TITELTHEMA | NECKAR-ODENWALD-KREIS
GLASFASER-AUSBAU, FACHKRÄFTEMANGEL UND CO. „Wir sind oft ein Stück abgehängt“ Was bewegt die Betriebe im Neckar-Odenwald-Kreis? Marlies Ebel-Walz und Andreas Hildenbrand berichten, was gut läuft – und was nicht.
ländliche Raum punktet aber ebenso mit günstigem Wohn- raum für junge Familien. Da- mit die Kinder später vor Ort bleiben, eine Ausbildung ab- solvieren und später eine Stelle antreten, sind viele „weichen“ Faktoren entscheidend: Ist die Ortsmitte noch lebendig? Was bieten die Vereine an Freizeit- möglichkeiten? Welche Kinder- betreuungen und Schulen gibt es? Sind Ärzte vorhanden? Gibt es eine gute Verkehrsinf- rastruktur? Auch dafür setzen wir uns ein. Wo liegen weitere Herausfor- derungen im Kreis und insbe- sondere in Osterburken? Ebel-Walz: Durch die ländliche Struktur, die wir hier haben, sind wir oft ein Stück weit abgehängt. Das fängt beim sto- ckenden Glasfaser-Ausbau an. Dieser Ausbau ist für Unter- nehmen, die Digitalisierung leben, sehr wichtig. Und wir müssen bei der Bildung und der Ausbildung der Jugendli- chen am Ball bleiben. Hildenbrand: Die Energieprei- se sind auch hier ein Problem. Energieintensive Unterneh- men überlegen sich, wie sie ihr Geschäftsmodell erhalten und Wettbewerbsnachteile aus- gleichen können. Beim Ausbau des Energie-Angebots sind aber vor allem Länder, Bund und EU gefordert. Welche Rolle kann der Neckar-Odenwald-Kreis bei den regenerativen Energien spielen? Hildenbrand: Wir benötigen in Deutschland und in unserer Metropolregion ein größeres
Angebot an regenerativen Energien. In den städtischen Zentren wie Mannheim oder Heidelberg existieren aller- dings kaum Freiflächen für Photovoltaik- und Windkraft- anlagen. Diese gibt es vor allem im Neckar-Odenwald- Kreis. Der Kreis wird deshalb die Hauptlast der Energiepro- duktion für die Metropolregion Rhein-Neckar tragen müssen. Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Hildenbrand: Ein entspre- chender Ausbau wird beispiels- weise den Tourismus negativ beeinflussen. Der urbane Raum muss hier Kompensa- tionen schaffen. Außerdem dürfen keine Flächen für Ge- werbe und Wohnen wegfallen. Nur dann können die Unter- nehmen im Neckar-Oden- wald-Kreis weiterwachsen und Mitarbeiter gewonnen werden, weil sie hier wohnen können. Welche Bedeutung hat das Thema Flächen allgemein? Ebel-Walz: Wir können im RIO in Osterburken momen- tan keine Flächen mehr zum Verkauf anbieten. Wir sind seit einigen Jahren dabei, über den Regional- und den Flächen- nutzungsplan neue Flächen zu schaffen. Die gesetzlichen Auflagen haben sich in den vergangenen 40 Jahren aller- dings verschärft. Und neue Gewerbeflächen können oft nur auf landwirtschaftlich genutzten Flächen entstehen: Das ist schon im Ankauf teuer. Und die zukünftige Vermark- tungs-Fläche an sich ist dann noch nicht erschlossen.
Marlies Ebel-Walz, Wirtschaftsför- derin für den RIO Regionaler Indus - triepark Osterbur - ken, und Andreas Hildenbrand, IHK- Geschäftsführer am Standort Mosbach
Herr Hildenbrand, Frau Ebel- Walz, charakterisieren Sie bitte den Neckar-Odenwald- Kreis in wenigen Worten. Andreas Hildenbrand: Die Wirtschaft des Neckar-Oden- wald-Kreises ist ausgesprochen innovativ, vor allem in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung. Die Indust- rieunternehmen bringen eige- ne Endprodukte auf den Markt oder sie operieren als Zulieferer für viele Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar und darüber hinaus. Marlies Ebel-Walz: Die Men- schen im Neckar-Odenwald- Kreis sind sehr heimatver- bunden und leben gerne hier. Auch auf der kulturellen und der touristischen Seite haben wir wunderbare Angebote. Arbeiten, Wohnen und Leben sind hier in allen Bereichen sehr gut möglich. Solche Angebote sind ja auch ein wichtiger Faktor für die Mitarbeitergewinnung. Hildenbrand: So ist es. Der
Mitmachen: IHK-Initiative Fachkräftesiche- rung im Neckar- Odenwald-Kreis
Kontakt: Andreas Hildenbrand 06261 9249-900
18
IHK Magazin Rhein-Neckar 05 | 2024
ihk.de/rhein-neckar
Made with FlippingBook Learn more on our blog