne und effiziente Standortbedingungen.

Herr Dr. Gutheil, wie schätzen Sie das Potenzial des polnischen Marktes ein? Lars Gutheil: Polen ist eine der größten Volks- wirtschaften der Region und der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands. Die Bedeutung des polnischen Marktes, sowohl als Absatzmarkt mit 38 Millionen Einwohnern als auch als Be- schaffungsmarkt für viele deutsche Branchen, ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen. Ange- sichts der globalen Verschiebung von Lieferket- ten hat Polen weiter an Attraktivität gewonnen. Was prägt das Land zusätzlich? Gutheil: Die EU-Fördermittel für Polen aus dem Wiederaufbaufonds in Höhe von fast 60 Mil- liarden Euro fließen zu einem großen Teil in zukunftsträchtige Bereiche wie Energiewende und moderne Technologien, vor allem Digitali- sierung. Dies schafft enorme Potenziale für neue Projekte. Schon heute sind digitalisierte Ver- waltung oder digitale Dienstleistungen, die von Investoren sehr geschätzt werden, ein wichtiger Standortvorteil. Sonderwirtschaftszonen und zahlreiche staatliche Anreize schaffen ein unter- nehmensfreundliches Umfeld.

Blick in eine polnische Fabrik: Deutschlands Nachbarland punktet mit vielen Zulieferer-Betrie- ben.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2024

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