Hilfsmittel ist hier, vor dem Ausatmen die Luft einen Moment anzuhalten. Dies ist eine weitere Technik, die der Patient in der Atemtherapie lernt. Auch hilft in dieser Situation anstelle von isotoner Kochsalzlösung mit 0,9 % eher hypertone Kochsalzlösung mit 3,6 oder 7 %. An die höheren Prozentzahlen sollte man sich beim In- halieren erst gewöhnen, wobei das größte Problem meist die Inhalationstechnik und nicht das Inhalationsmittel ist. Leider stellen wir immer wieder fest, dass ein Großteil der inhalierenden Patienten ihr Gerät fehlerhaft verwen- det und somit nur ein Bruchteil des Medikaments in der Lunge genutzt werden kann. Man unterscheidet verschiedene Inhalationstechniken: • Feuchtvernebler (bekannt ist hier vor allem der Pariboy®) • Dosieraerosole (Notfallspray) • Pulverinhalatoren
und bekomme dadurch wieder mehr Belüftung in die rechte Seite. Somit ist der nächste Atemzug tiefer und das Sekret kann anfangen, sich zu lockern. Ein weiterer wichtiger Hinweis für mich ist, wie der Pa- tient die Lippenbremse anwendet, da sie im Bedarfsfall das Instrument ist, um genügend Luft zu bekommen. Lippenbremse bedeutet nichts anderes, als die Lippen lose aufeinanderzulegen und sie dabei die Luft ausströ- men zu lassen. Hier ist nicht der Maßstab, dass viel Druck besser hilft, sondern dass die Luft langsam ausgeatmet wird, damit die Atemwege etwas länger offenbleiben. Drückt der Patient die Luft zu fest aus, dann wird der positive Effekt von außen über die Atemhilfsmuskulatur wieder zerstört. Eine vertiefte Atmung ist die Bauchatmung, die bei Alphas mit bereits tief stehendem Zwerchfell durch eine vergrößerte Lunge nicht einfach ist. Hier kann es sinnvoll sein, sie wieder zu erlernen. Eine wichtige Rolle spielt die eigene Hustentechnik. Der Druck, der durch Husten entsteht, geht direkt auf den Beckenboden, und tatsächlich lohnt es sich für Frauen und Männer, ihren Beckenboden zu trainieren, um beim Husten oder Lachen keinen Urin zu verlieren. Eine Hilfe ist hier, eine kleine Drehbewegung während des Hustens zu machen, weil dann die Bauchmuskulatur angespro- chen wird und der Druck nicht ungefiltert direkt auf den Beckenboden und die Blase geht. Leider wird in der Atemtherapie viel zu selten mithilfe eines Peak-Flow-Meters der Hustenstoß des Patienten überprüft, obwohl nur mit einer gewissen Hustenge- schwindigkeit der Schleim überhaupt nach oben be- fördert werden kann. Wendet man bei einem bereits schweren Lungenkranken die verschiedenen Schleim- lösetechniken an und der Patient kann dann aufgrund seines schwachen Hustenstoßes den Schleim gar nicht nach oben aus der Lunge befördern, wird das Problem eher größer. Deshalb sollte im Bedarfsfall zunächst am Hustenstoß gearbeitet werden. Ein ineffektiver Husten birgt neben der verminderten Sekretentfernung aus den Atemwegen auch weitere gesundheitliche Gefahren: So steigt u.a. das Infektrisiko und es kommt zu einer Verschlechterung der Sauerstoff- sättigung im Blut. Dringend in der Beurteilung ist der produzierte Schleim – und dies nicht nur für das Fachpersonal, sondern gerade auch für jeden Betroffenen selbst. Deshalb ist es so sinn- voll, sich seinen Schleim regelmäßig anzusehen, denn aus der Konsistenz lässt sich z. B. ablesen, ob es sinnvoll ist, immer weiter mit hoch dosiertem Kochsalz zu inha- lieren. Ist der Schleim bereits recht flüssig und schaumig, dann ist eine weitere Inhalation nicht angebracht, weil es für den Abtransport des Schleims wichtig ist, eine ge- wisse Viskosität zu behalten. Das Hauptziel von Physiotherapie ist, mit der Luft hinter den Schleim zu kommen, um ihn dann mit der Aus- atmung nach oben zu transportieren. Ein wichtiges
Verschiedene Sauerstoffsysteme
Auch wenn die Langzeit-Sauerstofftherapie eine noch „junge“ Therapieform ist, so stehen inzwischen vielfältige Systeme zur Auswahl zur Verfügung. Es bedarf daher einer ausführlichen Fachberatung, um individuell die best- mögliche Option auszuwählen. Eine wichtige Rolle bei der Wahl spielen die persönliche Mobilität, die Reichweite, das Gewicht und die Handhabung. Ebenso vielfältig ist das Equipment, von Rucksäcken, Bauchtaschen oder Trolleys, Nasenbrillen und Schläuchen aus unterschiedlichen Materialien, bis hin zu Brillen, in denen die Nasenbrille eingearbeitet werden kann. Zudem besteht für Patienten, die ausschließlich über die Nase atmen und über einen ausreichenden Atemzug verfügen, möglicherweise ein soge- nanntes Demandsystem, d. h. ein atemzuggesteuertes Sauerstoffsystem zu nutzen. Gut zu wissen: Uwe Deter ist Sauerstoffbeauftragter des Alpha1 Deutschland e.V. und steht Ihnen bei Ihren Fragen gerne zur Verfügung. Telefon 05828 – 968674 oder uwe.deter@alpha1-deutschland.org
Uwe Deter Sauerstoffbeauftragter, Alpha1
Das Hauptziel ist es, immer so viel wie möglich von dem Inhalat in die Lunge zu bringen.
Seminarleitung: Prof. Dr. Franziska Trudzinski und Dr. Heinz Steveling, Zusammenfassung Sabine Habicht
FÜR SIE DOKUMENTIERT
Schon bei der Inhalation ist nicht geklärt, wer sie dem Patienten eigentlich beibringen soll. Dies können Ärzte, Physiotherapeuten oder MTAs sein – oder eben niemand, weil sich die eine Berufsgruppe auf die andere verlässt. Beim Erstkontakt schaue ich mir wertfrei das Atemmuster des Patienten an. Dazu sitzt er auf der Bett- oder Stuhlkante und atmet ganz natürlich. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, da jeder Mensch eine ganz eigene Art zu atmen hat. Wichtig ist für mich zu erkennen, ob die natürliche Atmung möglicherweise Probleme für die Sekretmobilisation machen könnte. Anhand der Körperhaltung und des Atemmusters kann ich häufig bereits sehen, wo es vielleicht eine Sekretproblematik gibt. Ein Beispiel: Vor mir sitzt jemand, bei dem ich die Atembewegung deutlich nur auf der linken Seite feststelle, wodurch auf der rechten Körperseite viel weniger Ventilation stattfindet und der Schleim festsitzt. Dann ist es meine Aufgabe, die rechte Seite besser belüftet zu bekommen, um eine Überblä- hung zu vermeiden. Durch gezielte Druckübungen mit meinen Händen unter- stütze ich über die sogenannte Kontaktatmung die Ausatmung im Brustkorb Aus dem Alltag eines Physiotherapeuten von Thomas Hillmann Wenn man als Atemtherapeut das gewünschte Ziel bei der Behand- lung eines Patienten in einen Satz fassen müsste, dann lautet meines: Bewegung ist die beste Physiotherapie und die beste Atemtherapie, die man machen kann. Schafft man es dann noch, dabei zu lachen, dann ist das die Königsdisziplin der Sekretmobilisation.
Beim Feuchtvernebler bleibt zum einen schon ziemlich viel Medikament im Vernebler hängen. Zum anderen muss das Inhalat zwischen Mundraum und Speiseröhre durch eine fast rechtwinklige Kurve gebracht werden. Da- mit das Medikament nicht im Rachen stecken bleibt, ist es wichtig, den Kopf beim Inhalieren leicht nach hinten zu nehmen, um die Kurve etwas besser zu begradigen. Auf keinen Fall sollte man beim Inhalieren nach unten schauen, auch nicht, um sich während des Inhalierens eine Inhalationstechnik z. B. auf dem Handy anzusehen. Je schneller der Patient das Inhalat einatmet, umso schlechter kommt das Medikament in der Lunge an. Ziel ist es also immer, so langsam wie irgendwie möglich beim Inhalieren einzuatmen. Die Königsdisziplin des Inhalierens ist tatsächlich das Dosieraerosol! Ein Beispiel: Ein klassischer Patient in der Klinik mit Rollator kommt zu einer meiner Sportstunden und nutzt bei Ankunft direkt erst einmal sein Notfall- spray.
Das große Gebiet der Physiotherapie im Atem- bereich umfasst mehrere wichtige Komponenten:
Inhalation
Sekretolyse
Atemtherapie
Thoraxmobilität
Trainingstherapie
Entspannung
Patienten- und Angehörigenschulung
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