IHK-Magazin Ausgabe 5/2024

STANDORT

zu machen. Dadurch können die Kredite für Unternehmen teurer werden. Auch die Befürchtung, dass Vertrauenskrisen in das Bankensystem durch einen digitalen Euro schneller um sich greifen und Banken rascher pleitegehen, wird diskutiert. Wie wird die EZB mit diesen Risiken umgehen? Greitens: Wie es aussieht, wird die Menge der digitalen Euros, die gehalten werden dürfen, begrenzt werden. Bisher war immer von 3.000 Euro die Rede. Das führt aber leider dazu, dass die technische Umset- zung deutlich komplexer wird: Um die Hal- telimits kontrollieren zu können, müssen die Anzahl der Wallets und die Guthaben abgeglichen werden. Daraus folgen auch Probleme für den Datenschutz. Welche Entwicklungen sind aus Ihrer Perspektive zu erwarten, wie geht es weiter? Greitens: Wir gehen davon aus, dass der digitale Euro kommen wird, jedoch ver- mutlich später als ursprünglich geplant. Im Moment sind noch viele Fragen offen, zum Beispiel, wie sich das neu gewählte EU-Par- lament positionieren wird. Wichtig ist, das ganze Thema mit Nüchternheit zu be- trachten. Es gibt Chancen und Risiken, die gegeneinander abgewogen werden müssen. Jonas Schmittel und Mareike Ruhl

Gut zu wissen: AKTUELL laufen zum digitalen Euro Abstimmungen auf politischer Ebene: Die investigative Phase der EZB ist bereits abgeschlossen. Bis zur geplanten Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes müssen sich die EZB, der Europäische Rat und das Europäische Parlament auf einen gemeinsamen Vorschlag verständigen. Zum aktuellen Stand hat die DIHK eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem: „Aus Sicht der Unternehmen ist die Weiter - entwicklung des Zahlungsverkehrs von hoher Bedeutung. Die Einführung eines digitalen Euros bietet dazu eine Chance. Mit ihm kann die Infra - struktur für erweiterbare und kostengünstige Zahlungsverkehrslösungen für Unternehmen (und für private Haushalte und damit Kunden) angebo - ten werden. Dabei sollte das EZB-System nach Ansicht der IHK-Organi - sation nur die Infrastruktur bereitstellen und keinen direkten Kontakt zu den Nutzern haben. Stattdessen sollten Geschäftsbanken und Zahlungs - verkehrsdienstleister auf dieser Infrastruktur im Wettbewerb innovative Produkte für die Nutzer anbieten können. Entsprechende Planungen werden derzeit von der privaten European Payment Initiative (EPI) von europäischen Zahlungsdienstleistern und Banken durchgeführt. Innovativer und erweiterbarer Zahlungsverkehr meint insbesondere neue Formen der Programmierbarkeit von Zahlungen („konditionierte Zahlungen“) mit dem digitalen Euro. Viele neue Geschäftsmodelle sind zum Beispiel mit Machine-to-Machine-Zahlungen, Micropayments, Di - gitalisierung des Mahnwesens oder Delivery versus Payment vorstellbar. Die meisten dieser Ideen sind auf eine Distributed Ledger Technologie (DLT) angewiesen, die sich aber bisher noch nicht etablieren konnte. Daher sollte die EZB bei der Einführung eines digitalen Euros eine mög - lichst große Technologieoffenheit zulassen.“

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