IHK-Global Business Ausgabe 10/2024

GROSSBRITANNIEN

„Der britische Markt wird wieder auf gesteigertes Interesse stoßen“

Regierung hat eine Anzahl von Initiativen gestartet, bei denen im Zusammenspiel mit der Privatwirtschaft notwendige Investitionen vorangetrieben werden sollen. Beispielsweise ist eine staatliche Energie- gesellschaft (GB Energy) ins Leben gerufen worden – wie diese aber Privatkapi- tal für die Energietransfor- mation mobilisieren soll, ist momentan noch nicht vollständig nachvollzieh- bar.

Wir haben auch bei Dr. Ulrich Hoppe, Geschäftsführer der AHK in London nachgefragt, wie er die Lage einschätzt und welche Herausforderungen auf die neue Regierung warten. „Derzeit genießt die Regierung noch ihre Flitterwochen, aber spätestens mit der Veröffentlichung des kommenden Staatshaushaltes im Herbst werden diese dem Ende zugehen, denn dann muss die neue Finanzministerin durchaus harte Entscheidungen ankündigen. Die Wirtschaft ist insgesamt aber vorsichtig optimistisch und durchaus bereit, schwierige Entscheidungen der Regierung zum Wohle des Wirtschafts- wachstums mitzutragen. Wichtig ist deswegen, dass die Regierung auch mittel- bis langfristig Verlässlichkeit zeigt, denn diese war insbesondere in den letzten Jahren nicht im- mer gegeben und hat zu viel Unsicherheit in der Wirtschaft beigetragen. Da das kumulierte Defizit der öffentlichen Kas- sen sich auf ungefähr 100 Prozent des BIPs beläuft, ist der Spielraum für neue Schulden begrenzt. Da die Labour-Partei im Wahlkampf auch versprochen hat, die Steuern für die arbeitende Bevölkerung nicht zu erhöhen, setzt die britische Regierung auf hohe Wirtschaftswachstumsraten, um die anstehenden Herausforderungen zu finanzieren. Zwar ist die britische Volkswirtschaft in den letzten Jahren – entgegen der häufigen Berichterstattung in den deutschen Medien – stärker gewachsen als die deutsche, aber richtige Wachs- tumsschübe konnten auch nicht verzeichnet werden. Wie sich dies ändern soll, ist vielen noch nicht klar. Die britische

Dr. Ulrich Hoppe, Geschäftsführer der AHK Großbritannien in London.

Der britische Markt wird aufgrund dieser leicht optimisti- schen Prognose wieder auf gesteigertes Interesse bei deut- schen Unternehmen stoßen, insbesondere da Deutschland in vielen Fällen das produziert, was die britische Wirtschaft benötigt. Deswegen ergänzen sich weiterhin beide Länder, trotz der zusätzlichen durch den Brexit entstandenen Hür- den. Mit seinem Besuch im August in Berlin hat der briti- sche Premierminister ebenfalls den Versuch gestartet, die bilateralen Beziehungen deutlich zu verbessern. Dies wird stellenweise ein mühsamer Weg werden, aber es bleibt zu hoffen, dass hier zum Wohle beider Seiten schnell Fortschrit- te erzielt werden.“

Setzt sich der Aufwärtstrend fort? Deutsch-britisches Außenhandelsvolumen seit 2015 (in Mio. Euro)

140.000

127.431,7

122.229,2

121.592,6

119.188,3

120.000

117.562,7

115.108,0

114,077,6

102.104,2

97.247,7

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

0

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

2022

2023

QUELLE: GTAI AUF BASIS VON DATEN VON DESTATIS. DATEN BEZIEHEN SICH AUF DEN WARENHANDEL

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