TSCHAD Nachdem der Tschad 2016 einen finanzi- ellen Kollaps mit weitreichenden Folgen erlebt hatte, verlief das vergangene Jahr politisch wieder relativ ruhig. Die See- region erhielt umfangreiche internationale Nothilfeleistungen, da sie stark unter der Dschihadisten-Organisation Boko Haram leidet. 2017: Konflikt in der Partnerkirche In der EET, unserer Partnerkirche imTschad, entwickelte sich in der zweiten Jahreshälfte ein interner Konflikt. Eine Volksgruppe, die in der Kirche vertreten ist, fühlte sich be- nachteiligt. Dies führte auf verschiedenen Ebenen zu grossen Spannungen. Leider konnte bis Ende Jahr keine Lösung gefun- den werden. Wir hoffen, dass die Neuwah- len des Nationalkomitees im 2018 zur Ent- spannung der Situation beitragen werden. Neues Einsatzgebiet 2017 konnten wir unser Einsatzgebiet im Tschad erweitern: Helen ist im Oktober in ein Gebiet ganz im Norden des Landes ge- reist, ins Projekt «Oase», das mitten in der Wüste steht. Sie wird dort in einem staat- lichen Spital als Hebamme arbeiten und lokale Mitarbeiterinnen ausbilden. Zuerst geht es für sie aber darum, die Sprache, die Kultur und die ganz neuen Lebensbedin- gungen kennenzulernen. Unser Partner an diesem Ort ist der Verein für Entwicklung und Frieden (ADP).
Pro RADJA' Überfüllte Klassen, tiefes Niveau, kaum ausgebildete Lehrpersonen: Die Zustän- de in den Schulen im Tschad sind katastrophal. Aber nur durch Bildung können die Kinder später einen guten Job erhalten, aus der Armut ausbrechen und dem Land zu den so dringend benötigten Fortschritten verhelfen. Eine weitere grosse Herausforderung in unserem Einsatzgebiet ist die ethnische Vermischung der Bevölkerung: Aufgrund der Nähe zur Hauptstadt ziehen Men- schen unterschiedlichster Herkunft hierher, was zu Spannungen führt. Zudem gibt es derzeit im ganzen Ort noch keine christliche Gemeinschaft. 2017: Die Schule «Moustakhbal wa Radja» (Zukunft und Hoffnung) startete An- fang November mit einer zusätzlichen Klasse ins neue Schuljahr. 2018 und 2019 wird noch je noch eine weitere Klasse hinzukommen und ab Herbst 2019 werden wir den kompletten Grundschulzyklus anbieten können. In der transkulturellen Arbeit schauen wir auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Im Nachbardorf treffen sich nun regelmässig einige Christen zum Austausch und Gebet. Besonders freuen wir uns über eine Gruppe junger Erwachsener aus ei- ner benachbarten Gemeinde, die unser Anliegen teilt, suchenden Muslimen die Gute Nachricht zu erklären. Gemeinsam besuchen wir monatlich unsere Nach- bardörfer und pflegen die entstandenen Kontakte. Zudem konnten wir dieser Gruppe einen vierwöchigen Einsatz unter Nomaden ermöglichen. Eine sehr schwierige Zeit durchlebte das Team im September: Francette, die Frau des Schulleiters Florent, ist nach der Geburt ihres dritten Kindes gestorben. Das Ehepaar war seit vielen Jahren ein Teil des Teams und Francettes Tod war für alle ein grosser Schock. Der neugeborene Junge erhielt den Namen «Consolé» (ge- tröstet), was für den Trost steht, den wir alle durch Gott und den Jungen erfahren konnten. N' DJAMÉNA Das Projekt in der Hauptstadt steckt mitten im Übergabeprozess an Einheimi- sche. Die Schweizer Mitarbeiterin Marie-Christine Prod’homwird Ende 2018 pen- sioniert und hat nun die herausfordernde Aufgabe, ihre jahrelange Erfahrung an einheimische Mitarbeitende weiterzugeben. Wir sind froh, dass die EET die Be- deutung der Jugendleiterbildung erkannt und Verantwortliche für diese Arbeit gesucht und gefunden. Im letzten Jahr wurde für die Produktion der wöchentlichen Radiosendungen für Kinder und Jugendliche ein kleines Team ausgebildet. Obwohl die freiwilligen Mitarbeitenden die beliebten Sendungen schon seit längerer Zeit selbständig produzieren, konnten sie noch einiges hinzulernen, insbesondere wenn es da- rum geht, die Kinder aktiv in die Gestaltung des Programmsmiteinzubeziehen. Für das Programm «Liebe ohne Reue» bildeten wir zum zweiten Mal eine Gruppe von Kursleiterinnen und Kursleitern aus. Im Jugend-Osterlager einer Partnerkir- che konnten diese das Gelernte gleich weitergeben. Viele Jugendliche begeg- nen der Thematik sehr kritisch, was von den jungen Leiterinnen und Leitern viel Selbstvertrauen sowie eine solide Schulung erfordert. Dem neuen Jugendarbeit-Verantwortlichen in der EET, Pasteur Faustin, ermög- lichten wir im Herbst eine dreimonatige Weiterbildung bei Kids-Team in Yaoun- dé. Das dort erworbene Wissen kann er jetzt vor Ort in den Kinderclubs in die Praxis umsetzen. Highlight: Tabus überwinden Im Oktober führten wir das Programm «Liebe ohne Reue» in zwei Klassen mit Schülern im Alter von 10 bis 13 Jahren durch. Wir zeigten das Zeugnis-Video – und ob der hitzigen Diskussion im Anschluss vergassen die Kinder sogar die Pau- se. (Marie-Christine, N’Djaména)
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