IHK-Global Business Ausgabe 10/2025

ZOLL & AUSSENWIRTSCHAFTSRECHT

INTERVIEW US-Zölle: Was Sie wissen müssen

(Kap. 84) mit stählernem Gehäuse, Elektromotoren, Gene- ratoren (Kap. 85) mit einem wesentlichen Aluminiumge- häuse, Werkzeuge (Kap. 82), die aus Stahl bestehen, Möbel (Kap. 94) mit tragenden Stahlteilen. Welche Waren fallen unter die Derivatregel und damit unter die 50 Prozent Zölle? Falk: Die Liste der Derivate wurde am 18. August 2025 um 400 weitere Produkte erweitert. Erfasst wurden beispiels- weise unter anderem Windkraftanlagen, Eisenbahnwag- gons, Kranfahrzeuge, Motorräder und Mofas, Tür- und Fensterrahmen oder Sportequipment. Die Liste der De- rivate wird anhand der Warentarifnummer festgelegt und alle vier Monate überprüft und gegebenenfalls erweitert. Gerade für viele Maschinenbauer brachte der Deal mit den USA nicht die erhoffte Rechtssicherheit mit 15 Prozent, weil durch die „Hintertür“ immer mehr Produkte unter die höheren Stahl- und Aluminiumzölle von 50 Prozent fallen. Bei den Stahl- und Aluminiumderivaten soll der Wert angegeben werden. Was passiert wenn dieser nicht angegeben werden kann? Falk: Grundsätzlich fallen die 50 Prozent nur auf den Wert des Stahlgehalts an. Auf den Rest fallen die 15 Prozent an. Die Menge des Stahlanteils ist in Kilogramm und der Wert grundsätzlich anhand des Einkaufspreises des Stahls anzugeben. Manche Unternehmen haben den Wertanteil auch schon anhand des aktuellen Rohstoffpreises für Stahl angegeben, um keine Einkaufswerte weitergeben zu müssen. Zudem muss das Schmelz- und Gussland mit an- gegeben werden. Sobald eine Angabe fehlt, fallen bei den Stahlerzeugnissen 50 Prozent auf die gesamte Sendung

Oliver Falk, IHK-Experte und Leiter Bereich Recht International, berät Unter- nehmen zu Fragen rund um den Waren- export und das Außenwirtschaftsrecht.

Unter der US-Administration von Trump sind neue Strafzöl-

le an der Tagesordnung. Es wurden unterschiedliche länderbezogene (rezipro-

ke) Zölle und warenbezogene (sektorale) Zölle eingeführt. Mit der EU einigte man sich zudem Ende Juli 2025 auf einen Handelsdeal. Die Verunsicherung bei den Unterneh- men ist groß. Mit einer IHK-Hotline zum US-Geschäft unterstützt die IHK Rhein-Neckar Ihre Unternehmen. Wir fragten Oliver Falk, Leiter Bereich Recht International bei der IHK, welche Zölle jetzt anfallen, welche Schwierigkei- ten es gibt und was die Unternehmen beachten müssen. Herr Falk, welcher Zollsatz gilt bei der Einfuhr von Waren aus Deutschland in die USA? Oliver Falk: Nachdem Trump der EU ab August 30 Prozent Zoll angedroht hatte, einigten sich die EU und die USA und die EU am 27. Juli 2025 auf einen Zollsatz von 15 Prozent. Es handelt sich um einen All-Inclusive-Tarif und gilt seit dem 7. August 2025 für alle Produkte, die nicht unter sek- torale Zölle fallen oder von Ausnahmen betroffen sind. Was bedeutet All-Inclusive-Tarif? Falk: Der All-Inclusive-Tarif stellt eine Obergrenze dar – inbegriffen ist auch der Meistbegünstigungszollsatz (MFN). Zuvor addierten die USA den Meistbegünstigungs- zollsatz und den Zusatzzoll auf. Beispiel: Für einen Ge- schirrspüler fielen bis zum 7. August ein reziproker Zollsatz von 10 Prozent plus 2,4 Prozent normaler MFN-Zollsatz an. Der neue Zollsatz beträgt 15 Prozent „all-inclusive“. Sie haben gesagt, die 15 Prozent gelten nicht für sektorale Zölle. Welche sektoralen Zölle gibt es? Falk: Die USA erheben auf Stahl- und Aluminiumerzeug- nisse und Derivate 50 Prozent, auf Autos und Autokompo- nenten 25 Prozent und auf Kupfer 50 Prozent. Die Trump- Administration plant zudem weitere Importzölle auf folgende Bereiche: Halbleiter, Pharmazeutika, Mineralien, Holzimporte, Lastkraftwagen, Polysilicon (für Solaranla- gen) und Drohnen. Sie sprachen von Stahl- und Aluminiumderivaten. Was sind Derivate? Falk: Unter Derivaten versteht man Stahl- oder Alumi- nium-Anteile in Waren, die keine klassischen Stahlwaren sind, aber dennoch einen wesentlichen Stahl-/Alu-Be- standteil aufweisen. Beispiele: Maschinen und Apparate

Auch auf den Anteil des Stahls in Stahlderivaten erheben die USA 50 Prozent Zoll.

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