IHK-Global Business Ausgabe 10/2025

AMERIKAS

BRASILIEN Nahrungsmittelindustrie expandiert

Auch der Hersteller von Duft- und Geschmackstoffen Symrise AG, der Gelatinehersteller Gelita AG und das Tiefkühlkostunternehmen VOSSKO produzieren vor Ort. Die Ehrmann AG ist über das Molkereiunternehmen Trevo Lácteos im Land vertreten. Die Ireks GmbH aus Kulmbach investiert zusammen mit der Agrargenossen- schaft Agrária in Guarapuava (Para- ná) in Brasiliens erste Mälzerei für Spezialmalze. Steuerreform kommt der Branche zugute Brasilien reformiert sein Steuer- system. Dies hat auch Auswirkungen auf die Nahrungsmittel- und Ge- tränkeindustrie. Detaillierte Regulie- rungen stehen zwar noch aus, doch es steht fest, dass das neue System die Industrieproduktion und ins- besondere den Export verarbeiteter Güter weniger stark belasten wird als bisher. Eine Studie der Banco Santander zählt die Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie zu den Sektoren, die am meisten von der Reform profitieren. Allerdings erfolgt die Umstellung über einen Zeitraum von zehn Jahren. Einige Grundnahrungsmittel, die eine wichtige Rolle für einkommens- schwache Haushalte spielen, werden zukünftig steuerfrei. Hierzu gehören Reis, Bohnen, Fleisch, Maniok- und Weizenmehl, Zucker, Nudeln, ge- wöhnliches Brot, Milch und ver- schiedene Käsesorten. Auch Kaffee, Obst, Gemüse und Eier wurden in die Liste aufgenommen. Die Steuer- erleichterung wird etappenweise eingeführt und dürfte sich ab 2027 zunehmend auf die Preisbildung auswirken. Dagegen werden auf alkoholische und zuckerhaltige Ge- tränke in dem neuen System künftig Sondersteuern erhoben. Der Tarif „Imposto Seletivo“ (IS) soll Produk- te, die für die Gesundheit oder für die Umwelt schädlich sind, verteu- ern. GTAI/IHK

Dank des leistungsstarken Agrarsektors bleibt Brasilien ein wichtiger Wachstumsmarkt – nicht nur für die lokale Lebensmittel- und Getränkeindustrie, sondern auch für Anbieter von Technik, Vorprodukten und Ausrüstung.

Brasiliens Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie wächst und investiert. Somit bietet das Land deutschen Maschinenbauern und Zulieferern von Vorprodukten einen aussichtsreichen Absatzmarkt. Doch die Konkurrenz aus anderen Ländern nimmt ebenfalls zu, insbesondere aus China. Um sich im Wettbewerb zu behaup- ten, gilt es in langfristige Beziehungen zu den Geschäftspartnern zu investie- ren und persönliche Kontakte zu pfle- gen. Wichtig ist auch, Dienstleistungen und Zusatzangebote wie Garantien und einen gut funktionierenden Aftersa- les-Service anzubieten. Aufgrund der hohen Kapitalkosten sind Finanzie- rungs- und Zahlungsmodalitäten ein besonders wichtiger Punkt. Außerdem ist die Einpreisung von Wechselkurs- risiken eine große Herausforderung, da der Kurs des brasilianischen Real starken Schwankungen unterliegt. Das Geschäftsmodell muss auf den lokalen Markt zugeschnitten sein. All dies er- fordert Investitionen, die sich nur nach und nach amortisieren.

Große regionale Unterschiede Brasilien hat kontinentale Ausmaße. Entsprechend groß sind die regiona- len Unterschiede in Bezug auf Klima, Transportinfrastruktur, Konsum- gewohnheiten, Kaufkraft und viele weitere Aspekte. Der Absatz hochwer- tiger Nahrungsmittel und Getränke konzentriert sich auf den einkom- mensstarken Südosten des Landes. Im Süden Brasiliens wiederum ist der Anteil der deutschstämmigen Bevöl- kerung besonders hoch. Deutsche Anbieter haben gute Chancen Für deutsche Zulieferer von Ma- schinen und Ausrüstung sowie von Vorprodukten wie Malz bleibt Brasilien ein wichtiger Wachstums- markt. Chancen bieten sich auch für Getränke- und Nahrungsmittel- hersteller. Deutsche Konzerne wie Dr. Oetker, Melitta oder Haribo, die in Brasilien produzieren, investieren und erweitern ihre Geschäfte derzeit.

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