Das mediale Umfeld junger Menschen

Von GanztagsSCHULE zu kindgerechter und ganz- heitlicher GanztagsBILDUNG 1 Jenifer Vaupel Ein kritischer Essay über Ganztagsförderung im Kontext außerschulischer Bildungsarbeit und Ehrenamt junger Menschen Der folgende Artikel fasst ausgehend von Beobachtungen und Gesprächen mit japanischen Student*innen, Fach- und Lehrkräften über das Schulsystem in Japan, den immerwährenden Diskurs der Jugendverbände in Deutschland rund um die Ganztagsförderung zusammen. Darunter fällt auch der wachsende Fokus auf die Aufblähung schulischer Bil- dung sowie des Ortes Schule und der schrumpfenden Freizeit(-gestaltung) junger Menschen. Ebenso betrifft dies aus Sicht außerschulischer Akteure den Wert non-formaler Bildungsprozesse und die Engagementausübung junger Men- schen. Es zeigen nämlich u. a. in einer jüngst erhobenen Studie Jugendliche aus Sachsen an, „dass Schule zu viel Zeit in ihrem Alltag einnehme und wenig Raum bliebe, innerhalb und außerhalb der Schule eigenen Interessen nachzuge- hen“ (Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt 2024, S. 22). Beobachtungen aus japanischen Schulen Auf den ersten Blick als Hospitierende unterscheidet sich das japanische Schulsystem von dem in Deutschland nicht wesentlich. Es gibt ein dreigliedriges Schulsystem mit Grundschule, Junior High School (Mittel-/ Realschule) und High School (Oberschule/ Gymnasium). In den meisten Fällen stehen Lehrer*innen frontal vor großen Klassen; der Unter- richt wird manchmal mit Gruppenarbeiten und digitalen Endgeräten „aufgepeppt“ und der Stundenplan weist an fünf

Tagen die Woche verschiedene Fächer auf. Der Schultag geht sowohl in Japan als auch in Deutschland v. a. für ältere Schüler*innen je nach Stundenplan von acht bis 15 Uhr. Ein entscheidender Unterschied liegt hierbei in der Freizeitgestaltung von Schüler*innen. Denn nach dem eigentlichen Schultag in Japan finden oft schulinterne AGs oder Nachhilfeun- terricht statt. Letzteren nehmen die meisten jungen Japaner*innen in Anspruch, um sich auf die anspruchsvollen Aufnahmeprüfungen der (privaten) High-Schools oder Universitä- ten vorzubereiten. So nimmt Schule einen großen Raum im Alltag japanischer Schü- ler*innen ein. Aus Gesprächen mit japanischen Student*innen konnte entnom- men werden, dass daher ehrenamtliches Engagement als auch einfache Freizeit für junge Japaner*innen im Schulalter kaum Platz finden könne. Erst im Studium, welches einige Freiräume bietet, würden sich viele engagie- ren.

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