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Nachhaltige Baustoffe überzeugen: Das HoHo Wien (ganz links), ein Me & Me Mikrohaus (l.) und die Biotope City Wienerberg (l. unten).

Cooles Viertel – Wohnbau der Zukunft NACHHALTIG WOHNEN

unbehandelt, recycelbar und damit wie Holz deutlich nachhaltiger als Zement oder Beton. Leben auf kleinem Fuß Wer Instagram nutzt, ist mit Sicherheit bereits das eine oder andere Mal über die sogenannten Tiny Houses ge­ stolpert. Ursprünglich kommt der Trend der (mobilen) Minihäuser auf Rädern aus den USA. Steigende Miet­ preise und Baukosten sowie das Bedürfnis nach mehr Nachhaltigkeit und Minimalismus verschaffen den Tiny Houses aber auch in Österreich zahlreiche Anhän­ ger:innen. Denn die Kleinhäuser sind nur rund zehn bis 50 Quadratmeter groß und schon ab rund 45.000 Euro zu haben. Der Preis mag angesichts der überschaubaren Wohnfläche stattlich sein, doch dank kleiner Flächen und häufig integrierten teilautarken Versorgungssys­ temen fallen deutlich niedrigere Betriebskosten an als bei einem klassischen Einfamilienhaus. Und da Tiny Houses meist aus natürlichen Baustoffen wie Holz gefer­ tigt sind – oder etwa ungenutzte Schiffscontainer durch Upcycling wieder zum Leben erwecken –, schrumpft der ökologische Fußabdruck ihrer Bewohner:innen. Mitt­ lerweile gibt es zahlreiche österreichische und internatio­ nale Tiny-House-Anbieter und sogar ganze Tiny-Hou­ se-Siedlungen wie etwa das Me & Me Mikrohausdorf in Schneegattern in Oberösterreich. Neuartige Co-Housing-Projekte, also Wohngemein­ schaften, bieten viele Vorteile. Neben der sozialen Kom­ ponente ist für viele Bewohner:innen etwa die Kostener­ sparnis ein Pluspunkt. Wer Gemeinschaftsräume – etwa ein geteiltes Wohnzimmer – nutzt, kann durchaus eine kleinere Wohnung mieten. Außerdem finden sich Men­ schen, die gemeinsame Interessen pflegen – wie etwa beim Wiener Co-Housing-Projekt des Vereins „Bikes and Rails“, für den das Fahrrad die „zukunftsweisende Mobi­ litätsform für die Stadt“ ist. Dort wurde das gesamte Haus mit einem fahrradtauglichen Aufzug, einem Fahrradkel­ ler inklusive Werkstatt und gemeinschaftlich nutzbaren Lastenfahrrädern optimiert. Und in einem Wintergarten über die gesamte Südseite, einem Café, einem 75 Quad­ ratmeter großen Gemeinschaftsraum und auf den zahl­ reichen Freiflächen können Biker:innen und alle anderen Bewohner:innen des nachhaltigen Holzbaus gemeinsam über dieses oder ein anderes Hobby philosophieren. °

TEXT: MARION PERTSCHY

S Zukunftsweisende Wohnkonzepte lösen sukzessive das Ideal des klassischen Einfamilienhauses ab. Ob Wohnung oder Haus, ob Miete oder Eigentum – alternative Arten zu wohnen könnten in Österreich bald häufiger zu sehen sein. ozial, nachhaltig und innovativ – so sieht Wohnen in Zukunft aus. Damit reagieren Architekt:innen und Bauherr:innen nicht nur auf die zunehmende Ver­ städterung und die Notwendigkeit von Klimaschutz­ maßnahmen, sondern auch auf das Bedürfnis nach menschlicher Nähe, das in einer schnelllebigen und di­ gitalen Welt für viele zu kurz kommt. Wir stellen Ihnen vier außergewöhnliche Wohnbauten und Wohnideen in Österreich vor. Natur und Menschen in einer Großstadt in Einklang zu bringen, klingt für Sie nach einem un­ möglichen Unterfangen? Das sahen der 2016 verstorbe­ ne Wiener Architekt Harry Glück und die Stadtplanerin Helga Fassbinder anders. Um die städtische Hitzebelas­ tung zu reduzieren und gleichzeitig die Biodiversität zu

Materialien. Besonders beliebt wurde in den vergan­ genen Jahren Holz als klimafreundliche Alternative zu Beton. Seine bessere Speicherkapazität von Wärme, der geringe Energieverbrauch bei der Herstellung und seine gute Recycelbarkeit sind einige Vorteile. Ein Holzbau verursacht laut proHolz Austria, der Marketingeinrich­ tung der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft, im Schnitt 93 Prozent weniger Emissionen. Um die­ se ökologische Alternative zu klassischen Baumateria­ lien zu demonstrieren, wurde in der Wiener Seestadt Aspern ein 84 Meter hohes Holzhaus errichtet. Das „HoHo Wien“ aus rund 800 Fichten-Säulen – alle aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern – ragt 24 Etagen empor und ist damit seit 2019 das höchs­ te Holzhochhaus im deutschsprachigen Raum und das zweithöchste der Welt. Mit der „European Bauhaus“-Initiative der Euro­ päischen Kommission werden weitere innovative und nachhaltige Baustoffe ausgezeichnet. 2021 erhielt die­ sen Preis das Vorarlberger Unternehmen „Lehm Ton Erde“, das eine jahrtausendealte Tradition wieder aufle­ ben lässt: den Lehmbau. Der verwendete Stampfton ist

steigern, erschufen sie nach internationalem Vorbild die 5,4 Hektar große „Biotope City Wienerberg“ auf einem ehemaligen Fabriksgelände in Wien. Der neue Stadtteil umfasst rund tausend Wohnungen, Büroflächen, eine Schule, einen Kindergarten, verschiedene Geschäfte, Gemeinschaftsplätze und zahlreiche Grünflächen. Die Wege sind gesäumt von schattenspendenden Bäumen, Innenhöfe und Dachflächen bieten Platz zum Gärtnern, Fassaden wurden begrünt und Balkone mit integrierten Pflanzentrögen ausgestattet. Damit wurde eine Abküh­ lung der durchströmenden Luft um 2° Celsius erreicht, wodurch auch Betriebskosten etwa für Kühlenergie oder, dank des Regenwassermanagements, für Kanalgebühren sanken. Die Biotope City Wienerberg wurde 2021 fer­ tiggestellt und bezogen. Öko-Bau aus Holz und Co. Neben innovativen Arten des Wohnens sind klassi­ sche Einfamilienhäuser und Apartments weiterhin ge­ fragt. Was sich daran ändert, um dem vermehrt nach­ haltigen Zeitgeist zu entsprechen, sind die verbauten

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