IHK-Global Business Ausgabe 07/2023

AMERIKAS

BRASILIEN Fleischersatz immer beliebter

Veganer Burger statt Rindersteak? Fleischersatzprodukte erobern den brasilia- nischen Markt und tragen dem wachsenden Gesundheits- und Nachhaltigkeitsbewusstsein der Verbraucher Rechnung.

PlantPlus Foods, das seit Mai 2023 mit BRF kooperiert. Auch multinationale Konzerne springen auf den Zug auf. So erweitert Nestlé sein veganes Portfolio in Brasi- lien. Schon 2021 brachten die Schwei- zer zwölf neue Produkte auf den Markt. 2022 kam ein weiteres hinzu: typisch brasilianische Kondensmilch aus pflanzlichen Proteinen. Gesundes Essen auf dem Vormarsch Laut Marktforschungsinstitut Innova Database wurden in den vergangenen fünf Jahren 3.675 Produkte für den brasilianischen Markt zugelassen. Zwischen 2015 und 2020 legte der Absatz pflanzenbasierter Ersatzpro- dukte um 70 Prozent zu. Erfolgreich mit pflanzenbasiertem Fleisch ist beispielsweise Fazenda Futuro. Dank niedriger Produktionskosten in Bra- silien nimmt das Start-up sogar den Wettbewerb mit etablierten Marken in den USA und Europa auf. Auch andere Newcomer im Segment sind auf Ex- pansionskurs. Um den Sektor besser zu regulieren, will Brasiliens Gesund- heitsaufsicht ANVISA 2023 Richtli- nien für Fleisch- und Milchersatz aus pflanzlichem Eiweiß beschließen. Brasilien zählt zu den Top-10-Märk- ten für gesunde Nahrungsmittel. Nicht nur Start-ups wie Liv Up, Raízs, Mais Mu und BeGreen haben das entdeckt, auch viele Konzerne investieren in die Neuformulierung industrieller Rezepte und gesündere Produkte. Seit Oktober 2022 müssen Hersteller die Verbraucher gut sicht- bar über Zucker-, Fett- und Salzgehalt informieren. Transfettsäuren sind ab 2023 ganz verboten. GTAI/IHK

Brasilien will zunehmend verarbeitete Nahrungsmittel

nenmarkt erholt sich. 2022 schränkten die Brasilianer noch den Rindfleisch- konsum wegen hoher Preise auf ein für brasilianische Verhältnisse sehr niedriges Niveau von 26 Kilogramm pro Person ein. Auch aus gesundheitlichen Gründen stellen die Menschen ihre Ernährung um, zeigt eine Erhebung der Denk- fabrik The Good Food Institute (GFI). Zwei Drittel der Bevölkerung greift der Studie zufolge bereits auf Fleisch- und Milchersatz aus pflanzlichem Ei- weiß zurück. Und so brechen selbst in einem Land, das mehr Rinder als Ein- wohner zählt, allmählich neue Zeiten an. Weltweit gehen Marktbeobachter von zweistelligen Wachstumsraten für pflanzenbasierte Nahrungsmittel mit besserer Klimabilanz aus. Die gigantischen Fleischkonzerne Brasiliens JBS, Marfrig und BRF haben den Trend bereits erkannt. JBS vermarktet pflanzenbasierte Produkte unter dem Markennamen Incrível und ging mehrere Partnerschaften mit großen Restaurantketten ein, darunter Bob‘s, Subway, Outback und Habib‘s. Marfrig gründete 2020 mit dem US-Konzern ADM das Start-up

statt landwirtschaftlicher Rohstoffe exportieren und damit die Wertschöp- fung im Land erhöhen. Das Agrar- business ist der wichtigste Zweig der verarbeitenden Industrie und fährt in diesem Jahr Rekordergebnisse ein. Zwar werden bereits heute 58 Pro- zent der Agrarproduktion im Land weiterverarbeitet. Doch um weiter zu wachsen, müssen die Erzeugnisse den Kundenwünschen entsprechen. Be- sonders auf wichtigen Absatzmärkten im Westen beeinflussen Nachhaltig- keitsaspekte das Konsumverhalten immer stärker. Zeitenwende auf dem Fleischmarkt? Brasiliens Nahrungsmittelindustrie erwirtschaftet nahezu die Hälfte ihres Umsatzes mit tierischen Nahrungs- mitteln. 2023 erwartet die Versor- gungsbehörde CONAB einen Anstieg der Fleischproduktion um 4 Prozent auf 29,6 Millionen Tonnen. Über 30 Prozent der Fleischwaren geht in den Export. Das mit Abstand wichtigste Abnehmerland ist China. Auch der Bin-

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