Analog vs. Digital in der Kinder- und Jugendarbeit Eik Schmiljun
Einführung Wie und wie oft sollten Kinder und Jugendliche Medien nutzen? Dieses Thema wird derzeit intensiv in diskutiert. Wäh- rend in Schweden empfohlen wird, dass Kinder unter 2 Jahren weder Fernsehen noch ein Smartphone nutzen sollten (vgl.eltern.de) wird in Australien darüber nachgedacht, wie man ein Mindestalter von 14 oder 16 Jahren für die Nut- zung sozialer Medien realistischerweise umsetzen kann. Weltweit wird über die Chancen und Risiken digitaler Medien debattiert. Eines wird dabei deutlich: Die digitale Welt gehört zum Alltag junger Menschen. Kinder und Jugendliche nutzen bereits in jungen Jahren Geräte wie Smartphones oder Fernseher (vgl. KIM- und JIM-Studie). Medien werden für immer jüngere Zielgruppen interessant. Daher verwundert es nicht, dass heutzutage bereits Babys in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf der Straße ein buntes Spielzeughandy oder gar das echte Handy ihrer Eltern in der Hand halten, um sich zu beruhigen oder zu unterhalten. Durch die pandemiebedingten Einschränkungen wurde die Nutzung digitaler Endgeräte notwendiger Alltag. Junge Menschen waren zunehmend auf technische Geräte angewiesen, um in der Schule und mit Freunden zu kommuni- zieren. In kürzester Zeit mussten viele Haushalte mit einer geeigneten technischen Ausstattung versorgt werden. In Deutschland standen viele Familien vor die Herausforderung, über ein ausreichend starkes WLAN-Netzwerk zu verfü- gen, um mehrere Geräte gleichzeitig nutzen zu können – insbesondere, weil auch die Eltern oft im Homeoffice arbeiten mussten. Ähnlich erging es Japan, wie Professor Yoshihiko Kubota bei einer Fachkräftebegegnung berichtete. Im Rah- men des Programms „Giga School“ erhielt dort jede*r Schüler*in einen Laptop, das Internet an Schulen wurde ausgebaut und zusätzliches Personal eingestellt. Insgesamt investierte Japan 461 Milliarden Yen, umgerechnet ca. 2,8 Milliarden Euro (vgl. The Japan Times). Im Vergleich dazu wurden im Rahmen des deutschen DigitalPakts insgesamt 6,5 Milliarden Euro für digitale Bildungsinitiativen ausgegeben. (vgl. Bundesministerium Bildung und Forschung) Spätestens seit der Corona-Pandemie lässt sich nicht mehr leugnen, dass die Lebenswelt junger Menschen zuneh- mend auch im digitalen Raum stattfindet. Laut der JIM-Studie 2022 besitzen in Deutschland 99 % der 12- bis 19- jährigen ein Smartphone (vgl. JIM-Studie 2022, S. 5). Eine Umfrage der Stadtverwaltung Tokio aus dem Jahr 2023 zeigte, dass 85 % der Schüler*innen weiterführender Schulen (12- bis 15-Jährige) ein Smartphone besitzen – bei Oberschü- ler*innen (16- bis 18-Jährige) sind es sogar 92 %. Diese Zahlen verdeutlichen, dass mobile Endgeräte im Alltag junger Menschen nicht mehr wegzudenken sind. Auch in der Kinder- und Jugendarbeit gewinnen digitale Medien immer mehr an Bedeutung. Bereits vor der Corona- Pandemie war digitale Jugendarbeit ein wichtiges Thema, das in den letzten Jahren weiter an Bedeutung gewonnen hat. „Dort, wo Medien thematisiert werden, wo sich junge Menschen inhaltlich mit Medien beschäftigen, kreativ werden und kritisch mit ihnen umgehen, spricht man von handlungsorientierter Medienarbeit. Digitale Medien dienen der Jugendarbeit als Werkzeug, um gemeinsam mit Jugendlichen Medienkompetenz zu entwickeln.“ (vgl. Stainer, Kathari- nal, S.306.)
Dieser Beitrag möchte sich der Frage widmen, welche Auswirkungen diese Tendenz auf die Entwicklung junger Men- schen hat und dabei sowohl Chancen als auch Risiken digitaler Jugendarbeit beleuchten.
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