Alpha1-Journal Ausgabe 1 | 2025

Reality gespielt werden können. Wir erleben häufiger im Klinikalltag, dass Patienten bei einem Puls von 120 auf dem Fahrradergometer ihr Anstrengungsgefühl mit einer 8 beschreiben. Tragen sie aber bei gleichem Puls eine Vir- tual-Reality-Brille, reduziert sich das Gefühl der Anstren- gung auf die Hälfte, eben weil sie abgelenkt sind. Neben allem Training darf die anschließende Entspan- nung nicht außer Acht gelassen werden, da sie für Körper und Seele zur Erholung essenziell ist. Ob sich der Betrof- fene nun eine der verschiedenen Entspannungstechniken aussucht oder z. B. beim Musikhören regeneriert, ist dabei unerheblich und individuell. Wichtig ist, sich regel- mäßig diese Zeit zu nehmen. Mein Ziel ist, dass der Patient und ich so gut zusammen- arbeiten, dass er mich eines Tages gut trainiert, freundlich zur Seite schubst, da er selbst weiß, wie er sich optimal um sich selbst kümmern kann. Dann habe ich als Physio- therapeut alles richtig gemacht und bin zufrieden.

Atemwiderstand zu beginnen und für sich zu prüfen, bei welchem Widerstand die Atemwege möglichst lange aufbleiben. Zur Sekretmobilisation gibt es weitere Hilfsmittel,die teil- weise auch nur in anderen Ländern verwendet werden, wie z. B. eine sehr teure amerikanische Weste, die zwar große Bewegungen in die Lunge bringt, einem jedoch nicht abnimmt, selbst die sekretlösende Atmung an- zuwenden. Verschiedene weitere Geräte wie autogene Drainagen, die Active Cycle of Breathing Technique oder der Simeox® Physioassistent runden das Angebot ab. Sie alle haben Vor- und Nachteile, die der Patient mit dem Therapeuten besprechen sollte. Als Physiotherapeut liegt mein Schwerpunkt darin, den Patienten wirklich anzufassen, zu fühlen, wo das Pro- blem ist, und dann zu behandeln. Notwendig ist es, zu betonen, dass ich nur unterstützend tätig sein kann und die Hauptatemarbeit beim Patienten liegt. Deshalb ist die Bereitschaft, mitzuarbeiten, essenziell.

• Abbau von Angst • Energieeinsparung • Aufbau von Muskulatur • Selbstständigkeit / Selbstwertgefühl • Existenzerhalt (z. B. bei Alleinstehenden)

Da er vom Laufen komplett dynamisch überbläht ist (sichtbar an den hochstehenden Schultern), kann nicht viel Medikament in der Lunge ankommen. Eigentlich müsste der Patient erst einmal Luft ablassen, damit das Medikament überhaupt helfen kann. Dann ist es wichtig, das Notfallspray so langsam wie möglich einzuatmen. Das ist schwierig, weil es mit 100 km/h aus dem Dosier- aerosol herausschießt und das Ziel sein soll, es mit ca. 20 km/h um die Rachenkurve zu bekommen. Um das zu erreichen, muss der Patient erst einmal zwei, drei Atem- züge ohne Lippenbremse ein- und lange ausatmen. Mit dem Kopf leicht zurück ist dann die Aufgabe, das Inhalat in den Ausatemzug hineinzudrücken und anschließend die Luft anzuhalten, damit der Wirkstoff auch in der Lunge frei werden kann. Tatsächlich ist es so kompliziert, wie es sich anhört, und es ist sehr hilfreich, die richtige Technik mit seinem Atemtherapeuten zu üben. Bei der Feucht- und Pulverinhalation gibt es ebenfalls Weiteres zu bedenken: Häufig bleibt viel zu viel Medika- ment an den Zähnen hängen, z. B., weil der Patient die Hände freihaben möchte und deshalb das Inhalations- gerät mit den Zähnen festhält. Ist der Druck der Zähne zu hoch, geht die Zunge automatisch nach oben und das Medikament kommt nicht in der Lunge, sondern unter den Zähnen an. Heute wissen wir, dass man bei den Pulverinhalaten so zwischen 30 und 100 l benötigt. Das Medikament ist an Laktose gebunden und trennt sich davon. Inhaliert man nun zu heftig, knallt die Laktose in den Rachenraum und das kann zu Stimmveränderungen und verengten Atem- wegen führen. Neuere Geräte haben einen Trigger, der die Zugfrequenz steuert, und benötigen nur 30 – 40 l. Aufgrund des eigenen Lufthungers ist es schwierig, lang- sam zu inhalieren. Deshalb sollte der Patient vom Physio- therapeuten geschult und das wirklich passende Gerät (Device) für ihn ausgesucht werden. Ein großes Problem ist die dynamische Überblähung. Der Patient atmet immer wieder mehr ein, als er aus- atmet. Dadurch gehen die Schultern nach oben und es entsteht der typische Gürtel-Effekt, als hätte einem einer einen Gürtel um den Brustkorb geschnallt. Die Folge ist, dagegen anzuinhalieren und sich noch enger zu fühlen, weshalb der Patient dann davon ausgeht, dass das Me- dikament nicht hilft. Das Problem ist hier aber nicht das Inhalat, sondern die Überblähung, die erst einmal in den Griff bekommen werden muss. Für das Sekretmanagement arbeite ich als Therapeut am liebsten mit meinen Händen. Für zu Hause gibt es gute Hilfsmittel, wie die oszillierenden PEP-Systeme, die einem einen positiven Ausatemwiderstand geben und dafür sorgen, dass die Atemwege aufbleiben und die alte Luft ausströmen kann. Manche sind durch Töne verstärkt, die dem Patienten eine noch bessere Kontrollmöglichkeit geben. Das günstigste PEP-System ist die Lippenbremse, gefolgt vom Strohhalm, dem Gehäuse einer kleinen Ein- wegspritze, bis hin zu Systemen wie dem Pari-PEP® oder BA-Tube®. Grundsätzlich wichtig ist, mit dem geringsten

In der Klinik erlebe ich immer wieder, dass Patienten bei Belastungstests davon ausgehen, dass die Stufen ihrer mobilen Sauerstoffgeräte der Literanzahl entsprechen. Ein mobiler Konzentrator ist auf Stufe 5 nicht gleichzu- setzen mit 5 Litern. Unter Belastung bekommen wir eine schnellere Atmung und dann wird das Gerät dauerhaft angetriggert. Ist man aber schon wieder in der Ausat- mung, ist man in dem Moment nicht mehr gut versorgt und ein Demandsystem unter Belastung vielleicht nicht das Richtige. Es gilt also im Einzelfall immer zu prüfen, ob ggf. mit einem Dauerflow-System besser trainiert werden könnte. Bei der Wahl eines Rollators sollte unbedingt darauf ge- achtet werden, dass dieser zum Körperbau passt, damit der Betroffene in aufrechter Haltung daran stehen kann, um besser Luft zu bekommen. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten und jemanden anzuleiten, denn die Körperhaltung kann die Vitalkapazität zu 30 Prozent be- einflussen. Trainieren sollte man Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit so- wie Koordination. Dabei gilt es für mich als Therapeuten zu beachten, dass ich den Patienten mit einem indivi- duellen Trainingsplan niedrigschwellig abhole und ihm das Gefühl gebe, das Pensum gut bewältigen zu können. Wichtig ist am Anfang vor allem, dass der Betroffene in Bewegung kommt und durch kleine Erfolge am Ball bleibt. Wir setzen dabei gern auf Intervalltraining zwi- schen 30 und 60 Sekunden mit anschließender Pause von 30 Sekunden. Dadurch hat die Lunge Zeit, sich wieder zu entblähen, ehe es in das nächste Belastungsintervall geht. Zum individuellen Trainingsplan gehört auch, aus- führlich abzufragen, in welchen Lebensumständen sich der Patient befindet, ob er zu Hause z. B. Treppen zu ge- hen hat, ob er gern Fahrrad fährt, ob er häufiger schwere Einkaufstüten tragen muss usw. Um einen Trainingseffekt auszulösen, sollte zwei- bis dreimal in der Woche trainiert werden, wobei Erholungs- zeiten einzuhalten sind. Häufigeres Training führt nur zu wenig oder keiner Leistungssteigerung, eher steigt die Verletzungsgefahr bei sinkender Leistungsbereitschaft. Zum Erhalt der Leistungsfähigkeit sollte eine Einheit pro Woche bei gleichbleibender Intensität durchgeführt werden. Das Ziel ist, genau die Fähigkeiten aufzutrainieren, die der Betroffene in seinem Leben benötigt. Und damit er das auch über die Zeit in der Klinik hinaus dauerhaft trainiert, ist es wichtig, dass die Bewegung Spaß macht. Heute gibt es viele gute Sport-Apps mit interessanten Trainingsansätzen (z. B. das Sportprogramm PROMISE von Dr. Inga Jarosch und Dr. Tessa Schneeberger (https:// alpha1-deutschland.org/promise-geht-in-die-verlaenge- rung)) und Sportarten, die auf einer Wii oder mit Virtual

Referat: Thomas Hillmann, Zusammenfassung Gabi Niethammer

Bewegung mit Bedacht: Wann Atemphysiotherapie pausieren sollte

Kein Hilfsmittel ersetzt die individuelle und aktive Arbeit am und mit dem Patienten!

Blutdruck > 220/120 mmHg (RRsyst/RRdiast)

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Sobald sich der Schleim gelöst hat, ist das Entscheidende für den Patienten, in Bewegung zu kommen. Der Teufels- kreis: ‚Ich bekomme schlecht Luft und wenn ich schlecht Luft bekomme, mache ich weniger und dann bekomme ich noch weniger Luft und kann wiederum noch weniger machen.‘ muss aufgelöst werden, da sonst die sozialen Kontakte weniger und Vermeidungsstrategien mehr werden. Diese Abwärtsspirale durch Schonung gilt es unbedingt zu durchbrechen. Durch kontrollierte körper- liche Aktivität, unabhängig von Schweregrad und Alter, lassen sich positive Effekte auf verschiedene Organe erreichen und die Lebensqualität steigt. Zu beachten ist, dass die Bewegung der Atmung angepasst wird und nicht umgekehrt. Für alle Nicht-Betroffenen ist es wichtig zu wissen, dass die Atemarbeit eines COPD-Patienten bereits in Ruhe zwölfmal(!) erhöht ist. Hinzu kommt, dass das Finger- pulsoximeter mit seiner Sättigungsmessung keinen Auf- schluss darüber gibt, wie gut der Betroffene Luft bekommt. So kann es sein, dass ein Patient mit einer Sättigung von 75 einen Gehtest von 380 m hinlegt, wäh- rend ein anderer mit einer Sättigung von 98 nur knappe 100 m schafft. Um die Einschränkung als Angehöriger in Ansätzen nach- vollziehen zu können, kann sich der Lungengesunde ein- mal hinsetzen und durch einen Strohhalm atmen. Fängt er dann noch an, Übungen zu machen, wird er wahr- scheinlich nach 40 Sekunden nicht mehr können, weil der Lufthunger so groß ist.

Durchblutungsstörung (Ischämiezeichen) oder bedrohliche Rhythmusstörungen im Belastungs-EKG (Elektrokardiogramm)

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Herzkranzgefäßerkrankung mit Beschwerden (Symptomatische KHK)

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Herzmuskelschwäche mit Flüssigkeits- ansammlung im Herzen (Dekompensierte Herzinsuffizienz) Die Durchblutung beeinflussende Rhythmus- störungen des Herzens (Hämodynamisch wirksame Herzrhythmusstörungen) Die Durchblutung beeinflussende Fehlbildung des Herzens (Hämodynamisch bedeutsame Vitien)

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Unzureichend eingestellter Hochdruck im großen Kreislauf (artielle Hypertonie)

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Durch einen erhöhten Druck in der Lunge be- dingte Überlastung der rechten Herzhälfte, die (körperlich) nicht mehr ausgeglichen werden kann (Dekompensiertes Cor pulmonale) Rechtsherzbelastung bei Hochdruck in der Lunge (pulmonale Hypertonie: PAP > 40 mmHg)

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Durch Viren und Bakterien bedingte akute Verschlechterung (Exazerbierte COPD / Infekt)

Die Arbeit mit dem Physiotherapeuten dient auch zur Vermittlung von ökonomischen Techniken:

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Sonstige individuelle Gründe; Abraten des behandelnden Arztes

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