IHK-Magazin Ausgabe 3/2025

TITELTHEMA | AUSLANDSGESCHÄFT

ENGELMANN SENSOR Geduld, Geduld

Wenn der Heimatmarkt nicht mehr wächst, müssen andere her. Wie das geht, zeigt das Industrieunternehmen aus Wiesloch-Baiertal.

M itten im Büro befin- Glasgehäuse ein Wärmemen- genzähler steht. Es ist der zehn Millionste Zähler, den die En- gelmann Sensor GmbH in fast fünfzig Jahren gebaut hat. Das Unternehmen mit Sitz in Wies- loch-Baiertal ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer auf diesem Gebiet. Verkauft wer- den die kleinen Geräte, die den Verbrauch von thermischer Energie in Wohnungen oder Häusern messen, in alle Her- ren Länder. Und weil es dem Zähler egal ist, ob er Kälte oder Wärme misst, ist Engelmann gerade dabei, in die Vereinig- ten Arabischen Emirate (VAE) und nach Indien zu expandie- ren, wo Häuser und Wohnan- lagen mit Kühlsystemen aus- gestattet werden. Vergleichbar den hiesigen Fernwärmenet- zen sind dort neue städtische Fernkältenetze im Aufbau. Und der Verbrauch der einzelnen Wohneinheiten wird dann mit einem Messgerät „Made in Wiesloch“ ermittelt. det sich eine hölzerne Stehle, auf der in einem Gegründet wurde das Unter- nehmen 1976 in einer Scheu- ne. Als die zu klein wurde, zog Gründer Hans Engelmann an den jetzigen Standort in der Rudolf-Diesel-Straße. Doch auch dort wird es langsam eng, so dass 2024 in Hirschhorn am Neckar ein neuer Produk- tionsstandort eingerichtet wurde. Dort werden Wärme- mengenzähler recycelt und Wasserzähler hergestellt, die das Unternehmen bis dahin von einem externen Hersteller bezogen hatte.

„Das Wachstum im Aus- landsgeschäft hat sich in den vergangenen Jahren beschleu- nigt“, sagt Geschäftsführer Michael Keuthen. 2024 belief sich der Anteil am Umsatz, der außerhalb Deutschlands er- wirtschaftet wurde, auf 25 Prozent, 2025 sollen es 30 Prozent werden. Exportiert werden Wärme- und Kältezäh- ler, Heizkostenverteiler, Was- serzähler und Gateways, um die Daten auszulesen. Neben den Ländern der D-A-CH- Region, zu denen neben Deutschland Österreich und die Schweiz zählen, liefert der Mittelständler seine Produk- te – in Europa unter anderem nach Skandinavien, Großbri- tannien, Frankreich, Spanien, Italien. In einigen dieser Län- der hat Engelmann mittlerwei- le kleine Teams aufgebaut, die die Kunden vor Ort betreuen und neue akquirieren. Die kennen dann den Markt – und die Menschen kennen sie. „Ein Vertrieb ist dann erfolg- reich, wenn Kunden oder potenzielle Kunden Vertrauen in das Unternehmen und das Produkt haben, aber auch das Vertrauen in den Vertriebler ist entscheidend“, so Keuthen. Nun hat das Unternehmen den Mittleren Osten in den Fokus genommen. Der Kühlbedarf von Wohnungen gerade in dieser Region werde in den kommenden Jahren deutlich ansteigen. Dass sich hier ein neuer Markt auftut, sei klar gewesen. „Trotzdem gehen wir nicht gleich überall rein, was vielversprechend erscheint“, betont Keuthen. Vielmehr

Geschäftsführer Michael Keuthen beschäftigt bei der Engelmann Sensor GmbH 180 Mitarbeiter.

Das Unternehmen floriert also. Zwar gilt der Markt speziell in Deutschland als gesättigt, da nahezu alle Häuser und Woh- nungen mit Zählern ausgestat- tet sind, und die Geräte von Gesetzes wegen nur noch alle sechs Jahre neu geeicht oder ausgetauscht werden müssen. In anderen Ländern der Welt ist die Bautätigkeit jedoch un- gebrochen, was sich in vollen Auftragsbüchern in Wiesloch- Baiertal widerspiegelt.

In einen neuen Markt zu ex- pandieren dau- ert, für Indien beispielsweise rechnen wir mit fünf Jahren.

Michael Keuthen

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IHK Magazin Rhein-Neckar 03 | 2025

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