Ölkrise reloaded? DAMALS & HEUTE
Ein Aufkleber legte den Wochentag fest, an dem das Auto aus Energiespargründen stillstehen sollte.
Photovoltaikpanele auf dem Balkon sind aktuell gefragt, um den Strombedarf zu reduzieren.
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2022
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ur zwanzig Tage dauerte der Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973. Die arabischen Staaten Ägypten und Syrien starteten einen Angriff auf Israel, das palästinensische Gebiete besetzt hielt. Als jedoch der militärische Erfolg ausblieb, verhängten die OPEC- Staaten, die damals 55 Prozent des weltweit benötigten Erdöls förderten, ein Ölembargo über alle mit Israel verbündeten westlichen Länder. Auch wenn der Ölhahn nicht voll ständig zugedreht wurde, verursachte dies eine massive Rohstoff- und Teuerungskri se, die auch Auswirkungen auf das neutrale Österreich hatte. Die sinkenden Ölvorräte Westeuropas ließen Benzin- und Heizölpreise in die Höhe schnellen. Hierzulande stieg der Preis für Diesel und Benzin quasi über Nacht um ein Viertel, Heizöl kostete plötz lich sogar um ein Drittel mehr. Aus Angst vor weiteren Preissprüngen wurde daraufhin kanisterweise Öl gehortet. Ab sofort war Sparen angesagt. Die Bundesregierung erließ als erste Maßnahme am 14. Jänner 1974 den „autofreien Tag“: Pkw-Halter:innen mussten ihr Auto an zu mindest einem Wochentag – gekennzeichnet durch ein „Pickerl“ auf der Windschutz scheibe – stehen lassen. Auf österreichischen Autobahnen wurde zwischenzeitlich ein 100-km/h-Tempolimit eingeführt, und in öffentlichen Gebäuden wurde nicht mehr über 20 Grad geheizt. Ab Februar 1974 blieben außerdem Schulen für eine Woche ge schlossen – die Energieferien, die es als Semesterferien bis heute gibt, waren geboren.
in Krieg gilt auch als Auslöser für die Energiekrise 2022, verschärfend trug die Corona-Pandemie der letzten beiden Jahre zu den Entwicklungen bei: Als Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine verhängte die Europäische Union Sanktionen gegen Russland. Sie untersagte den Erwerb, die Einfuhr oder die Weiterleitung von Rohöl und bestimmten Erdölerzeugnissen auf dem Seeweg aus Russland. Da zusätzlich die weltweiten Ölreserven in der Corona-Pandemie aufgrund geringerer Nachfrage bei nahe halbiert wurden, stieg der Referenzpreis für die Nordsee-Ölsorte Brent im Februar 2022 erstmals seit 2014 auf über 100 Dollar pro Fass (159 Liter). Die dadurch ausgelös te Teuerungswelle trifft Österreichs Haushalte – über eine halbe Million davon heizen noch mit fossilen Energieträgern – sowie Unternehmen hart: Beinahe das Doppelte kostet Strom und Heizen im Jahr 2022. Benzin und Diesel sind um knapp zwei Drittel teurer, und selbst die Preise für Brennholz und Pellets stiegen stark. Um den Preis schock zu dämpfen, setzte die Bundesregierung Maßnahmen wie Ausgleichszahlungen, die Senkung der Lohnnebenkosten sowie eine Stromkostenbremse. In öffentlichen Ge bäuden soll die Raumtemperatur erneut auf 19 Grad gesenkt werden. Einen „autofreien Tag“ wird es diesmal wohl nicht geben, Tempolimits wie in den 1970er Jahren wurden hingegen bereits in Erwägung gezogen. °
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