IHK-Global Business Ausgabe 10/2025

VIETNAM

INTERVIEW „Geschäftspartnerschaften in Vietnam bauen auf Vertrauen“

Im Gespräch mit Peter Kompalla, Geschäftsführer der AHK Vietnam, wollten wir wissen, welche Kriterien bei der Partnerwahl in Vietnam entscheidend sind und welche Risiken Unternehmen kennen sollten. Herr Kompalla, mit welchen Herausforderungen müssen deutsche Firmen beim Markteintritt rechnen? Peter Kompalla: Deutsche Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, Geschäftspartner in Vietnam zu finden, da viele Firmen keine englischsprachigen Websites oder leicht zugänglichen Informationen bieten. Kaltakquise oder E-Mails bleiben häufig unbeantwortet – ein Ausdruck der vietnamesischen Geschäftskultur, die stark auf persön- liche Netzwerke setzt. Worauf sollten Unternehmen achten, um nachhaltige Be- ziehungen zu Geschäftspartnern in Vietnam aufzubauen? Kompalla: Erfolgreiche Geschäftspartnerschaften in Vietnam entstehen nicht über Nacht, sondern bauen auf Vertrauen, persönlichen Austausch und eine langfristigen Perspektive. Wer kulturelle Besonderheiten respektiert, Geduld mitbringt und regelmäßig vor Ort Präsenz zeigt, schafft die Basis für eine nachhaltige Zusammenarbeit. Welche konkreten Schritte empfehlen Sie einem mittelständischen Unternehmen für den Einstieg in den vietnamesischen Markt? Kompalla: Für mittelständische Unternehmen beginnt der Einstieg in Vietnam am besten mit einer soliden Markt- analyse – um Potenziale, Wettbewerb und Besonderheiten vor Ort wirklich zu verstehen. Ein wichtiger erster Schritt sind unsere Informationsangebote in Kooperation mit der IHK, die Unternehmen einen fundierten Markteinstieg ermöglichen. Der nächste Schritt ist die gezielte Geschäftsanbahnung: Delegationsreisen, Messeauftritte oder Partnervermitt- lungen über die AHK bieten hervorragende Möglichkeiten,

erste Kontakte aufzubauen. Vor Ort begleiten wir sie dann gemeinsam mit unserem deutsch- vietnamesischen Team individuell beim Aufbau von Netzwerken, beim Finden der richtigen Partner und bei den ersten Schritten im Markt. So entsteht aus guter Vorbereitung und lokaler Expertise eine echte Partner- schaft.

Peter Kompalla, Geschäftsführer der AHK Vietnam mit Stand - orten in Ho-Chi-Minh- Stadt und Hanoi

Welche Vorteile bietet das EU-Vietnam-Freihandels- abkommen konkret für deutsche Unternehmen? Kompalla: Das EU-Vietnam-Freihandelsabkommen (EVFTA), das seit 2020 in Kraft ist, hat den bilateralen Handel bereits spürbar belebt. Für deutsche Unter- nehmen bedeutet es: Zölle auf fast alle Waren werden schrittweise abgebaut, geistiges Eigentum besser geschützt und der Zugang zu wichtigen Sektoren wie Dienstleistungen erleichtert. Gerade der deutsche Mittelstand profitiert von mehr Planbarkeit, vereinfach- ten Verfahren und einem dynamischen Markt mit über 100 Millionen Menschen. Die bisherigen Jahre zeigen: Das Abkommen macht Vietnam zu einem noch attrak- tiveren Standort für Exporte, Investitionen und Koope- rationen – und eröffnet deutschen Firmen langfristige Wachstumschancen. UNSER TIPP: Über das Portal „Access2Markets“ der EU-Kommission erhalten Sie mit Ihrer Warentarifnummer (6-stelliges HS-Code) aktuelle Informationen zu EU-Prä- ferenzzollsätzen im Rahmen des Freihandelsabkommens, Registrierungsanforderungen und weiter bestehenden Handelshemmnissen.

Das Portal finden Sie unter:  trade.ec.europa.eu/access-to-markets/de

Stadt, Hai Phong und Ca Mep – als besonders wichtig eingestuft. Sie profitieren insbesondere von der Ver- lagerung globaler Lieferketten und von regionalen Handelsabkommen. Zu den neuen Großprojekten zählen der Bau einer 1.540 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke mit bis zu 350 Kilometer pro Stunde zwi- schen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt, der neue Long-Thanh-International-

Energien. Diese Branchen werden durch steuerliche Anreize und Förder- programme unterstützt. Parallel treibt die Regierung den Ausbau der Infrastruktur in großem Stil voran. Derzeit verfügt Vietnam über zehn internationale Flughäfen und mehrere bedeutende Seehäfen. Laut der jährlichen Rangliste „One Hundreds Ports“ von „Lloyd’s List“ werden drei davon – in Ho-Chi-Minh-

Airport, eine zusätzliche Zugver- bindung nach China sowie rund 3.000 Kilometer neuer Autobahnen. Darüber hinaus baut Ho-Chi-Minh- Stadt ihr Stadtbahnnetz massiv aus: In diesem Jahr beginnt der Bau der Linie 2. Bis 2035 soll das Netz auf 355 Kilometer anwachsen, bis 2045 auf 510 Kilometer. „Für deutsche Unternehmen erge- ben sich dadurch vielfältige Chancen

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