EUROPA/ZENTRALASIEN
TÜRKEI Weiter im Krisenmodus
Präsident Recep Tayyip Erdoğan wurde in den Wahlen Ende Mai 2023 für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt. Wie es in der Wirtschaftspolitik weitergeht, ist unklar. Mit einer anhaltenden Niedrigzinspolitik will die türkische Regierung ein kurzfristiges Wachs- tum über hohe Exporte und Konsum erzeugen, geht damit aber zuneh- mend Finanz- und Wirtschaftsrisiken ein: Die Inflation ist horrend, die Lira hat stark an Wert verloren und wird staatlich gestützt. Viele Analysten rechnen mit einer weiteren Abwer- tung der Lira. Die Nettoreserven der Zentralbank sind abgeschmolzen. Ihr Handlungsspielraum, den Lira-Kurs mit Devisen- und Goldverkäufen zu
stärken, ist damit begrenzt. Daher ist die Türkei zunehmend auf Finanz- spritzen aus dem Ausland angewie- sen. Eine Abkehr vom bisher präfe- rierten Niedrigzinskurs scheint deshalb möglich. Der neue Finanzminister der Türkei kündigte eine regelbasierte, berechen- bare türkische Wirtschaft an. Viele er- warten deshalb Leitzinssteigerungen der Zentralbank. Auch die Finanzpoli- tik könnte straffer werden. Die Staats- ausgaben sind zuletzt stark gestiegen. Dazu haben neben dem verheerenden Erdbeben im Nordosten der Türkei
Inflation, Arbeitslosigkeit und Spannungen: Menschen und Wirtschaft in der Türkei gehen schwierigen Zeiten entgegen (hier: Bazar in Izmir).
auch generöse Zusagen im Vorfeld der Wahlen beigetragen. Das kräftige Wirtschaftswachstum des Vorjahres hat sich bereits 2022 halbiert und wird bei sinkenden Exporten wahr- scheinlich nochmal deutlich nachlas- sen. Die hohe Arbeitslosigkeit und die zunehmenden geo- und innenpoliti- schen Spannungen schaffen zusätzli- che Herausforderungen. GTAI/IHK
POLEN Hafenausbau an der Ostsee
Arbeitsplätze geschaffen werden. Die neue Infrastruktur wird zudem die Wettbewerbsfähigkeit des Landes im internationalen Geschäft fördern und so auch der Binnenwirtschaft Polens zugutekommen. GTAI/IHK Weitere Informationen auf der Web- site des Projekträgers Zarząd Morskich Portów Szczecin i Świnoujście S.A.: port.szczecin.pl/en
In Świnoujście (Swinemünde), einem Hafen an der polnischen Ostseeküste, steht ein großes Investitionsprojekt bevor: der Bau einer neuen Tiefwasserrinne. Die rund 2,3 Milliarden Euro teure Baumaßnahme ist Teil des Plans, ein neues Containerterminal einzurich- ten. Es soll 2025 oder 2026 in Betrieb gehen und eine Umschlagkapazität von 2 Millionen Standardcontainern (TEU) haben. Für das Projekt ist ein Finanzierungsprogramm von 2023 bis 2029 aufgesetzt worden. Der Bau der Wasserstraße ist Teil eines umfassenden Infrastruktur- projekts, mit dessen Hilfe der Hafen von Świnoujście in der Lage sein wird, auch größte Containerfrachter zu bedienen und in Verbindung mit dem Hafen in Szczecin zu einem Dreh- kreuz des internationalen Schifftrans- ports zu werden. Der Zeitplan sieht vor, dass inner- halb von zwei Jahren die planerischen
Rahmenbedingungen feststehen. Daraufhin wird der staatliche Hafen- betreiber einen Auftragnehmer für die Bauarbeiten auswählen, die zwei weitere Jahre in Anspruch nehmen sollen. Der Hafenausbau gliedert sich in mehrere Einzelprojekte: Neben der Tiefwasserrinne gehören dazu auch die Errichtung von Wellenbrecher-Anlagen
im Außenhafen und die Anschaffung eines Bag- gerschiffes zur Erhaltung der Wasserwege. Der Hafenausbau in Świnoujście verspricht ein umfassendes Wirt- schaftswachstum in der Region. Dadurch sollen weitere Investitionen angezogen und neue
Große Pläne für große Pötte: Der Hafen in Swinemünde soll ausgebaut werden.
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IHK Global Business 07/2023
ihk.de/rhein-neckar
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