KLIMAPOLITIK
Norwegen macht Wind bei Erneuerbaren Energien: Dominieren heute noch Öl- und Gas-Förderplattformen vor der Küste, könnten es morgen schon Schwimmende Windparks sein (hier Hywind Tampen). Das Know-how ergänzt sich.
Energiewende auf Norwegisch Schwimmende Windparks und Wasserstoff sind im Kommen im hohen Norden. Für die Energiezukunft des Landes wie Europas spielen sie eine Rolle. Aber auch Öl und Gas bleiben wichtig. Know-how, Rohstoffe und Verfahrenstechnik können deutsche Firmen allemal beisteuern, meint Michael Kern, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied bei der AHK Norwegen in Oslo.
auf sein erhebliches Know-how aus der Öl- und Gasindustrie stützen. Offshore-Floating-Windparks sind gerade Trend. Welche schwimmen- den Windparks sind geplant oder schon realisiert? Kern: Wie gesagt wird Norwegen bei der Windkraft sehr stark – bis zu 80 Prozent – auf schwimmende Wind- kraftanlagen setzen. Dies ist aufgrund der Beschaffenheit des norwegischen Kontinentalsockels, der sehr steil ab- fällt, notwendig. Aktuell gibt es vor der Küste Ber- gens ein realisiertes Testprojekt: Hy- wind Tampen. Es entsteht unter der Leitung des internationalen Energie- konzerns Equinor. Hywind Tampen wird der erste und mit einer System- leistung von circa 90 MW auch der größte schwimmende Windpark der Welt sein, der Offshore-Öl- und Gas- plattformen mit Strom versorgt. Bei Fertigstellung wird der Park aus
Kern: Die norwegische Regierung hat 2018 eine erste Offshore-Windstrate- gie vorgelegt und diese 2022 aktua- lisiert. Seitdem hat das Thema Fahrt aufgenommen. Ziel ist es, fast so viel Strom aus Offshore-Windenergie zu erzeugen, wie heute in Norwegen insgesamt produziert wird. Bis 2040 sollen Flächen für 30.000 Megawatt (MW) Offshore-Windenergie er- schlossen und Windkraftanlagen auf dem norwegischen Kontinentalsockel installiert werden. In erster Linie werden dies schwimmende Wind- kraftanalgen sein. Diese Technologie ist allerdings noch nicht so weit fort- geschritten. Daher nutzt Norwegen Offshore-Windenergie noch ver- gleichsweise wenig. Im Frühjahr 2023 wurden erstmals zwei große Gebiete dafür ausge- wiesen. Gleichzeitig hat man damit begonnen, weitere geeignete Gebiete entlang der Küste zu kartieren. Bei der Erschließung kann sich Norwegen
Herr Kern, der Öl- und Gassektor ist nach wie vor Norwegens wichtigster Wirtschaftszweig. Welche Geschäfts- chancen ergeben sich daraus für deutsche Zulieferer? Michael Kern: Im Zuge der Energie- krise hat sich Norwegen im vergange- nen Jahr einmal mehr als ein verläss- licher Partner für Deutschland und die EU erwiesen. Aktuell ist das Land der größte Gaslieferant Deutschlands und wird es auch in Zukunft bleiben. Um den Bedarf zu decken, wird in Norwegen geprüft, wie die bestehen- den Öl- und Gasfelder noch effizienter genutzt werden können. Hieraus ergeben sich – wie schon in der Ver- gangenheit – Chancen, besonders im Wartungs- und Sicherheitsbereich. Durch die Lage an der Nordsee hat Norwegen ideale Bedingungen gera- de für Offshore-Windkraft. Wie will das Land diese Potenziale erschließen?
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IHK Global Business 07/2023
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