02-2018 D

BRASILIEN Das vergangene Jahr war in Brasilien von verschiedensten Korruptionsskandalen in Politik und Sport geprägt. Hunderte einflussreicher Personen zweigten Millio- nenbeträge der Staatsgelder auf private (Schweizer) Bankkonten ab. Das Geld fehlt nun im Bildungs- und Gesundheitsbereich, in der Wirtschaft, bei der Infrastruktur – kurzum überall. Dadurch haben die Arbeits- losigkeit, die Armut und als Folge davon auch die Kriminalität weiter zugenommen. 2017: Wichtige Fortschritte im Übergabeprozess Unsere Projekte begegnen dieser steigen- den Not in verschiedenen Bereichen, sind aber von den Auswirkungen auch direkt betroffen: Es fehlt uns vermehrt an lokaler finanzieller Unterstützung und an freiwil- ligen Mitarbeitenden. Administrative Ab- läufe sind infolge der Korruptionsvorfälle komplizierter und aufwändiger geworden, was das Tagesgeschäft teilweise massiv erschwert. Einige Mitarbeitende wurden leider auch Opfer von Überfällen und Dieb- stählen. Es gibt aber auch viele erfreuliche Entwick- lungen: So konnten wir motivierte brasili- anische Leitungspersonen finden und im Übergabeprozess der Projekte an Einheimi- sche Fortschritte machen. Die Menschen in Brasilien sehnen sich nach authentischen Leitern, nach Sicherheit und nach Antwor- ten auf ihre geistlichen Fragen. Viele finden in dieser Not zu Gott und möchten – entge- gen demWertezerfall der Gesellschaft – ein Leben nach dem Vorbild von Jesus führen. Oftmals verändert sich dadurch ihr eigenes Verhalten und auch ihr Umfeld wird positiv geprägt. Dies stimmt uns dankbar und er- mutigt uns, trotz Herausforderungen dran- zubleiben.

Pro RIBEIRINHO Das ProRIBEIRINHO besucht per Schiff benachteiligte Flussbewohnerinnen und -be- wohner im Amazonasgebiet und unterstützt sie in der Gemeinde- und Jugendarbeit sowie mit Brunnenbau, medizinischer Versorgung, Kleingewerbeförderung und in vielen weiteren Bereichen. Im sozialdiakonischen Zentrum in Portel finden zudem diejenigen Flussbewohner Unterstützung, die in der Hoffnung auf ein besseres Le- ben in die Stadt gezogen und dort in Armenvierteln gelandet sind. 2017: Das neue Boot, welches 2016 eingeweiht wurde, hat bereits diverse kleine- re und grössere Einsätze hinter sich. Im Februar fand ein medizinischer Einsatz mit sechs Ärzten und vier Zahnärzten statt. Hunderte von Behandlungen konnten in den vielen Dörfern entlang des Amazonas durchgeführt werden, wodurch den Leuten die lange, beschwerliche Flussreise in die nächste Stadt erspart wurde. In einigen der kleinen Flussgemeinden ist vermehrt ein Hunger nach Gott zu spü- ren. Die Menschen sehnen sich nach Gottes Liebe und erleben sein Eingreifen ganz praktisch. So bezeugen einige junge Erwachsene, wie sich ihr Leben durch ihre Be- ziehung zu Gott positiv verändert hat. EIN BESUCH MIT FOLGEN Ein Projektmitarbeiter besuchte bei einemEinsatz die Familie von Angelica. Die da- mals 16-Jährige begann daraufhin, die kleine Flussgemeinde im Dorf zu besuchen undentschiedsich für einLebenmit Jesus. IhreFamilie leistetezunächstWiderstand, aber als ihnen Angelicas positive Veränderung auffiel, legte sich dieser. Manch- mal kommen jetzt andere Familienmitglieder auch zum Gottesdienst. (Daniel, ProRIBEIRINHO) Pro VIDA Das ProVIDA kümmert sich mit verschiedenen Angeboten um vernachlässigte Kin- der und Jugendliche in der Millionenstadt Belém. Es vermittelt ihnen eine neue Le- bensperspektive und kann so dazu beitragen, dass sie nicht auf der Strasse landen. Zudem unterstützt es straffällig gewordene Jugendliche bei der Reintegration in die Gesellschaft. 2017: Im vergangenen Jahr konnten wieder zwei Ferienlager für Kinder aus den Slums durchgeführt werden – für viele der Kids das Highlight des Jahres! Das Ge- fängnis-Besuchsteam ist gewachsen, wodurch nun eine zweite Jugendstrafanstalt für Mädchen regelmässig besucht werden kann. Oft bekommen die Mitarbeitenden zu hören, dass sie häufiger kommen sollen – die Mädchen schätzen diese Gespräche sehr und schöpfen dadurch immer wieder neue Hoffnung. In einer Favela entstand eine kleine Bibellesegruppe mit Kindern, die früher unse- ren Kindergarten besucht hatten. Zudem wurde vermehrt in die Besuche der Fami- lien der Vorschulkinder investiert. Die Vorschulen, Kinderklubs und Sportangebote von ProVIDA konnten fortgeführt werden. Neben all diesen Aktivitäten wurde der Übergabeprozess an die einheimische Leitung weiter vorangebracht und es haben mehrere gute Gespräche mit Mario und Keylla, dem zukünftigen brasilianischen Lei- terehepaar, stattgefunden. Ein schwieriger Moment im letzten Jahr war die Bekannt- gabe, dass das Jungenheim Girassol 2018 geschlossen werden wird. Verschiedene Umstände machten diesen Schritt notwendig. Die anderen Arbeitsbereiche von Pro- VIDA werden jedoch weitergeführt und nach Möglichkeit ausgebaut. «Endlich seid ihr da!» Kürzlich empfingen drei Mädchen in einer Jugendstrafanstalt unser Teammit Ap- plaus und den Worten: «Endlich kommt ihr uns besuchen! Wir haben schon auf euch gewartet. Ihr seid die Einzigen, die kommen. Erzählt uns von Gott, wir möch- ten mehr hören!» Diese Mädchen hatten das ProVIDA-Team in einem anderen Ge- fängnis, in dem sie bis vor kurzemwaren, kennengelernt, und warteten nach ihrer Versetzung auch am neuen Ort sehnlichst auf unseren Besuch. (Debora, ProVIDA)

8

Made with FlippingBook flipbook maker