Ergonomische Implikationen der Scaler-Gestaltung für Dentalhygieniker bzw. Dentalhygienikerinnen und Patienten bzw. Patientinnen EINFÜHRUNG
Entwicklungsprozess zu entwerfen. HLB, ein preisgekröntes Design- Unternehmen, wurde unser Partner in diesem Prozess. Sie arbeiteten mit führenden Unternehmen im Bereich der Sensortechnologie zusammen, um ein maßgeschneidertes System zur Quantifizierung der Berührungsempfindlichkeit zu entwickeln, das an alle Anwender und Scaler-Formen angepasst werden konnte, ohne die Anwender oder die zu testenden Instrumente zu stören oder zu behindern. ZIELSETZUNG Zielsetzung der Studie war ein Vergleich der Ergonomischen Scaler und Küretten vom Typ Harmony™ von Hu-Friedy mit anderen auf dem Markt erhältlichen Scalern und Küretten, um den Einfluss des Griffdesigns auf die Greifkraft des Anwenders bzw. der Anwenderin und den resultierenden Druck auf den Zahn zu untersuchen. ENTWICKLUNGSPROZESS - Planung, Test, Überarbeitung Es wurde ein Entwicklungsprozess angewendet, der dem in der Softwareentwicklung ähnelt. Wir testeten eine Reihe von aktuell auf dem Markt erhältlichen Griffen. Die Anfangstests halfen dabei, Vergleichspunkte für eine iterative Entwicklung festzulegen. Die neuen Designkonzepte wurden getestet und die Merkmale, die den größen Einfluss hatten, wurden dann weiterentwickelt, während die Gestaltungselemente, die sich als ungeeignet erwiesen, eliminiert wurden. Dieser schrittweise Ansatz, in dem jedem Entwicklungsschritt immer eine Test- und eine Überarbeitungsphase folgten, ermöglichte es uns, in Bezug auf die Schlüsselfaktoren, d. h. die Senkung der Greifkraft der Finger und des Drucks auf den Zahn, rasch Fortschritte zu erzielen. Es wurden 2.878.320 Messdaten gesammelt. STUDIENDESIGN UND TEILNEHMER In dieser Studie wurden die Ergonomischen Scaler und Küretten vom Typ Harmony™ von Hu-Friedy mit anderen Scalern verglichen. Es wurden die auf den Griff bei der Zahnsteinentfernung übertragene Greifkraft und der resultierende Druck auf die Zahnoberfläche gemessen. Auf Fragebögen, die vor und nach der Zahnsteinentfernung ausgefüllt werden mussten, wurden die Einschätzung der Teilnehmer und ihre subjektiven Präferenzen für die verschiedenen Scaler dokumentiert. In die Studie wurden 50 Dentalhygieniker und Dentalhygienikerinnen aus zwei Kontinenten im Alter von 28 bis 65 Jahren eingeschlossen, die seit mindestens 3 Jahren praktizierten. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die von unabhängigen Dritten rekrutiert wurden, wussten nicht, wer die Studien förderte, und mussten weder regelmäßig Scaler der Marke Hu-Friedy verwenden noch mit diesen vertraut sein. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten keine Verletzungen an ihren Händen oder Armen, die die Entfernung von Zahnstein hätten verhindern können.
Für die etwa 215.150 Dentalhygieniker und Dentalhygienikerinnen 1 und mehr als 300.000 Zahnarzthelfer und Zahnarzthelferinnen 2 in den Vereinigten Staaten stellen Muskel- und Skeletterkrankungen (MSEs) ein Berufsrisiko dar, das bei Zahnärzte und Zahnärztinnen Einkommensverluste in Höhe von mehr als 41 Millionen Dollar pro Jahr verursacht 3 . Zahnärzte und Zahnärztinnen haben ein erhöhtes Risiko, an arbeitsbedingten MSEs zu erkranken, da die manuelle Zahnsteinentfernung mit wiederholten Bewegungen, einer starken Greifkraft und dauerhaft ungünstigen Handhaltungen während der Behandlung des Patienten bzw. der Patientin verbunden ist. Fast 70 % der Dentalhygieniker und Dentalhygienikerinnen geben an, Schmerzen in der Hand und im Handgelenk zu haben 4 . Zahnhygieniker und Zahnhygienikerinnen greifen einen Scaler-Griff mit einem abgewandelten Stiftgriff, d. h. die Daumenbeere liegt gegenüber der Zeige- und Mittelfingerbeere. Der Scaler-Griff liegt auf der radialen Seite des Metacarpophalangealgelenks des Arztes bzw. der Ärztin. Um den Zahnstein zu entfernen, wird das Instrument (mit den Fingern, dem Handgelenk oder Unterarm oder einer Kombination aller) entlang der langen Achse des Instrumentengriffs über die Zahnfläche gezogen. Der Endschaft des Instruments wird bei der Zahnsteinentfernung parallel zur Zahnfläche gehalten. Durch das Ziehen der scharfen Klinge über die Zahnoberfläche wird der Zahnstein dann vom Zahn gelöst 5 . Wenn die Klinge nicht scharf genug ist oder der Druck auf den Zahn nicht reicht, wird der Zahnstein jedoch eher poliert als entfernt. Um den Zahnstein von den verschiedenen Flächen eines Zahn zu entfernen, ändert der Zahnarzt bzw. die Zahnärztin die Haltung des Handgelenks oder des Rumpfes oder wechselt zu einem Instrument mit einem anders geformten Arbeitsende. Da die Zahnsteinentfernung und die Wurzelglättung von Hand ca. 31,3 % der prophylaktischen Standardbehandlung ausmachen 6 , muss ein Handscaler ergonomisch gestaltet sein, um sowohl für den Dentalhygieniker bzw. die Dentalhygienikerin als auch den Patienten bzw. die Patientin Behandlungskomfort zu gewährleisten. Die Testtechnologie TrueFit™ wurde entwickelt, um das ergonomische Profil von Dentalinstrumenten objektiv bewerten zu können. Jahrelang wurde Rückmeldungen und qualitative Daten für die Entwicklung eines idealen ergonomischen Designs gesammelt. Diese waren dann die Basis für die Entwicklung eines wahrhaft ergonomischen Griffs. Interessanterweise brachte der kumulative, meinungsbasierte Input keine Lösung hervor, die auf sachlichen Vorteilen basierte und wissenschaftlich abgesichert waren. HuFriedyGroup hat sich deshalb dazu entschieden, für die Entwicklung eines idealen Instrumentengriffs objektive Parameter wie die Greifkraft und den Druck auf den Zahn zu verwenden. Bei der Entwicklung des TrueFit-Testsystems haben wir uns an führende Technologie- und Entwicklungsexperten gewandt, um ein System zu konzipieren, das an den Anwender angepasst werden kann, und es unseren Ingenieuren ermöglicht, einen iterativen
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MATERIAL UND METHODEN Einrichtung des Arbeitsplatzes und des Typodonts An den Arbeitsplätzen konnten die Dentalhygieniker und Dentalhygienikerinnen den Behandlungsstuhl und ihren eigenen Stuhl auf ihre Körpergröße so einstellen, dass ihre Füße immer auf dem Boden standen. Ein maßgefertigtes Mundmodell (Typodont) wurde mit einer Klemme auf einem Behandlungsstuhl montiert, um den Mund eines Patienten während der Zahnsteinentfernung nachzuahmen (Abbildung 1). Abbildung 1. Typodont und Handposition mit Lage der Drucksensoren
Hand. Sie trugen vier Sensoren: Einen am Daumen, einen am Zeigefinger, einen am Mittelfinger und einen am Ringfinger. Um die Genauigkeit der Messungen zu erhöhen, berührten sich der Zeigefinger und der Daumen des Dentalhygienikers bzw. der Dentalhygienikerin während der Zahnsteinentfernung nicht. Nachdem die Sensoren angelegt wurden, begannen die Dentalhygieniker/innen mit der Zahnsteinentfernung am ersten Zahn und verwendeten dazu die unterschiedlichen Scaler-Muster. Jeder Scaler wurde einzeln verwendet. Die Dentalhygieniker/ innen verwendeten jeden einzelnen Scaler, als ob sie leichten bis mittelstarken Zahnstein vom Zahn entfernen würden. Die Dentalhygieniker/innen wiederholten die Zahnsteinentfernung mit jedem Scaler fünfmal, um die tatsächliche Situation in der Praxis mit mehreren Bewegungen nachzuahmen. Dieses Vorgehen wurde dann an einem zweiten Zahn wiederholt. Erste Messungen Als erstes wurde Folgendes gemessen: • Die resultierende Greifkraft eines/einer Dentalhygienikers/in auf einen bestimmten Griff beim Entfernen vom Zahnstein • Der damit verbundene Druck auf die Oberfläche des Zahns Für diese Studie wurden die folgenden Definitionen verwendet: Greifkraft: Druck, den die Hand auf den Instrumentengriff ausübt. Gemessen in kPa. Auf den Zahn ausgeübter Druck: Kraft, die der Scaler auf den Zahn ausübt. Gemessen in N. Diese Definitionen wurden unter Berücksichtigung der in der Zahnmedizin gebräuchlichen Terminologie gewählt und weichen möglicherweise von den exakten technischen Begriffen ab. STATISTISCHE ANALYSE Zum Schutz der Datenintegrität und zur Gewährleistung angemessener statistischer Analysen übergab das Unternehmen HuFriedyGroup die Daten zur Überprüfung und Analyse an ein externes Analyseunternehmen, Hanover, das zu den Top- 50-Forschungsunternehmen gehört. Hanover ist führend auf dem Gebiet der Analytik und arbeitet mit Fortune Global 500-Organisationen, aufstrebenden Unternehmen und akademischen Einrichtungen zusammen. Hanover wurde 2003 gegründet und verfügt über mehr als 300 Mitarbeiter, zu denen ein hochkarätiger Stab von Forschern, Umfrageexperten, Analysten, Statistikern und Fördermittelexperten gehört. Sie wendeten eine strenge wissenschaftliche Methode auf die mit der Technologie TrueFit™ gesammelten Daten an und bewerteten sie unvoreingenommen, um die wichtigsten Ergebnisse zu ermitteln und die statistische Relevanz zu bestimmen. Zu den Daten gehörten die Kraft- und Druckmessungen aller Teilnehmer/innen für zwei Zähne und alle Scaler-Marken. Es wurden auch die Schärfe, das Gewicht, der Reibungskoeffizient und der Griffdurchmesser dokumentiert. Alle Dateien wurde zusammengeführt, und es wurden keine Daten aus der Studie ausgeschlossen bzw. gelöscht. Statistische Tests Mit einer Reihe von deskriptiven, korrelativen und vergleichenden Tests wurden die verschiedenen Scaler hinsichtlich der Greifkraft,
Material Jede/r Dentalhygieniker/in erhielt einen neuen, verpackten H6/7- Scaler der unterschiedlichen zu testenden Muster. Technologie Mit dem System CATRA zum Messen der Schärfe und Härte der Klinge wurde vorab die Schärfe der verschiedenen Scaler bestimmt. Die Klinge eines jeden Instruments wurde wiederholt getestet. Hierzu wurde sie in einen speziellen, kalibrierten Teststreifen aus Silikon geschoben. Je weniger Kraft erforderlich ist, um mit der Klinge in das Medium zu schneiden, desto schärfer ist die Klinge. Die Technologie TrueFit™ arbeitet mit hochempfindlichen kapazitiven Sensoren, die zuverlässig die von der menschlichen Hand auf Gegenstände ausgeübten Kräfte messen. Diese Sensoren können Drücke von 0,01 psi bis maximal 2.000 psi messen. Die Sensoren werden über Bluetooth® mit einer Software verbunden, die die exakten Kraft- und Druckdaten aufzeichnet. Die Bildverarbeitungssoftware ermöglicht eine qualitativ hochwertige Visualisierung der Druckverteilung. Zusätzlich zu den Handsensoren ist ein Kraft-/Drehmomentsensor mit 6 Achsen in den Zahn eines Typodonts eingebettet, der 6 auf den Zahn einwirkende Kraft- und Drehmomentkomponenten misst (Fx, Fy, Fz, Tx, Ty, Tz). Vor der Zahnsteinentfernung wurde das TrueFit-System kalibriert. Während des Tests zeichnete das System 40 Messungen pro Sekunde auf. Ablauf Die Teilnehmer/innen hielten den Scaler während der Übung mit einem abgewandelten Stiftgriff. Alle Teilnehmer/innen trugen die Greifkraftsensoren an ihrer für die Zahnsteinentfernung bevorzugten
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Korrelationen Um die Korrelation zu den Markendaten und den Materialdaten zu analysieren, wurde die Pearson-Korrelation, die die Stärke und Richtung der linearen Beziehung zwischen zwei Variablen zeigt, angewendet. Die Korrelationswerte reichen von -1 bis 1. Eine Korrelation von 1 bedeutet, dass die Variablen perfekt positiv korrelieren, d. h. sie bewegen sich beide in die gleiche Richtung. Eine Korrelation von -1 bedeutet, dass sie perfekt negativ korrelieren und sich folglich in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Tabelle 1 gibt die Interpretationen und die jeweils berechneten Korrelationswerte wieder.
des Drucks auf den Zahn und die Schärfe sowie anderer Parameter verglichen und einander gegenübergestellt. Für jede Arzt / Scaler- Kombination wurden mit einem sog. „Spitzenfindungsalgoritmus“ Punkte bestimmt, an denen der Druck auf den Zahn in der Fx-, Fy- und der Fz-Richtung am stärksten war. Mit der Variablen „Spitzenwert“ (maximaler Druck auf den Zahn für Fx, Fy und Fz) konnten dann Kennzahlen für den Teil der Daten berechnet werden, bei denen der Spitzendruck in x-, y- oder z-Richtung erreicht wurde sowie auch für die gesamte Zahnsteinentfernung. Es ist interessant, dass der Spitzendruck für x, y und z typischerweise in asynchronen Intervallen auftritt, so dass zwar der Durchschnitt der Spitzenwerte Fx, Fy und Fz insgesamt berechnet werden könnte, jedoch unter Umständen für x, y oder z keine spezifische Korrelation zu anderen Variablen hergestellt werden kann.
Tabelle 1. Interpretation der Korrelationskoeffizienten Koeffizient Korrelationsausmaß
Interpretation
0,6 bis 1
Positiv und stark
Wenn eine Variable ansteigt, steigt auch die andere Variable an. Wenn eine Variable dagegen sinkt, sinkt auch die andere Variable.
0,2 bis 0,59
Positiv und mäßig
0,06 bis 0,19
Positiv und schwach
0,0 bis +/-0,05 -0,19 bis -0,19 -0,59 bis -0,2
Keine oder vernachlässigbar
Keine Abhängigkeit
Negativ und schwach
Wenn eine Variable ansteigt, sinkt die andere Variable. Wenn eine Variable dagegen sinkt, steigt die andere Variable an.
Negativ und mäßig
-1 bis -0,6
Negativ und stark
ERGEBNISSE Reduktion der durchschnittlichen Greifkraft Die durchschnittliche Greifkraft (gemessen in kPa) entspricht der Greifkraft aller Messungen am Daumen, am Zeigefinder und am Mittelfinger beim auf den Zahn während der Zahnsteinentfernung ausgeübten Spitzendruck. Die Messwerte reichten von 29,75 kPa bis 86,19 kPa. Die Ergonomischen Scaler und Küretten vom Typ Harmony™ von Hu-Friedy zeigten im Vergleich zu allen anderen Scaler-Marken bei dem auf den Zahn ausgeübtem Spitzendruck eine durchschnittliche Reduktion der Gesamtgreifkraft des Daumens, des Zeigefingers und des Mittelfingers von 55 % (Tabelle 2). Tabelle 2. Durchschnittliche Greifkraft des Daumens, des Zeigefingers und des Mittelfingers beim Spitzendruck für die einzelnen Scaler-Marken. Marke Durchschn. Gesamtgreifkraft des Daumens, Zeige- und Mittelfingers (kPa) Zunahme im Vergleich zum Scaler-Griff Harmony ™ von Hu-Friedy 29,75 Basislinie Mitbewerber A 61,59 51,7 % Mitbewerber B 86,19 65,5 % Mitbewerber C 62,29 52,2 % Mitbewerber D 63,13 52,9 % Mitbewerber E 58,84 49,4 %
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Durchschnittliche Reduktion des auf den Zahn ausgeübten Drucks Der durchschnittlich ausgeübte Druck entspricht den Spitzendruck- Punkten, an denen aus allen Richtungen Druck ausgeübt wurde. Die Messwerte reichten von 1,20 N bis 1,91 N.
Die Ergonomischen Scaler und Küretten vom Typ Harmony™ von Hu-Friedy zeigten im Vergleich zu allen anderen Scaler-Marken eine Reduktion von 31 % für den durchschnittlichen Spitzendruck.
Tabelle 3. Punkte mit durchschnittlichem Spitzendruck für Fx, Fy und Fz
Marke
Punkte mit durchschn. Spitzendruck für Fx, Fy und Fz (N)
Zunahme im Vergleich zum Scaler-Griff Harmony ™ von
Hu-Friedy
1,20
Basislinie
Mitbewerber A
1,49
19,5 %
Mitbewerber B
1,30
7,7 %
Mitbewerber C
1,79
33,0 %
Mitbewerber D
1,91
37,2 %
Mitbewerber E
1,52
21,1 %
Korrelationen • Es besteht eine negative und schwache Beziehung zwischen den Gewicht eines Scalers und der Gesamtgreifkraft in der Hand (-0,098) • Es besteht eine vernachlässigbare Beziehung zwischen dem Gewicht des Scalers und dem auf den Zahn ausgeübten Druck (0,013) DISKUSSION Vorangehende Studien Angesichts der Häufigkeit und der negativen Folgen von Muskel- und Skeletterkrankungen sind überraschend wenige Studien durchgeführt worden, die die von Dentalhygienikern und Dentalhygienikerinnen bei der Zahnsteinentfernung aufgewendete Greifkraft oder den Einfluss des Instrumentendesigns auf eine Minimierung von Verletzungen quantifizieren. Dong et al. maßen für acht maßgefertigte Scaler-Griffe mit unterschiedlichen Formen (rund, sechseckig, konisch rund oder konisch sechseckig) und Griffdurchmessern (7 mm oder 10 mm) die Belastung der Handmuskeln und die Greifkraft 7 . An den Scalern wurden Sensoren angebracht. Die Forscher konnten zeigen, dass Instrumente mit einer konisch-runden Form und einem großen Durchmesser (10 mm) die Muskelbelastung und die Greifkraft am stärksten reduzierten. Im Vergleich zu einem nicht konisch geformtem Griff konnte der konisch geformte Griff die Greifkraft um 11 % senken (von 16,8 auf 14,9 N). Die Griffform wirkte sich bei größeren (10 mm) Durchmessern stärker auf die Muskelbelastung und die Greifkraft aus als bei kleineren Durchmessern (7 mm). Die Anwender bevorzugten im Vergleich von allen Formen die runden, nicht-konischen Griffe, vielleicht weil sie diese gewöhnt waren. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Griffe für die Studie durch das Anbringen der Sensoren verändert wurden und der auf den Zahn ausgeübte Druck sowie die Wirksamkeit der Zahnsteinentfernung nicht untersucht wurden. Im Rahmen einer Cochrane-Analyse wurde die von Fachkollegen beurteilte Literatur zu ergonomischen Eingriffen, die evtl. Muskel- und Skeletterkrankungen bei Zahnärzten verhindern können, analysiert 8 . Nur zwei der Studien erfüllten die Relevanz- und Qualitätsstandards. Die erste verglich eine Gruppe mit vielfältigen ergonomische Maßnahmen (ergonomisches Bewusstsein, Schulungen, Arbeitsplatzgestaltung, Haltungskorrektur und Gymnastik) mit einer Gruppe ohne Maßnahmen und konnte über einen Zeitraum von 6 Monaten keinen Unterschied feststellen. In der zweiten, einer randomisierten kontrollierten Studie, wurden leichte Instrumenten mit einem breiten Griff mit schweren Instrumenten
mit einem schmalen Griff zum Entfernen von Zahnstein verglichen, wobei die Schmerzen des Anwenders im Ellbogen und der Schulter betrachtet wurden 9 . Es konnte kein eindeutiger Unterschied zwischen den beiden Instrumentengruppen festgestellt werden, wobei evtl. die Nachbeobachtungszeit von 4 Monaten zu kurz war, um langanhaltende körperliche Beschwerden beurteilen zu können. Zu den häufig empfohlenen Maßnahmen zur Reduzierung von Muskel- und Skeletterkrankungen unter Dentalhygienikern und Dentalhygienikerinnen gehört die Verwendung von scharfen Instrumenten mit Griffen, die rund und leicht sind und einen großen Durchmesser sowie ein sich kreuzendes Profil oder eine gerändelte Oberflächen aufweisen 10 . In ähnlicher Weise behaupten Sanders und Michalak-Turcotte auf der Grundlage mehrerer Fallstudien, dass Griffe mit kleinem Durchmesser, schwerere Instrumente und stumpfe Klingen zu einer Erhöhung der Greifkraft beitragen 11 und somit die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen durch wiederholte Bewegungen erhöhen. Die Studie der HuFriedyGroup Unseres Wissens nach wurde in keiner anderen Studie versucht, die Greifkraft, den auf den Zahn ausgeübten Druck und das Design des Dentalinstruments miteinander in Verbindung zu setzen, um dann ergonomische Instrumente zu entwickeln, die den Anwender vor Verletzungen bewahren oder diese minimieren. Darüber hinaus wurde in keiner Studie versucht, das ideale Verhältnis zwischen der Greifkraft und den von dem Dentalhygieniker bzw. der Dentalhygienikerin erreichten Spitzendrücken und dem für die wirksame Zahnsteinentfernung notwendigen Druck auf die Zahnoberfläche zu ermitteln. Von allen getesteten Scalern hatten nur zwei einen Griffdurchmesser von > 5 mm, ungefähr die Hälfte hatten den von Dong et al empfohlenen größeren Durchmesser von 10 mm 7 . Alle Korrelationen zwischen dem Griffdurchmesser und der Greifkraft in dieser Studie waren schwach und negativ (< 0,15). In einer Pilotstudie fand Hayes heraus, dass Instrumentengriffe aus Silikon einen deutlich besseren Handkomfort bieten (P < 0,001) und stellte die These auf, dass sie möglicherweise die Ermüdung der Hand mindern könnten 12 . Aus einer Studie zu Vibrationen geht hervor, dass die höhere dynamische Steifigkeit von Metall die taktile Wahrnehmung verbessert 13 , die von Hygieniker/innen zur Bewertung der Wirksamkeit der Zahnsteinentfernung verwendet wird. Das sensorische Vibrationsfeedback der Silikongriffe war so diffus, dass Silikon von den Anwendern als das schlechteste Material für Scaler-Griffe bewertet wurde.
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MIT HIGH-TECH IMMER AUF DER RICHTIGEN SEITE
Das Gewicht der getesteten Instrumente lag zwischen 11,855 g bis 24,90 g, die von Dong et al. bewerteten dagegen wogen 24 g 7 . Korrelationen zwischen dem Gewicht und der Greifkraft waren in unserer Studie negativ und schwach, was darauf hindeutet, dass mehr Forschung erforderlich ist, um zu ermitteln, wie das Gewicht eines Instruments mit der Ergonomie und der funktionellen Effizienz des Griffdesigns zusammenhängt. Beispielsweise kann die Ausrichtung der Instrumente sowohl das Handgefühl als auch die Wirksamkeit bei der Zahnsteinentfernung beeinflussen. Ein schwereres Instrument, das horizontal gehalten wird, ermüdet theoretisch die Hand und das Handgelenk. Wird das gleiche Instrument vertikal gehalten, kann das Gewicht bei der Entfernung des Zahnsteins von Vorteil sein, ohne die Ermüdung zu verstärken. Stärken und Schwächen der Studie Bisher handelt es sich bei dieser Studie um die umfangreichste zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen einem Dentalhygieniker bzw. einer Dentalhygienikerin, einer Vielzahl kommerziell erhältlicher Scaler und dem bei der Zahnsteinentfernung auf die Zahnoberfläche ausgeübten Druck. Die Daten stammen aus zwei Kontinenten und ermöglichen deshalb eine Sicht auf die internationale Situation. Nach unserem Wissen zeigt diese Studie zum ersten Mal eine Reihe von objektiven Beweisen, die mit den allgemein üblichen Annahmen, die bis heute noch nicht überprüft wurden, verglichen werden müssen. Die Studie stellt auch eine Grundlage für einen Vergleich zukünftiger ergonomisch gestalteter Instrumente dar. Die Bemühungen zur Eindämmung von Verzerrungseffekten begannen bereits bei der Rekrutierung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die Koordinatoren vor Ort wurden dazu angehalten, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unabhängig von ihren Marken- oder Produktpräferenzen auszuwählen. Um die Datenintegrität zu schützen und angemessene statistische Analysen zu gewährleisten, wurden alle Daten von einer hoch qualifizierten externen Analysefirma analysiert. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wussten nicht, wer die Studie finanziert hatte und benutzen viele unterschiedliche Scaler-Marken in einem gut kontrollierten Umfeld. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wussten, mit welchen Scaler- Marken sie arbeiteten, da die Scaler nicht verblindet werden konnten, ohne ihre funktionellen Merkmale zu verändern. Wir sind uns auch darüber im Klaren, dass sich außer dem Instrumentendesign und der Anwendung viele andere Faktoren auf Muskel- und Skeletterkrankungen auswirken können, die typischerweise in der Industrie, im Handel oder bei Schadensersatzforderungen von Mitarbeitern untersucht wurden. In der Zahnmedizin können eine ungünstige und statische Körperhaltung, eine schlechte Sitzposition und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit, eine schlechte Beleuchtung und schlecht sitzende Handschuhe zu Muskelzerrungen und Verletzungen beitragen. 10 . Eine hohe Anzahl von Patientensitzungen sowie deren Dauer und Häufigkeit erhöhen die körperliche Anfälligkeit des Dentalhygienikers bzw. der Dentalhygienikerin, und es hat sich gezeigt, dass auch das Alter und das jahrelange Arbeiten das Risiko, an Muskel- und Skeletterkrankungen zu erkranken, erhöhen 10 . Darüber hinaus entsprechen ergonomisch gestaltete Instrumente möglicherweise nicht den Präferenzen, die auf der Ausbildung und der praktischen Vertrautheit mit dem bis dahin verwendeten Instrument beruhen.
Die von HuFriedyGroup durchgeführte Studie untersuchte die komplexe Entfernung von Zahnstein, wobei besonders auf die Belastung des Dentalhygienikers bzw. der Dentalhygienikerin und die zum Entfernen des Zahnsteins erforderliche Greifkraft geachtet wurde. Die daraus resultierenden Ergonomischen Scaler und Küretten vom Typ Harmony™ reduzieren im Vergleich zu anderen handelsüblichen Marken die Greifkraft um bis zu 65 %, während der auf den Zahn ausgeübte Druck um bis zu 37 % gesenkt wird. Umfangreiche Tests haben gezeigt, dass ein ergonomisches High-Tech-Design den Komfort verbessern kann, ohne bei der Wirksamkeit Abstriche machen zu müssen. Literaturangaben 1) Bureau of Labor Statistics, U.S. Department of Labor. Occupational Employment and Wages: 29-2021 Dental Hygienists, May 2018. Retrieved from: https://www.bls.gov/oes/ current/oes292021.htm#st. iv Commission on Dental Accreditation. (2019). Find a Program resource. https://www.ada.org/en/coda/find-a-program. Accessed 6 March 2020. 2) Dental hygienists. Occupational Outlook Handbook, 2014-15 Edition. Bureau of Labor Statistics, U.S. Department of Labor website. http://www.bls.gov/ooh/healthcare/dental- hygienists.htm. Published January 8, 2014. Accessed March 3, 2015.
3) Michalak-Turcotte C. Controlling dental hygiene work-related musculoskeletal disorders: the ergonomic process. J Dent Hyg. 2000;74(1):41-48.
4) Hayes MJ, Cockrell D, Smith DR. A systematic review of musculoskeletal disorders among dental professionals. Int J Dent Hygiene. 2009;7:159-165.
5) Laroche C, Barr A, Dong H, Rempel D. Effect of dental tool surface texture and material on static friction with a wet gloved fingertip. J Biomech. 2007;40(3):697-701.
6) Villanueva A, Dong H, Rempel D. A biomechanical analysis of applied pinch force during periodontal scaling. J Biomech. 2007;40(9):1910-1915.
7) Dong H, Loomer P, Barr A, Laroche C, Young E, Rempel D. The effect of tool handle shape on hand muscle load and pinch force in a simulated dental scaling task. Appl Ergon. 2007;38(5):525-531. 8) Mulimani P, Hoe VC, Hayes MJ, Idiculla JJ, Abas AB, Karanth L. Ergonomic interventions for preventing musculoskeletal disorders in dental care practitioners. Cochrane Database Syst Rev. 2018;10(10):Cd011261. 9) Rempel D, Lee DL, Dawson K, Loomer P. The effects of periodontal curette handle weight and diameter on arm pain: a four-month randomized controlled trial. J Am Dent Assoc. 2012;143(10):1105-1113.
10) Johnson CR, Kanji Z. The impact of occupation-related musculoskeletal disorders on dental hygienists. Can J Dent Hyg. 2016;50(2):72-79.
11) Sanders MA, Turcotte CM. Strategies to reduce work-related musculoskeletal disorders in dental hygienists: two case studies. J Hand Ther. 2002;15(4):363-374.
12) Hayes MJ. The effect of stainless steel and silicone instruments on hand comfort and strength: a pilot study. J Dent Hyg. 2017;91(2):40-44.
13) Ban T. Vibratory Characteristics, Dynamic Mobility and Stiffness of Dental Scalers. Anaheim, CA: Vibrations Inc.; 2018.
Harmony™ und TrueFit™ sind Handelsmarken des Unternehmens Hu-Friedy Mfg. Co., LLC, seiner Tochter- oder verbundenen Unternehmen. Alle anderen Unternehmens- und Produktnamen sind Handelsmarken ihrer jeweiligen Eigentümer.
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