KLIMAPOLITIK
die unter Beteiligung der Wirtschaft erstellt. Anfang 2023 haben Deutsch- land und Norwegen ein Joint State- ment zu Wasserstoff unterzeichnet, in dem sie ihre gemeinsame Absicht bekräftigen, bis 2030 eine großflächi- ge Versorgung mit Wasserstoff und die dafür notwendige Infrastruktur von Norwegen nach Deutschland auf- zubauen. Die Ergebnisse der Studie sollen im Juni veröffentlicht werden. Danach werden sich weitere Ge- schäftschancen herauskristallisieren. [Anmerkung der Redaktion: Die Er- gebnisse der Studie lagen zur Zeit des Interviews noch nicht vor] Was macht die AHK Norwegen zum begehrten Türöffner und Berater auf dem norwegischen Markt? Kern: Wir bieten individuelle Services für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich für den nor- wegischen Markt interessieren oder bereits dort aktiv sind. Wir zeigen Ge- schäftsmöglichkeiten auf und beraten deutsche Unternehmen bei Aktivi- täten. Von der Markterschließung und Geschäftsanbahnung bis hin zur Projektabwicklung begleiten wir und unterstützen, wo Bedarf ist. Durch unser Community Management und unser Netzwerk schaffen wir Sichtbar- keit und Kontakte. Außerdem bieten wir mit diversen Events bilaterale Plattformen für Diskussionen und zum direkten Austausch. Wir haben Energie-Themen wie Carbon Manage- ment, Offshore-Wind und Wasserstoff schon seit längerer Zeit auf unserer Agenda. Durch die Energiekrise und das gesteigerte Interesse an Norwe- gen ist die Nachfrage noch größer geworden. Das Gespräch führte Mirza Karahodža.
VERANSTALTUNG
Treffen der Energiewirtschaft in Oslo Am 29. August 2023 findet in der norwegischen Hauptstadt der German- Norwegian Energy Dialogue satt. Hier trifft sich die Branche beider Länder und diskutiert, wie die Industrie zur Erreichung der Klimaziele beitragen kann. Da- bei geht es um Energiesicherheit, Wasserstoff- und CO2 -Infrastrukturen sowie nächste Schritte bei Erneuerbaren Energien. MEHR INFORMATIONEN UND ANMELDUNG: norwegen.ahk.de/veranstaltungen/energy-dialogue
Rahmen des Transport- und Lager- projekts Northern Lights nach Bergen transportiert und dort, in Gesteins- schichten 2.600 Meter unter dem Meeresboden, gespeichert werden. Ende nächsten Jahres soll es soweit sein. Es ist das weltweit am weitesten entwickelte, kommerzielle Projekt im Bereich CCS. Norwegen geht mit die- sem Leuchtturmprojekt voraus und betrachtet sich damit als Teil einer europäischen Wertschöpfungskette. Von dem Fachwissen, das generiert wird, werden weltweit zukünftige Pro- jekte profitieren und Unsicherheiten am Markt reduziert. Norwegen ebnet damit den Weg für weitere kommer- zielle Projekte. CCS ist in Norwegen auch stark mit dem Ziel der großvolumigen Wasser- stoffproduktion aus Gas verbunden. Ist auch das für Zulieferer interes- sant? Kern: Die CCS-Technologie wird in Norwegen in Verbindung mit der Öl- förderung seit Mitte der 90er Jahre eingesetzt. Für Norwegen ist es damit eine verlässliche Technologie. Wenn das CO2, das bei der Pro- duktion entsteht, mittels CCS sicher unter dem Meeresboden gespeichert wird, können kurzfristig große Men- gen kohlenstoffarmer Wasserstoff aus Erdgas hergestellt werden. Bei der Wasserstoffproduktion werden in erster Linie Chemieingenieure und verfahrenstechnische Dienst- leistungen gefragt sein, etwa An- lagentechniken, bis hin zur Sensor-
technologie für den Meeresboden. Hier haben deutsche Unternehmen traditionell ihre Stärke und können sich einbringen. Und wie ist Norwegen beim Abschei- den und Verwenden von CO 2 , dem Carbon-Capture-and-Utilization- Verfahren (CCU) aufgestellt? Kern: CCU ist natürlich eine sehr wichtige Komponente. Bei der Größenordnung, von der wir bei der nötigen Reduzierung der CO2-Emis- sionen sprechen, wird im ersten Schritt CCS notwendig sein. Im zweiten Schritt liegt der Fokus dann darauf, ob das gespeicherte CO2 zu einem späteren Zeitpunkt bei Bedarf dem Erdboden erneut entnommen werden kann. Hier bedarf es aber noch mehr Forschung. Stand heute soll CCU bei der Produktion von E- Fuels in Nord-Norwegen eingesetzt werden. Zurück zum Wasserstoff. Wie könnten deutsche Unternehmen an Planung, Bau und Betrieb einer H 2 -Pipeline teilhaben? Kern: Auch hier können sich deut- sche Unternehmen wieder mit Verfahrenstechnik, im Anlagenbau und bei Ingenieurs-Dienstleistungen einbringen. Um große Mengen Was- serstoff kosteneffizient transportieren zu können, müsste zwischen Deutsch- land und Norwegen eine Pipeline gebaut werden. Dieser Bau würde im ersten Schritt im Fokus stehen. Es wurde dazu eine Machbarkeitsstu-
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