Für den Einstieg eignet sich erstmal eine kürzere Einheit von ca. zwei Stunden. So sind der organisatorische Auf- wand und die Hürde der Teilnahme bzw. die Gefahr, dass die Teilnehmenden „abspringen“, nicht so hoch. Ein erstes Miteinander, Sprechen und Ausprobieren sind so möglich und Ideen für weitere Einheiten können entstehen. Details wahrnehmen Die Gruppendynamik hat viel mit Wahrnehmung zu tun: Wie reagieren meine Teilnehmenden? Wie gut passt die Aufgabe zum Bedarf? Was ist gerade Thema und wie gut ist ein Fokus möglich? Es empfiehlt sich, bei digitalen Begegnungen das Mikrofon der Teilnehmenden stumm zu schalten, während es eine Erklärung oder eine Auf- gabe gibt, bei der eine Person spricht. Andernfalls ist die Ablenkung durch Geräusche zu groß. Das, was wir ansonsten im Seminarraum im Umfeld wahrnehmen, fällt dadurch weg. Reaktionen, Kommentare, Nachfra- gen sind online schwieriger. Stattdessen können wir uns auf die Gesichtsausdrücke konzentrieren, einfache und klare Anweisungen geben, Reaktionen nicht nur verbal erwarten oder direkte Ansprache nutzen. Im Folgenden werden ein paar Hinweise gegeben, wie gruppendyna- mische Prozesse am besten erkannt werden können. Die gruppendynamischen Phasen laufen typischerweise bei Online-Begegnungen nicht so klar differenziert ab wie bei Begegnungen in Präsenz. Und sie bedürfen deutlich mehr Unterstützung, vor allem zu Beginn. Dazu kommt, dass die oben genannte informelle Zeit wegfällt oder Teil des Online-Programms wird, also weniger Zeit für die Gruppe zur Verfügung steht. Trotzdem kann durch entsprechende Methoden und ein abwechslungsreiches Programm überraschend viel Interaktion in kurzer Zeit entstehen. Die Teilnahme an einer Online-Begegnung ist im Vergleich zu einer mehrtägigen Reise zu einer Be- gegnung in Präsenz viel niedrigschwelliger und damit die Möglichkeit, einfach mal vorbeizuschauen, größer. Auch bei Online-Begegnungen gibt es Instrumente, um kreativ als Gruppe tätig zu sein und nicht nur zuzuhören. Einige werden nachfolgend vorgestellt: Breakout-Rooms Die Aufteilung in kleine Räume mit mindestens zwei Personen oder auch Kleingruppen von drei bis fünf Per- sonen ermöglicht viel Austausch in kurzer Zeit. Das ist eines der effektivsten Instrumente, um online Kontakt zwischen den Teilnehmenden zu schaffen, und sollte in keiner Gruppeneinheit fehlen. Die Teilnehmenden können per Zufall oder durch die Leitung Breakout- Räumen zugeordnet werden, oder sie suchen sich selbst einen der vorab eingerichteten Räume aus und treten diesem bei. Nach Ablauf der eingestellten Zeit kommt Gruppendynamische Prozesse online erkennen und steuern Die Phasen der Gruppendynamik bei Online-Begegnungen
die Gruppe wieder in den Hauptraum zurück. Aus der Perspektive der Leitung ist das ein Traum: Schnell aufge- teilt und schnell wieder zurück, zwischendurch eine bestimmte Zeit Austausch zu einem konkreten
Thema und die Interaktion in der Gruppe ist deutlich dynamischer. Durch den Charakter der Räume entsteht eine vertrauensvolle Atmosphäre, ohne dass die Leitung anwesend ist und „kontrolliert“. Man traut sich mehr über persönliche Dinge zu reden, die man im Plenum vielleicht nicht so einfach ansprechen würde. Rückmeldung organisieren Wer Online-Begegnungen leitet, wird schnell feststellen, dass es wertvoll ist, regelmäßig eine Rückmeldung zur Stimmung oder zu den Aufgaben zu bekommen, da man größtenteils ins „Leere“ redet, während die anderen Teil- nehmenden stumm sind. Also gilt es die Rückmeldung aktiv zu gestalten, beispielsweise eine Runde mit Kom- mentaren von allen Personen. Bei kleineren Gruppen bis 25 Personen geht das auch verbal. Ein wichtiger Hinweis dazu: Wer dran war, benennt einfach eine andere Per- son, die weitermacht. So wird die Wartezeit dazwischen verkürzt, man schafft einen virtuellen Kreis und mehr Interaktion. Bei größeren Gruppen bieten sich andere Moderations-Tools an wie z. B. eine Online-Pinnwand, Whiteboard, Padlet, Mentimeter etc. Dabei entsteht ge- meinsam ein Ergebnis, das alle sehen und entsprechend weiter kommentieren können. Abwechslung ermöglichen So schnell, wie man sich online dazu schalten kann, so schnell kann man auch wieder heraus. So funktioniert die Niedrigschwelligkeit. In fast jeder Online-Einheit gibt es Personen, die sich anfangs etwas herausnehmen, mit der Kamera zögern, technische Probleme haben oder ansonsten lieber passiv dabei sein wollen. Hier ist zu empfehlen, dass sich die Teamer*innen auf die Teilneh- menden konzentrieren, die aktiv dabei sind und denje- nigen helfen, die Unterstützung brauchen. Am besten teilen sie sich die Rollen im Team auf. Um einen schnel- len Ausstieg zu verhindern, braucht es Abwechslung im Programm. Wenn ich in ein Online-Treffen komme und am Anfang nur zuhöre, dann ist die Verlockung groß, nebenbei noch die Mail zu Ende zu lesen oder kurz et- was nachzuschauen. Daher empfiehlt es sich, die Teil- nehmenden nach einem kurzen Einstieg mitzunehmen, ihnen das Programm vorzustellen und ihnen die Chance zu geben, sich zu beteiligen. Unterschiedliche Einheiten, die Reaktionen oder Kommentare von der Gruppe her- vorlocken, eignen sich gut. Zwischendurch ein Warm-up kann ebenso Wunder wirken. Teamer*innen könnten überlegen, wie und woran eine längere kreative Arbeit online möglich wäre, damit sie der Gruppe in der kre- ativen Phase eine spannende Aufgabe geben können. Hier geht online viel z. B. über Foto, Film und Animation
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