Minizine New Jersey

Lernen Sie den Garden State New Jersey kennen!

360° NORD AMERIKA – Reisen, Natur und Gesellschaft Special 1/2024 360grad-travel.club

360°

New Jersey Willkommen im Garden State

ATLANTIC CITY Eine amerikanische Legende

PRINCETON, MORRISTOWN Geschichte hautnah erleben

STRANDVERGNÜGEN New Jerseys schönste Badeorte

GAUMENFREUDEN Weingüter, Farm-to-Table – kulinarische Vielfalt entdecken

D,A, Europa: 4,50€ Schweiz: 6,50CHF

ISBN 978-3-96855-560-7

9 783968 555607

Grüße aus New Jersey! Wir freuen uns, Sie im Namen der New Jersey Division of Travel and Tourism offi- ziell in New Jersey willkommen zu heißen. Hier finden Sie ein vielfältiges und leicht zu erreichendes Angebot aus atemberau- benden Küstenlandschaften, Kunst, Kultur, Unterhaltung, Sport, Shopping und natür- lich auch kulinarischen Genüssen. In 21 Bezirken und sieben verschiedenen Tou- rismusregionen bieten sich kleine Küs- tenstädte bis hin zu großen Stadtzentren und Urlaubszielen zur Erkundung an. New Jersey ist aufgrund seiner ausgeprägten Landwirtschaft auch als „Garden State“ bekannt. Versäumen Sie es daher nicht, bei einem Roadtrip durch den Bundesstaat ein Weingut zu besuchen oder an einem Obststand am Straßenrand anzuhalten. New Jersey ist berühmt für seine 210 Kilo- meter lange Küstenlinie und ein beliebtes Urlaubsziel. Eines der bekanntesten Ziele ist Atlantic City mit seinen Casino Resorts, dem Steel Pier und dem berühmten Board- walk. New Jersey hat zudem einen ausge- prägten Sinn für Unterhaltungskultur und ist Heimat vieler bekannter Künstler und Musiklegenden. Besuchen Sie ein Som- merkonzert in unseren Gemeinden, am Strand oder im The Stone Pony, das gerade sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Geschäften, über Outlet-Shops bis hin zu Boutiquen, in denen Sie Kleidung und Schuhe steuerfrei einkaufen können. Wei- tere Schätze finden Sie in unseren Gale- rien, Museen und in unserer neuen Attrak- tion, dem Edelman Fossil Park & Museum, das zur Rowan University gehört. Die Princeton University beherbergt architek- tonische Sehenswürdigkeiten und institu- tionelle Zeugnisse und bietet einen fantas- tischen Spaziergang durch die Geschichte. Es ist eine aufregende Zeit für einen Besuch in New Jersey, denn wir bereiten uns auf die Ausrichtung der FIFA Fußball- Weltmeisterschaft im Jahr 2026 vor und feiern am 4. Juli im selben Jahr das 250-jäh- rige Jubiläum der Unabhängigkeit unseres Landes. New Jersey wird im Rampenlicht stehen und mit den geplanten Feierlich- keiten die bedeutende Rolle New Jerseys in der amerikanischen Geschichte unter- streichen. Wir werden Sie mit herzlicher Gastfreundschaft und unvergesslichen Erlebnissen empfangen.

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Danke, dass Sie sich für einen Besuch in New Jersey entschieden haben!

Herzliche Grüße,

Jeff Vasser Executive Director New Jersey Division of Travel & Tourism

Shoppen ist ein Muss in New Jersey, die Möglichkeiten reichen von luxuriösen

Inhalt |

New Jersey

4 Willkommen 6 Gateway Region 9 Sport 10 Skylands Region

12 Central Jersey Region 13 D elaware River Region 14 Shore Region 16 G reater Atlantic City Region 21 Kulinarik 22 S outhern Shore Region 24 Roadtrips 25 Öffentlicher Nahverkehr 26 Shopping 27 H ighlights & Wissenswertes

Impressum 360° NordAmerika – Special 1/2024 USA – New Jersey Dieses Special erscheint in Kooperation mit New Jersey Division of Travel & Tourism sowie Visit Atlantic City als Sonderpublikation. Verlag: 360° medien | Nachtigallenweg 1 | 40822 Mettmann | Tel.: +49 2104 50 63 -100 | E-Mail: info@360grad-medien.de | redaktion@360grad-medien.de | www.360grad-travel.club Text und inhaltliches Konzept: Ralf Johnen ISBN: 978-3-96855-560-7 Preis: 4,50 €

Bildnachweise: Alle Bilder von Wiechmann Tourism Service GmbH, außer Adobe Stock | mandritoiu S. 13o; American Dream S. 26u; Craig Terry | Southern Shore Regional S. 22o; Christal Springs Re- sort S. 9u; Daniel Newcomb S. 18; Dayana Gschechowiak S. 12u; Edward Caruso S. 26u; Harry Prott S. 8o; Hudson County S. 4o, 6u li; J. Fusco S. 13mi; Karen Gilsdorf S. 7o; New Jersey Division of Travel and Tourism S. 1, 2, 3, 5o, 10u, 11o re, 14o, 23mi; Shutterstock | Mihai Andritoiu S. 16/17o; Sussex County Chamber of Commerce S. 11li o; Visit Atlantic City S. 5li, 16u, 17o re, 19, 20o li, 21o, 25, 26o.

Willkommen im Garden State

D ie meisten Besucher ken- nen New Jersey vor allem als Zwischenstation nach New York City. Schließlich bietet der Flughafen Newark die wohl komforta- belste Anreise in den Big Apple. Doch New Jersey ist so viel mehr als nur das Entree nach Manhattan. De facto exis- tiert kein besserer Blick auf die Skyline der Metropole als der von Jersey City. Von hier aus scheinen die Wolkenkratzer, die sich jenseits des Hudson River in den Himmel schrauben, zum Greifen nah. Am eindrucksvollsten ist dies im Liberty State Park, wo der Blick zudem auf die Freiheitsstatue und das einstige Einwan- derereiland Ellis Island fällt. Jersey City bildet mit weiteren Städten wie Hoboken, Newark, Elizabeth oder Weehawken eine Fortsetzung des Bal-

Eindrucksvoller Blick auf die Freiheitsstatue vom Liberty State Park

lungsraums New York. Tatsächlich befin- den sich hier so einige Attraktionen, die man meist der Stadt zurechnet. Auf der Höhe von Upper Manhattan etwa breiten sich die Meadowlands aus, die mit Ameri- can Dream das zweitgrößte Einkaufs- und Entertainmentzentrum der USA beher- bergt. Und auf das nebenan gelegene MetLife-Stadium werden am 19. Juli 2026 die Augen der ganzen Welt gerichtet sein. Dort wird das Finale der Fußball-Welt- meisterschaft stattfinden, auch wenn die Spielstätte sich im offiziellen Jargon der FIFA in „New York New Jersey“ befindet. Entertainment allerorten Aber das ist noch lange nicht alles: New Jersey verfügt über 210 Kilometer Küs- te mit schönen Sandstränden und den so typischen Boardwalks. Mit Abstand bekanntester Ort ist Atlantic City, eine amerikanische Legende mit Casinos, Entertainment, reicher Geschichte, end- losen Stränden und dem Meer vor der

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Die Washington Avenue in Hoboken

Endlose Sandstrände auf Sandy Hook

Haustür. Mit Philadelphia grenzt außer- dem eine zweite Metropole an New Jer- sey. Die Elite-Uni Princeton, die prächtige Natur der Skylands und Orte wie der Mor- ristown National Historic Park, wo die amerikanische Geschichte definiert wur- de, bilden weitere einzigartige Anreize für einen Besuch. Ganz davon zu schweigen, dass New Jersey die höchste Dichte an klassischen Diners aufweist und auch sonst reich an typischer Americana ist.

Beeindruckende Kirsch- blüte im Hurd Park

behalten. Dafür beantwortet sich die Frage fast von selbst, warum New Jersey als Garden State bezeichnet wird: das ist historisch bedingt, datiert auf die Zeit, als die Region die Metropolen der Ostküste mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen versorgt hat und drückt sich bis heute in einem großen Angebot an leckeren Pro- dukten aus, die oft direkt am Wegesrand verkauft werden. Gut zu wissen: die touristische Saison an New Jerseys Küste dauert von Ende Mai (Memorial Day) bis Anfang Oktober. Außerhalb dieses Zeitraums ist vieles geschlossen. Die Strände aber sind auch sonst zugänglich – und das sogar kostenlos, denn in der Saison fallen, außer in Atlantic City und in den Wildwoods, Gebühren an.

Sonnenuntergang am Steel Pier in Atlantic City

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All dies ist in sieben touristische Regionen aufgeteilt, die in diesem Heft allesamt zur Geltung kommen. Klingt gut? Wie wäre es dann mal damit, einen Aufenthalt in New York City mit einem Roadtrip durch New Jersey zu kombinieren? Das ist denkbar einfach, denn anders als sonst in den USA üblich, sind die Distanzen im viertkleinsten Bundesstaat der USA gering.Vorschläge für mögliche Routen finden Sie ab Seite 24. Auch die Anreise ist unkompliziert: Etliche Nonstop-Flüge pro Tag verbinden Frank- furt, München und Berlin mit Newark. Nicht zuletzt sind die Verkehrsverbindun- gen vor Ort so gut, dass Besucher keinen Mietwagen benötigen und den Garden State nachhaltig mit dem öffentlichen Nah- verkehr erkunden können. Leckereien am Wegesrand Wer sich für diese Art des Reisens ent- scheidet, dem entgeht allerdings ein Kuriosum: In New Jersey darf man nicht selbst tanken. Dieses Privileg ist aus- schließlich dem Service-Personal vor-

VON NEW JERSEY IN DIE WELT Was eint Bruce Springsteen, Frank Sinatra, Whitney Houston und Meryl Streep? Richtig, sie alle stammen aus New Jersey. Die Liste ließe sich beliebig ausdehnen, denn auch John Travolta, Sängerin Lauryn Hill, Jack Nicholson und Amerikas Beat-Poet Allen Ginsberg sind im Garden State groß geworden. Die Anzahl ist gar so groß, dass die New York Times witzelte, dass so ziem- lich alle Celebrities der USA aus New Jersey stammen. Ganz davon zu schweigen, dass mit den Sopranos die Mutter aller mo- dernen Fernsehserien sowie eine endlose Liste stilprägender Fil- me hier gedreht wurden. Der kulturelle Input New Jerseys also ist enorm. Exzellente Inspiration für eine Reise und ein perfekter Soundtrack für einen Roadtrip.

Manhattan in Sichtweite

D ie Gateway Region ist das Einfallstor nach New York City. Doch an der Westflanke der Metropole befinden sich auch die sechs größten Städte New Jerseys – und die besitzen ihre eigenen Zugpferde. Manhattan so nah Jersey City hat sich in den zurückliegen- den Jahren ordentlich herausgeputzt. Am Westufer des Hudson River gelegen, rühmt sich die Stadt mit ihren knapp 300.000 Einwohnern, den besten Blick auf die Skyline von Manhattan zu bieten. World Trade Center, One Vanderbilt und all die anderen Monolithen aus Stahl und Glas scheinen hier zum Greifen nah. Eine Top-Location für alle Fans des Big Apple und ein Muss für Fotografen. Die Freiheitsstatue und die einstige Ein- wanderungsinsel Ellis Island sind tech- nisch gesehen sowohl Territorialgebiet von New Jersey wie auch von New York State. Doch vom Liberty State Park in Jersey City aus sind beide historischen Attraktio- nen schnell und unkompliziert erreichbar. Hauptattraktion ist das historische Abfer- tigungsgebäude, in dem sich heute das

Atemberaubender Blick auf New York City von der Exchange Plaza in Jersey City

Einwanderungsmuseum befindet. Weitere Highlights im Liberty State Park sind das Empty Sky Memorial, das symbolisch die Lücke in der Skyline Manhattans ersetzt, die durch die Anschläge vom 11. September 2001 entstanden ist, und das Liberty Sci-

ence Center ( LSC.org ). Neuerdings „hip“

Von den offensichtlichen geographischen Vorzügen abgesehen, sind vor allem in den zurückliegenden Jahrzehnten viele New Yorker nach Jersey City gezogen. Hauptgrund sind die deutlich günstigeren Immobilienpreise. Ihren Lifestyle haben sie dabei gleich mitgenommen. So sind einerseits auch hier Wolkenkratzer wie das 274 Meter hohe 99 Hudson entstanden, die scheinbar in direkte Konkurrenz zu Man-

Die Colgate Clock am Hudson River in Jersey City

Das Empty Sky Memorial im Liberty State Park

(„meadows“) von Hackensack und Passaic River, die parallel zum Hudson River durch den Osten New Jerseys mäandern. Schutz- gebiete wie der Richard W. DeKorte Park sind wertvolle Rückzugsräume für Spe- zies, die in der dicht besiedelten Region sonst wenig Platz finden. Wanderwege erhöhen den Freizeitwert noch weiter. Football-Hochburg Ungleich bekannter allerdings sind die anderen Meadowlands. Der multifunktio- nale Unterhaltungskomplex beherbergt mit dem MetLife Stadium die Spielstätte beider New Yorker Football-Teams, den Jets und den Giants. Weltruhm wird das 82.500 Personen fassende Stadion 2026 erlangen, wenn hier das Finale der Fuß- ball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Nebenan befindet sich eine weitere Wett- kampfstätte, die im Volksmund als „The Big M“ bekannt ist. Hier auf dem Mea- dowland Racetrack werden hochkarätige Pferderennen ausgetragen. Die andere Top-Attraktion der Meadow- lands ist unter dem Namen American Dream bekannt (s. S. 26). Allein die über 250 Geschäfte genügen für Platz 2 unter allen amerikanischen Einkaufszentren. Doch Geschäfte nehmen nur etwa 30 Pro- zent der Fläche ein. Der Rest ist 25 Attrak- tionen & Entertainment und 50 Cafés und Restaurants vorbehalten. Der Komplex wurde 2019 eröffnet und hat sich seitdem zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Newark, Hoboken, Nur 13 Kilometer westlich von Manhattan baut sich mit Newark die größte Stadt New Jerseys auf. Jeder New-York-Fan weiß, dass man die Skyline Manhattans schon vom Flughafen der 310.000-Ein- wohner-Stadt aus sehen kann. Dank der exzellenten Anbindung aber spielt sich hier auch sonst vieles von dem ab, was der Ballungsraum zu bieten hat. Weehawken, Elizabeth: Die große Vielfalt der Gateway Area

Razza – Pizza Artigianale (razzanj.com)

hattan treten wollen. Andererseits gibt es in Downtown Jersey City zahlreiche Cafés, Lokale, eigentümergeführte Geschäfte wie Bücherstuben und sogar eine Vintage- Spielhalle („Barcade“). Seitdem haftet der einst vernachlässigten Seite des Hudson River gar das Attribut „hip“ an. Der Auf- wärtstrend hat dabei solche Ausmaße angenommen, dass das renommierte Time Out Magazine Jersey City neuerdings als Alternative zum abgeklärten New Yorker Borough Williamsburg vorschlägt. Lust bekommen, den Big Apple mal von dieser Seite kennenzulernen? In diesem Fall trifft es sich gut, dass Jersey City inzwischen auch über eine repräsentative Hotellandschaft verfügt. Fast alle Domizile sind in der Nähe der Fähranleger und der Bahnhöfe der NJ Transit gelegen, wodurch Freiheitsstatue, Ellis Island und NYC ganz nah sind. Auffälligstes Hotel ist das Hyatt House, aus dessen klassischem Back- steinbau ein gläserner Aufsatz thront. Ein kräftiges Statement für das neue Selbstbe- wusstsein von Jersey City. Meadowlands Region Es gibt nur ein New Jersey. Doch die Mea- dowlands existieren gleich in doppelter Ausfertigung: Als Sport-, Entertainment- und Shoppingkomplex der Superlative sowie – in schrillem Kontrast hierzu – als weitläufiges Naherholungsgebiet. Letztge- nanntes hat der nördlich von Jersey City ungefähr auf der Höhe von Upper Manhat- tan gelegenen Region ihren Namen gege- ben. Konkret handelt es sich um die Auen

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Die „Water’s Soul“ Statue von Jaume Plensa In Newport

nach dem berühmtesten Sohn der Stadt benannt ist: Frank Sinatra. „Ol‘ Blue Eyes“ hat am 12. Dezember 1915 in Hoboken das Licht der Welt erblickt. Eine Walking-Tour führt zu rund 20 seiner Wirkungsstätten, weitere Einblicke gibt das Hoboken His- torical Museum. Nicht zuletzt steht am Sinatra Drive eine lebensgroße Statue. Die ehrwürdige Backsteinarchitektur verleiht Hoboken zudem einen entspannten urba- nen Vibe, der sich einen Steinwurf weiter nördlich mit ähnlichen Vorzügen in Wee- hawken fortsetzt. Südlich vom Flughafen Newark lockt mit Elizabeth eine multikulturell geprägte Stadt. Viele werden es von Einkaufstouren kurz vor Abflug zurück in die Heimat ken- nen, denn mit den Mills at Jersey Gardens befindet sich direkt neben dem Flughafen Newark die größte Outlet-Mall New Jer- seys. Das bereits 1664 gegründete Eliza- beth aber lohnt auch jenseits des Einkaufs- zentrums einen Ausflug: Amerikas großer Landschaftsarchitekt Frederick Olmsted hat sich mit dem Warinanco Park auch in Elizabeth verewigt. Das 1926 errichtete Ritz Theatre mit 2.700 Plätzen gehört zu den schönsten der USA. Und die vielfäl- tigen Viertel der Stadt gestatten in kurzer Zeit eine kleine kulturelle und kulinarische Weltreise ganz ohne Reisepass.

Sonnenaufgang über der Skyline von Newark

Sei es Sport im Prudential Center und in der Red Bull Arena, Kunstwerke der ame- rikanischen Moderne im Newark Museum of Art oder Konzerte im New Jersey Per- forming Art Center. Wer mal ins Grüne möchte, kommt im weitläufigen Branch Brook Park voll auf seine Kosten. Der Besuch lohnt sich vor allem im Frühling, wenn 4.300 Kirschbäume den Park in ein überwältigendes Blütenmeer verwandeln. Anders als Newark ist Hoboken eher klein. Dafür ist das nördlich von Jersey City gelegene Städtchen nur durch den Hudson River und einen kurzen Transfer auf der Fähre von Manhattan getrennt. Die Uferpromenade ist auch hier mit mehre- ren Parks bestückt und bietet überwälti- gende Ausblicke auf die Wolkenkratzer. Sie verläuft parallel zu einer Straße, die

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MONTCLAIR UND THOMAS EDISON HOME Unweit von Newark finden Besucher weitere Abwechslung. Nur gut 25 Kilometer vom Flughafen entfernt liegt das hübsche Städtchen Montclair (40 000 Einwohner), dessen Hauptstraße, die Bloomfield Avenue, mit ihren zweistöckigen Backsteinbauten, eigentümergeführten Geschäften und einem Arthouse-Theater die Aura einer Kulturhochburg besitzt. Nur wenige Autominuten weiter erinnert der Thomas Edison National Historical Park an einen der bedeutendsten Erfinder aller Zeiten. Sowohl Edisons Labor wie auch seine Residenz stehen dem Publikum offen.

Tribut an Frank Sinatra, dem berühmtesten Sohn von Hoboken

Das MetLife Stadium ist die Spielstätte der New York Giants und der New York Jets

Ein Paradies für Profisport: Warten auf die WM 2026

Outdoor-Aktivitäten Wer lieber selbst Sport treiben möchte, ist im Palisades Interstate Park gut auf- gehoben. Gut 40 Kilometer nördlich von Newark breitet sich an den Ufern des hier deutlich hügeligeren Tales des Hudson River ein herrliches Wanderrevier aus. Golfer sollten sich das Crystal Springs Resort mit zwei Luxushotels, Spas und sechs Plätzen vormerken. Ganz in der Nähe gestattet das Mountain Creek Resort sogar Wintersport. Und wer sich schon mal hier im Grenz- land zu Pennsylvania befindet, kann auch ein paar Etappen auf dem 3.500 Kilome- ter langen Appalachian Trail zurücklegen oder im High Point State den mit 550 Metern höchsten Punkt des Bundesstaats erwandern. Für Wassersport bietet sich derweil der in spektakuläre Landschaften eingebettete Delaware Water Gap an. Ver- steht sich von selbst, dass sich auch die Shoreline New Jerseys hierfür anbietet.

Lust auf amerikanischen Spitzensport? Dann ist New Jersey genau der richtige Ort, denn viele Sportarten werden hier auf höchstem Niveau gespielt. Das NHL- Team der New Jersey Devils etwa trägt seine 41 Heimspiele der Eishockeysaison im Prudential Center aus. Anders als bei den Spielen der konkurrierenden New York Rangers ist es hier kein Problem, auch kurzfristig an Tickets zu kommen. Während die Devils New Jersey stolz im Namen tragen, sind andere New Yorker Teams längst in den Nachbarstaat ausgewi- chen, ohne dies klar zu erkennen zu geben. Heimat des Major League Soccer Team New York Red Bulls ist die gleichnamige Arena vor den Toren Newarks. Und die beiden American-Football-Teams des Big Apple? Nun, sowohl die New York Giants wie auch die New York Jets empfangen ihre Gegner seit 2010 acht Kilometer westlich von New York im MetLife Stadium. Und wo wir schon dabei sind: Wer sich über die Nachricht gewundert hat, das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 wer- de in New York/New Jersey ausgetragen, sollte sich von der verbalen Akrobatik der FIFA nicht täuschen lassen. Neben fünf Gruppen- und zwei K.o.-Runden-Spielen wird auch diese Partie im MetLife Stadium angepfiffen, das lediglich für die Dauer des Turniers in „New York New Jersey Sta- dium“ umbenannt wird.

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Der Wild Turkey Golf Course im Crystal Spring Resort

Skylands: Ab in die Natur

N ur eine Stunde von Ne- wark entfernt, zeigt New Jersey ein ganz anderes Gesicht. Hier im Nordwesten gibt sich der Garden State hügelig und ausgespro- chen grün. Auch wenn die Skylands nur eine maximale Höhe von 550 Metern er- reichen, so scheint der Name zumindest aus Sicht der Bewohner der flachen Gate- way Region doch passend. Und die freuen sich ebenso wie Besucher von außerhalb auf ein Revier, das sich hervorragend für Outdoor-Aktivitäten eignet. Eine der Hauptattraktionen ist der High Point State Park, der sich rund um den höchsten Gipfel (dem „High Point“) aus- breitet. Dort oben ist ein 67 Meter hohes Denkmal allen Kriegsveteranen gewidmet

Traumhafter Ausblick vom High Point, dem höchsten Punkt in New Jersey

– und bei guter Sicht reicht der Blick bis nach New York State und Pennsylvania. Wandern, campen, fischen und bootfahren sind nur ein paar der gängigen Aktivitäten unter freiem Himmel. Begegnung mit Wölfen Besonders für Europäer interessante Ein- blicke in die Natur der Region ermöglicht das Lakota Wolf Preserve in Columbia. Dahinter verbirgt sich eine gemeinnützi- ge Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, typischen Tieren der Region, die zuvor in Gefangenschaft gelebt haben und die daher nicht ausgesetzt werden kön- nen, das Überleben in einem Reservat zu ermöglichen. Neben den im Namen fest- gehaltenen Wölfen gehören dazu auch Rotluchse, Luchse und Füchse, die hier in einem naturnahen Habitat ein geschütztes Leben führen ( lakotawolf.com ). Ein anderes Naturphänomen, für das die Skylands bekannt sind, sind die Zinkvor- kommen. Niederländische Siedler haben diese bereits im 17. Jahrhundert im Sussex County rund um Franklin und Sterling Hill entdeckt. Daraus ist später die New Jersey Zinc Company hervorgegangen, das größte Unternehmen seiner Art in den USA. Das

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Spannende Einblicke in die Natur der Region bietet das Lakota Wolf Preserve.

Nicht nur für Familien ist der Besuch der New Jersey State Fair ein besonderes Erlebnis.

George Washington wählte Morristown als Haupt- quartier seiner Streitkräfte.

Sterling Hill Mining Museum besitzt den Status einer National Historic Site und bie- tet als viertälteste Mine des Landes einen Überblick über den Zinkabbau in New Jer- sey. Besonders interessant ist der Besuch der Region im Juli und August, wenn das Sussex County die New Jersey State Fair ausrichtet. Ein Jahrmarkt mit Karussells, Verkaufsbuden, landwirtschaftlicher Leis- tungsschau und riesiger Pferdeshow. Geschichte und Industrie: Tragende Säulen für den Bau der Vereinigten Staaten Dank der Nähe zu den wichtigsten ame- rikanischen Städten in der Gründungszeit der Nation hat New Jersey immer wieder eine bedeutende Rolle in der amerikani- schen Geschichte eingenommen. Boden- schätze wie Zink und Eisen haben dafür gesorgt, dass auch das industrielle Erbe beträchtlich ist. Wir schreiben das Jahr 1780. Der Winter ist bis heute der kälteste in den Wetterauf- zeichnungen New Jerseys, als der Oberbe- fehlshaber der Kontinentalarmee und ein Teil seiner Streitkräfte Quartier an einem strategisch wichtigen Ort beziehen. Im Kampf für die amerikanische Unabhängig- keit hat sich George Washington für das kleine Dorf Morristown etwa 50 Kilometer westlich von New York City entschieden. Es ist taktisch gut gelegen und durch die Hügel der Watchung-Kette vor den in New York stationierten britischen Truppen

geschützt. Außerdem verstehen sich die Bewohner auf die Herstellung von Waf- fen. Washingtons Wahl entpuppt sich als glücklich. Er und seine Offiziere überleben den Winter und 1783, sieben Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung, erkennen die Briten die Vereinigten Staaten von Ameri- ka als eigenständige Nation an. 250 Jahre Unabhängigkeit 1933 werden die Orte, an denen Washing- ton den widrigen Umständen getrotzt hat, zum Morristown National Historic Park geadelt, dem ersten seiner Art in den USA. Die Besichtigung von Ford Mansion, in dem Washington residierte, des Jockey Hollow Camps seiner Truppen sowie wei- terer geschichtsträchtiger Orte lassen die Historie lebendig werden. Das nahe Mor- ris Museum rundet den Besuch ab. Ein Erlebnis, das angesichts eines Jahrestags nochmals an Relevanz gewinnt: 2026 jährt sich die amerikanische Unabhängigkeits- erklärung zum 250. Mal. Kaum weniger interessant für Geschichts- fans sind die nur 35 Kilometer entfernten Paterson Great Falls. Die Wasserfälle hat George Washington während des Unab- hängigkeitskrieges gemeinsam mit seinem späteren Finanzminister Alexander Hamil- ton besucht. Dieser hat hier in der Folge mit Hilfe von Wasserkraft Amerikas erste Industriestadt aufgebaut. Auch Paterson ist ein National Historic Park, der vom National Park Service betrieben wird.

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Die Paterson Great Falls

Central Region: Elite-Uni und viel Grün

N ew Jerseys Mitte ist in erster Linie landwirt- schaftlich geprägt. Doch dies bedeutet nicht, dass es hier wenig zu sehen gäbe, schließlich beherbergt die Region eine der traditionsreichsten und bis heute renommiertesten Universitäten der Welt. Sei es in wissenschaftlichen Rankings, in Filmen oder in der Literatur: Die amerika- nischen Eliteuniversitäten besitzen eine mythische Aura. Eine der angesehensten Lehreinrichtungen befindet sich mit der Princeton University ziemlich genau in der geographischen Mitte New Jerseys. Sie ist zugleich Dreh- und Angelpunkt eines ebenso gediegenen wie lebendigen Städtchens, in dem viele Häuserwände mit Efeuranken bekleidet sind. Ein typi-

Die Nassau Hall an der Princeton University

sches Erkennungszeichen der US-Elite- unis, die daher auch als „Ivy League“ bezeichnet werden. Die Hochschule hat ihren Sitz bereits seit 1756 in Princeton, dessen Reputation Forscher wie Albert Einstein und Robert Oppenheimer maß- geblich geprägt haben. Thomas Mann lehrte hier als Gastprofessor. Rund um den Campus gibt sich Prince- ton als charmantes Städtchen mit kleinen Geschäften und vielen Restaurants. Prince- ton allerdings besitzt nicht nur akademi- sche Bedeutung, sondern auch historische: vor Ort hat George Washington in einer der am härtesten umkämpften Schlachten des Unabhängigkeitskriegs die britischen Truppen besiegt, was der Battlefield State

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Park umfangreich dokumentiert. Sehenswerte Skulpturen

„Awakening“ von Seward Johnson im Skulptu- renpark „Grounds for Sculpture“

Nur 20 Autominuten südlich von Prince- ton befindet sich mit dem Skulpturenpark Grounds for Sculpture ein weiteres High- light. Auf 170.000 Quadratmetern sind hier mehr als 270 großformatige Exponate ausgestellt. Die landwirtschaftliche Ver- gangenheit des Garden State wird unter- dessen in Lambertville am malerischen Delaware River konserviert: das Holcom- be-Jimison Farmstead Museum führt vor Augen, wie sich die ersten Generationen von Einwanderern eine Selbstversorgung aufgebaut haben.

Delaware River Region: Outdoor-Paradies vor

den Toren Philadelphias

W

Der Delaware Water Gap

New Jersey das höchstdekorierte Kriegs- schiff in der Geschichte der USA dauer- haft vor Anker liegt. Wer mag, kann außer- dem per Fähre nach „Philly“ übersetzen oder bequem über die Benjamin Franklin Brücke schlendern.

er New Jersey er- kundet, steht nicht nur automatisch vor

den Pforten New Yorks, sondern auch einer zweiten amerikanischen Metro- pole: Philadelphia. Die „Stadt der brüder- lichen Liebe“ befindet sich jenseits des Delaware River in Pennsylvania. Der auch von Deutschland bediente internationale Flughafen fungiert als zweites Einfallstor nach New Jersey. Wer auf diesem Wege in den Garden State reist, gelangt zunächst in die Delaware River Region. Der Fluss entspringt im Bundesstaat New York, um in seinem wei- teren Verlauf die Grenzlinie zwischen New Jersey und Pennsylvania sowie später nach Delaware zu bilden. Dabei fließt er auf wei- ten Strecken durch landschaftlich reizvolle Gebiete wie die Appalachen. Landschaft- liches Highlight ist der Delaware Water Gap, wo der Fluss auf spektakuläre Weise die Appalachen durchschneidet. Doch auch weiter unten ist der Fluss ein herr- liches Revier für Kanu- oder Kajaktouren und für ausführliche Wanderungen. Ausflug nach Philly Gegenüber der Millionenmetropole Phila- delphia liegt auf der Jersey-Seite das Sub- urb Camden mit dem weithin bekannten Adventure Aquarium, das als bestes sei- ner Art im Nordosten der USA gilt. Es ist zugleich die Hauptattraktion des Wiggins Waterfront Park, wo mit dem Battleship

Unterwasserwelt im Adventure Aquarium

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EDELMAN FOSSIL PARK & MUSEUM Gut 20 Autominuten weiter südlich eröffnet 2024 eine Attrak- tion von internationaler Bedeutung. Der Edelman Fossil Park & Museum ist eine Grabungsstätte, in der Wissenschaftler eine ungeheure Vielzahl von Fossilien gefunden haben, die auf den Einschlag desselben Asteroiden zurückgehen, der vor etwa 66 Millionen Jahren auf einen Schlag zum Aussterben der meisten Dinosaurier und 75 Prozent aller anderen Spezies geführt hat. Ein 75 Millionen Dollar teurer Museumsneubau verspricht eine Zeitreise mit aktiven Erlebnissen ( efm.org ).

Shore Region: Sonne, Strand, Meer und Boardwalks

D er Satz „Cause down the shore everthing is alright“ ist in New Jersey zu einem geflügelten Wort geworden. Es handelt sich um ein Zitat aus Springsteens „Jersey Girl“, das sich auf die herrlichen Strände bezieht. Insgesamt umfasst die Küste 210 Kilometer weißen Sandstrand. 150 davon gehören zur Shore Region, die von Sandy Hook im Norden bis nach Beach Haven im Süden reicht. Wer in New Jersey lebt, muss sich um sein Urlaubsziel nicht sorgen. Schließlich könn- te der Garden State ebenso gut als Beach State firmieren. Dabei bilden Badefreuden, temperamentvolle Wellen oder die richtige Ausrüstung zum Kitesurfen nur die Basis für einen gelungenen Aufenthalt. Für den Rest sorgen die umwerfende Natur mit den für die Atlantikküste so typischen Barrie- reinseln, die lebendigen Seebäder, maleri- schen Leuchttürme und charmanten Küs- tenorte. Hinzu kommt eine Eigenheit, für die New Jersey weithin bekannt ist: Board- walks, also mit Holzplanken ausgelegte Strandboulevards mit hoher Aufenthalts- qualität, die dank Restaurants, Geschäften und Entertainmentbetrieben zugleich als ultimative Amüsiermeilen dienen. Leuchtturm auf einer Landzunge Den Auftakt macht ganz im Norden die Halbinsel Sandy Hook. Die Landzunge ragt tief in die Sandy Hook Bay hinein, ist

Das Pier Village in Long Branch lädt zum Flanieren ein.

nur über einen schmalen Landstreifen mit dem Festland verbunden und bei guter Sicht blickt man mühelos bis nach Coney Island und auf die dahinter liegenden Wolkenkratzer von Manhattan. Das vom National Park Service betreute Naherho- lungsgebiet lockt mit herrlichen Stränden und vielerorts mit unberührter Natur. Kurios: Mit dem Gunnison Beach befindet sich hier einer der wenigen FKK-Strände der gemeinhin prüden USA. Sehenswert ist zudem das Sandy Hook Lighthouse. Der 31 Meter hohe Leuchtturm wurde 1764 errichtet und ist der älteste noch immer in Betrieb befindliche des Landes. Etwas weiter südlich baut sich mit Long Branch einer der mondäneren Badeorte New Jerseys auf. Nicht weniger als sie- ben US-Präsidenten haben hier wenigs- tens einmal ihren Urlaub verbracht. Long Branch ist zugleich der nördlichste von knapp einem Dutzend Badeorten, die dank der North Jersey Coast Line über eine direkte Bahnverbindung zur Pennsylvania

Station in Manhattan verfügen. Grüße von Springsteen

Das gilt auch für das geschichtsträchtige Asbury Park. Der Bekanntheitsgrad des Ortes profitiert bis heute davon, dass besag- ter Bruce Springsteen sein Debütalbum „Greetings from Asbury Park“ betitelt hat. Doch das ist nicht die einzige Verbindung zur Popkultur, denn das von außen denk- bar unscheinbare „Stone Pony“ gehört zu

Das Sandy Hook Lighthouse

Im Island Beach State Park schließlich ist dieses herrliche Stück Natur sich selbst überlassen. Auf der Barnegat Peninsula gelegen, ist Seaside Heights technisch gesehen eine Halbinsel. Das weiter südlich gelegene Seebad Long Beach Island hingegen ist nur über eine Brücke mit dem Festland verbunden. An der Nordspitze des knapp 30 Kilometer langen Eilands zieht das imposante Barnegat Lighthouse alle Blicke auf sich. Es folgen entspannte Seebäder mit klangvollen Namen wie Surf City oder Loveladies, ehe im Hauptort Beach Haven klassische Amusement Parks wie Fantasy Island oder der Thundering Surf Water- park für Entertainment abseits der Strän- de sorgen. Einzigartig ist der Music Man Singing Ice Cream Shoppe, der Vaudeville- Theater mit dem Konsum von Speiseeis vereint. Kurzum: Die Shore Region bietet alles, was für einen gelungenen Urlaub nötig ist.

Bruce Springsteen lässt grüßen

den bekanntesten Konzertsälen der Ost- küste. Neben dem „Boss“ haben auch sein späterer Gitarrist Little Steven, Jon Bon Jovi und Southside Johnny and the Asbu- ry Dukes hier ihre Karrieren begonnen. Eine weitere musikalische Landmarke ist die Convention Hall mit dem Paramount Theatre. In Point Pleasant Beach endet die Bahnli- nie entlang der Küste. Das familienfreund- liche Seebad lockt mit einem Boardwalk von der Länge einer Meile. Weiter südlich ändert sich die Küste merklich, denn fort- an übernehmen die „Barrier Islands“. Der Begriff bezieht sich auf die langgezogenen Inseln, die der amerikanischen Ostküste bis hinunter nach Florida vielerorts vorge- lagert sind. Oft sind sie dabei nur wenige

„Old Barney“ auf Long Beach Island

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hundert Meter breit. Stolzes Seebad

In Seaside Heights genügt das immerhin für ein Seebad, das sich über 16 Blocks von Nord nach Süd und vier Blocks von Ost nach West erstreckt. Das reizvoll gelege- ne Seebad gehört zu den geschäftigsten der Ostküste und sein Boardwalk zu den buntesten des Landes. Entertainment-Ins- titutionen wie das charmante Vaudeville- Theater „The Music Man“ erinnern an das Amerika vergangener Zeiten. Südlich von Seaside Heights wird die Landzunge dann so schmal, dass sie gerade noch genug Raum für einen Parkplatz bietet, der den Besuch des herrlichen Strandes erlaubt.

Atlantic City Eine Amerikanische Legende

D ie weitläufige Küste, feine Sandstrände, Casinohotels, großes Entertainment und die charakteristischen Boardwalks haben Atlantic City zu einer Attraktion von internationalem Format gemacht. Doch obwohl die Eckpfeiler fest im Boden ver- ankert sind, hat sich New Jerseys Urlaubs- ziel Nummer 1 gründlich gewandelt. Günstig in der Nähe von New York, Phil- adelphia und Washington gelegen, wurde Atlantic City schon 1854 gegründet. Nicht viel später entstanden an der Küste die ersten Grand Hotels für die Reichen der Ostküste – und als am 26. Juni 1870 der ers-

Atlantic City aus der Vogelperspektive

te Boardwalk der USA eingeweiht wurde, war die Zukunft Atlantic Citys als promi- nentes Seebad endgültig gesichert. Haupt- zubringer war seinerzeit die Eisenbahn, die schon 1874 mehr als 500.000 Besucher pro Jahr in den Küstenort brachte. Bis Mitte der 1920er Jahre schossen immer weitere Luxushotels aus dem Boden und der Boom schien kein Ende zu finden. Selbst die Prohibition hat dem nicht im Wege gestanden. Im Gegenteil, denn das Atlantic City der Twenties war dafür bekannt, dass in den Hinterstuben der Nachtclubs und Bars eifrig Alkohol und Glücksspiel gefrönt wurde. Diese Epoche gilt bis heute als Glanzzeit der Stadt. Einflussreichster Mann war seinerzeit der korrupte Politiker Enoch L. „Nucky“ Johnson, der ab 2010 zum Pro- tagonisten der erfolgreichen HBO-Serie „Boardwalk Empire“ wurde. Sinatra und das Rat Pack Ab den 1930ern firmierte Atlantic City als „America’s Playground“ oder gar „The World’s Playground“. Einen wichtigen Beitrag dazu leistete sein Ruf als Enter- tainment-Kapitale sowohl für Weiße als

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Mit dem Fahrrad am Steel Pier

Das Golden Nugget Hotel liegt an der schönen State Marina von Atlantic City

Trenddestination Die in den USA ungebrochene Populari- tät des Glücksspiels aber hat Atlantic City nicht davon abgehalten, sich abermals neu zu erfinden. Zwar sind das Meer, die Casi- no-Hotels und der heute gut acht Kilome- ter lange Boardwalk immer noch wichtige Zugpferde. Doch das Seebad hat sich auch als Destination für Foodies und Shopping weiterentwickelt. Alles zusammen zieht so viele Touristen, dass America’s Playground gefragt wie nie ist. Zuletzt kamen 27 Mil- lionen Besucher pro Jahr, Anlass genug für die Webseite Tripadvisor, Atlantic City zur Trenddestination zu erklären. Mit anderen Worten: Boardwalk Empire steht vor einer goldenen Zukunft. Wieder einmal.

auch für Afroamerikaner. Epizentrum des Nachtlebens wurde der legendäre „500 Club“, wo regelmäßig Stars wie Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Dean Martin und Jerry Lewis auftraten. Zunächst die Folgen des Zweiten Welt- kriegs und später ein geändertes Reise- verhalten der Amerikaner leiteten jedoch einen schleichenden Niedergang ein, der sich in den 1960ern weiter beschleunigte. Als am legendären Boardwalk immer mehr Grand Hotels ihre Pforte schließen muss- ten, stimmte eine Mehrheit der Bevölke- rung New Jerseys in einem Referendum dafür, das Glücksspiel in Atlantic City zu legalisieren. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, denn schon 1978 öffnete mit dem Resorts International das erste Casino-Hotel moderner Prägung. Mit ihm kamen Shows, Boxkämpfe und andere Entertainmentzweige zurück. Insgesamt neun großformatige Casino-Hotels emp- fangen heute in Atlantic City ihre Gäste (siehe S. 18). Neue Impulse erhielt das Glücksspiel 2017, als der Bundesstaat New Jersey Sportwetten legalisiert hat. Seitdem betreiben die Casinos auch sogenannte „Sportsbooks“.

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MONOPOLY CITY Neben „America’s Playground“ wird Atlantic City im Volksmund auch als „Monopoly City“ bezeichnet. Der Grund liegt auf der Hand: Die Straßen der Entertainmenthauptstadt haben in der Urversion des Brettspiels von 1904 als Vorlage gedient – mit dem Boardwalk als begehrtester Adresse und somit als teuerster Straße. Das Spielen also lag Atlantic City schon im Blut, bevor die Spielbanken zugelassen wurden.

Die Erlebniswelt der Casino-Hotels

W er an das moderne Atlantic City denkt, hat vor allem ein Bild vor Augen: großformatige Casino- Hotels wie in Nevada. Diese Resorts, wie die Amerikaner sagen, spielen tatsäch- lich eine wichtige Rolle für das Selbstver- ständnis der Stadt. Doch bei genauerem Hinsehen stellt sich schnell heraus, dass es sich lediglich um neun Etablissements dieser Art handelt. Sie alle prägen die Skyline von Atlantic City, allen voran das 219 Meter hohe Ocean Casino Resort, das 2012 fertig gestellt wurde. Um den Besuch besonders attraktiv zu machen, haben sich alle Casinos ein unverwechselbares Thema einfallen las- sen. Das Resorts (1978 eröffnet, 942 Zim- mer) etwa hat sich den Roaring Twenties verschrieben, als Atlantic City besonders ungestüm war. Das Caesars (1979, 1.141

Das Hard Rock Casino ist das jüngste Casino-Hotel in Atlantic City.

Zimmer) bittet wie in Las Vegas zum Besuch des Römischen Reiches. Das Bally’s (1979, 1.169 Zimmer) begnügt sich damit, ein modernes Casino zu sein, wäh- rend das Harrah’s (1980, 2.587 Zimmer) mit dem maritimen Thema spielt. Wer in das alte Havanna eintauchen möchte, ist im Tropicana (1981, 2.364 Zimmer) richtig aufgehoben. Der große Goldrausch ist das Leitmotiv des Golden Nugget (1985, 717 Zimmer). Für weitere Abwechslung bürgen das Borgata (2003, 2.767 Zimmer), das einen spontanen Besuch der Toskana ermöglicht, und das Ocean Resort (2012, 1.399 Zimmer), das sich unterschiedlichen Wasserlandschaften verschrieben hat. Fans des Rock’n’Rolls sollten sich derweil das Hard Rock Casino (2018, 2.032 Zinner) vormerken, das mit dem Oceans verbun- den ist. Seit der Eröffnung ist es das jüngs- te Casino-Hotel in Atlantic City. Dank der unterschiedlichen Themen ist eine Tour durch die Casinos auch dann ein Erlebnis, wenn man die Slot Machi- nes gar nicht betätigen und auch nicht an den Black-Jack-Tischen stehen möchte. Wer derweil sein Glück versuchen möch- te, erhält obendrauf kostenlose Drinks. Als Alternative ohne Glücksspiel bietet sich das Showboat Hotel (ursprünglich 1987, 2016 wiedereröffnet, 1.331 Zim- mer) an. Dieses ehemalige Casino-Hotel beschränkt sich nun auf anderes Enter- tainment wie Arcade Games, beherbergt seit kurzem einen riesigen Indoor-Was- serpark und ist ein familienfreundliches Hotel.

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 Die Übernachtungspreise in den Casino-Hotels unterliegen erheblichen Schwankungen. Dabei gilt die Faustregel, dass Zim- mer an den Wochenenden deutlich mehr als während der Woche kosten. Wenn das Wochenende mit einem Großereignis zusam- menfällt, erreichen die Preise Höchstwerte. Auf der anderen Sei- te sind hochwertige Zimmer in den Casino-Hotels während der Woche außerhalb der Saison schon für kleines Geld erhältlich.

Atlantic City: Immer nah am Wasser

I n Atlantic City dreht sich fast alles um Entertainment. Da können die natürlichen Vorzüge leicht in Ver- gessenheit geraten. Wie wäre es etwa mit mehr als 16 Kilometer feinen Sandstrands? Auf der einen Seite die Weiten des Atlan- tischen Ozeans. Auf der anderen ein Dünenstreifen, der berühmte Boardwalk mit all seinen typisch amerikanischen Entertainmentmöglichkeiten und dahinter die Casino-Hotels. So sieht der Alltag für Urlauber aus, die sich für einen Trip nach Atlantic City entscheiden. Zur Abkühlung oder zum ausgelassenen Umhertollen in den Wellen geht es zwischendurch immer mal wieder ins Wasser. Und als wäre das nicht genug, gibt es auch noch den ikoni- schen Steel Pier, der mit Riesenrad, Bars und weiteren Vergnügungsstätten weit ins Meer hineinragt. Die Strände sind mit feinem, hellem Sand- strand gesegnet und ihr Besuch ist immer und für jeden kostenlos. Dies ist in New Jersey sonst nur in Wildwood der Fall, ansonsten wird eine Art Kurtaxe erho- ben. Auch sind die Strände während der Hauptsaison tagsüber bewacht. Je nach Präferenz kann man hier den ganzen Tag in der Sonne liegen und gelegentlich ver- sonnen auf die Wellen blicken. Alternativ locken diverse Aktivitäten. Surfer etwa treffen sich am Downtown Beach bei der Raleigh Avenue, am Crystal Beach auf der Höhe der New Hampshire Avenue

Blick auf den Steel Pier

oder am Delaware Avenue Beach. Wer die hohe Kunst des Wellenreitens noch nicht beherrscht, kann vor Ort einen Kurs buchen – auch Equipment wird vor Ort verliehen. Kajakfahrern und Windsurfern ist der Strand an der Jackson Avenue vor- behalten. Angler können ihrer Leiden- schaft außerhalb der Badezeit (also von 18 bis 10 Uhr) nachgehen oder gleich bei einer Hochseeangeltour einchecken. Noch populärer sind Bootstouren durch die weit verzweigten Gewässer rund um Atlantic City, die regelmäßig zu Begegnungen mit neugierigen Delfinen führen.

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WEITERE HOTSPOTS Das Leben von Atlantic City spielt sich auch noch an anderen Hotspots ab. Das historische Gardners Basin

etwa darf bei keinem Besuch fehlen. An dem geschützten Gewäs- ser erfreuen historische Holzvillen das Auge. Hier legen die Boote von Atlantic City Cruises zu Delfin-Expeditionen ab und etwas tiefer im Hafen empfangen mit dem Harrah’s, dem Golden Nugget und dem Borgata jene drei Casino-Hotels ihre Gäste, die nicht am Boardwalk liegen. Auch den so genannten Orange Loop sollte man sich vormerken. Dabei handelt es sich um drei Blocks am Strand, die für das „neue“ Atlantic City stehen. Lustiges Detail: New York Avenue, St. James Place und Tennessee Avenue sind zugleich jene Straßen, die beim Original-Monopoly den orangenen Block bilden. „Shop till you drop“ lautet unterdessen das Motto in der Tanger Outlet Mall mit mehr als 100 Geschäften.

B oardwalk, Strand, Ozean und Casinohotels mögen die auf- fälligsten Vorzüge Atlantic Citys sein. Doch damit sind die Freizeit- möglichkeiten nicht annähernd erschöpft. Hinzu kommt ein ebenso abwechslungs- reiches wie attraktives Hinterland. Wer hoch hinaus will, hat in Atlantic City die Wahl aus zwei ikonischen Bau- werken, die unterschiedlicher nicht sein könnten: So wartet am Nordende des Boardwalk mit dem Absecon Lighthouse der mit 52 Metern höchste Leuchtturm New Jerseys. Im südlichen Vorort Mar- gate lockt derweil Lucy the Elephant. Der 20 Meter hohe Elefant aus Holz und Zinn ist ein Überbleibsel aus 1881, als er Besucher auf erhältliche Grundstücke aufmerksam machen sollte.

Wälder, Wein und Feuchtgebiete: Das Hinterland von Atlantic City

Örtliche Weingüter bieten als Erlebniswelten weit mehr als nur edle Tropfen.

Lucy the Elephant

Diese Zeiten sind längst vorbei. Umso schöner also, dass die Natur im Hin- terland von Atlantic City vielerorts in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten ist. Dort breitet sich mit dem Wharton State Forest – nur eine halbe Autostunde von Atlantic City entfernt – die größte zusammenhängende Waldfläche New Jerseys aus. Ein wunderbares Revier zum Wandern und Radfahren. Noch näher ist das Edwin B. Forsythe National Wild- life Refuge, das vor allem die örtlichen Feuchtgebiete schützt. Das Schutzgebiet ist Etappenziel auf einer der Hauptrou- ten für Zugvögel und eine bevorzugte Spielwiese für Ornithologen.

WEIN UND CHAMPAGNER Nicht dem Erhalt der Natur, sondern der amerikanischen Ver- gangenheit hat sich ganz in der Nähe das Historic Smithville verschrieben. Es ist eine Art lebendiges Freilichtmuseum mit Geschäften und Lokalen, in dem das Amerika längst vergange- ner Zeiten fortlebt. Seinerzeit sind die Menschen in New Jersey Selbstversorger gewesen. Doch schon damals mussten sie auf Wein nicht verzichten, denn der französische Einwanderer Louis Nicolas Renault hat bereits 1864 die Renault Winery ins Leben gerufen. Mittlerweile ist der Betrieb ein Erlebnisweingut: neben hausgemachtem Champagner und anderen guten Tropfen aus den Reben der Region gibt es auch Fine Dining und romantische Erlebnisse. Ein Paket, das exzellent zu Atlantic City passt.

Vom Hoagie bis zum Hochprozentigen: Leckereien aus New Jersey

D as Essen ist überall in den USA identisch? Und die Getränke sowieso? Wer diesem Vorurteil anhaftet, war noch nie in New Jersey. Der kleine Staat kultiviert seine Eigenheiten – und fast alle sind eine Sünde wert. Einen Hot Dog hat wohl jeder schon mal gegessen. Ein Hoagie hingegen kennt nur, wer schon mal in New Jersey oder dem angrenzenden Philadelphia war. Es handelt sich um ein üppig belegtes Sandwich von länglicher Gestalt. Nicht zu verwechseln mit der Pork Roll, die 1856 von einem gewis- sen John Taylor in Jerseys Kapitale Trenton erfunden wurde. Das mit schinkenartigem Fleisch, Käse und Ei belegte Brötchen ist im Volksmund in Anlehnung an seinen Erfin- der immer noch als „Taylor Ham“ bekannt. Allgegenwärtig vor allem auf New Jerseys Boardwalks ist hingegen der Saltwater Taf- fy. Die toffeeartige Süßigkeit ist andern- orts in den USA einfach als Taffy bekannt und sie unterscheidet sich von der Jersey- Variante durch: nichts. Außer, dass dem Betreiber eines Candy-Stores in Ocean City vor mehr als 100 Jahren sein Taffy in Meerwasser gefallen ist. Das hat sich im

Küchenchefs gerne auf großen Platten auftischen. Zu Lande wird New Jersey sei- nem Ruf als Garden State mit sogenann- ten Roadside Markets gerecht: überall am Straßenrand bieten Bauern ihre frischen Produkte an, die in den vielen Farm-to- table-Restaurants auch in der gehobenen Gastronomie landen. Auch getränkemäßig hat New Jersey eini- ges zu bieten: Mehr als 50 Weingüter bür- gen für hochqualitative Abwechslung im Glas, dutzende Brauereien löschen den Durst mit leckeren Gerstensäften und auch bei Hochprozentigem blickt New Jersey auf eine lange Tradition zurück: Nachdem hier in den 1830er Jahren mehr als 400 Destille- rien in Betrieb waren, mussten diese zwar während der Prohibition schließen. Doch 2013 hat der Staat erstmals seit 1919 wieder eine neue Lizenz für die Herstellung von Hochprozentigem erteilt. Heute stellen über 20 Betriebe Spirituosen jeder Art her. In New Jersey können Sie sich auch auf eine kulinarische Entdeckungsreise bege- ben und die vielfältige Gastronomieszene an Orten genießen, die der legendäre Koch und TV-Star Anthony Bourdain in seiner Sendung „Parts Unknown“ besucht hat. Der Anthony Bourdain Trail umfasst ins- gesamt 10 Restaurants, darunter Frank’s Deli & Restaurant in Asbury Park, Lucille’s Country Cooking in Barnegat sowie Dock’s Oyster House und weitere Restaurants in Atlantic City.

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kollektiven Gedächtnis verewigt. Märkte am Straßenrand

Mehr als 50 Weingüter finden sich in New Jersey

Davon abgesehen versorgt das Meer New Jersey mit täglich frischem Seafood, das

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