• Komplexität der Kooperation : Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Systemen (Schule, Kinder- und Jugendhilfe) wird oft durch unterschiedliche Organisations- und Professionslogiken erschwert (vgl. ebd., S. 15). • Qualifikationsstandards : Es gibt unterschiedliche Standards für die Ausbildung und Qualifikation von Lehr- kräften und anderem pädagogischen Personal (bspw. auch JuLeiCa für ehrenamtliches Personal) (vgl. ebd, S. 10 f.). • Ressourcenzuweisung : Die Bereitstellung ausreichender Ressourcen für die multiprofessionelle Zusammen- arbeit, einschließlich Zeit für Absprachen und konzeptionelle Arbeit, ist oft unzureichend (vgl. ebd., S. 19). • Eingliederung in lokale Strukturen : Ganztagsbildung muss in den sozialen Nahraum der Kinder und deren Familien integriert werden, was zusätzliche Herausforderungen in der Organisation und Umsetzung mit sich bringt. Insbesondere, weil sie in komplexe Rahmungen bis zur Bundeseben eingebettet ist (vgl. ebd., S. 15).
Diese und weiter oben genannte Herausforderungen erfordern gezielte Maßnahmen und Strategien, um die Qualität und Effektivität der Ganztagsbildung zu sichern und die multiprofessionelle Kooperation zu fördern.
Perspektiven für eine gelungene Zusammenarbeit und sinnvoller Ganztagsförderung Trotz der Kritikpunkte gibt es Möglichkeiten, die Ganztagsschule so zu gestalten, dass sie sowohl formale als auch non- formale Bildungsansätze integriert. Dies erfordert jedoch einen Paradigmenwechsel, der die Bedeutung der Ju- gend(verbands)arbeit und des Ehrenamts anerkennt und sie als gleichwertige Akteure neben dem schulischen Bereich einbindet. Der DBJR (vgl. 2024, S. 2) fordert, dass Ganztagsschulen nicht nur als Betreuungsorte, sondern als Bil- dungsorte konzipiert werden, die Kinder in ihrer Freizeitgestaltung, Persönlichkeitsentwicklung und sozialen Integration unterstützen. Angebote an (Ganztags-)Schulen müssen so gestaltet werden, dass auch ehrenamtliches Engagement der Träger und Vereine vor Ort möglich ist und Schüler*innen Zugänge zum Ehrenamt bekommen können – evtl. auch außerhalb des Schulgebäudes. Eine flexible Nutzung von Räumen im Sozialraum ist notwendig, um den unterschiedlichen Bedürfnis- sen der Kinder gerecht zu werden (vgl. Landesjugendring Baden-Württemberg 2022). Hier können besonders junge Menschen, die diesen Zugang nicht selbstverständlich durch die Familie oder den Sozialraum erleben, profitieren. Zeitgleich muss ehrenamtliches Engagement als Teil der Ganztagsangebote in seiner Eigenlogik funktionieren, da es sonst als Dienstleistung vereinnahmt wird (vgl. Landesjugendring NRW 2019, S. 1 ff.). Eine stärkere Kooperation zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren könnte dazu beitragen, das Ehrenamt junger Menschen zu fördern, indem es als integraler Bestandteil der Ganztagsschule anerkannt wird. Dafür ist es not- wendig, dass die Bildungsarbeit nicht allein auf schulische Inhalte fokussiert, sondern auch außerschulische Erfahrungen und Kompetenzen gleichberechtigt berücksichtigt (vgl. DBJR 2024, S. 4). Zeitgleich braucht es zusätzliche finanzielle Unterstützung bei der sowieso schon prekären Ausstattung der freien Träger, um zusätzliche Ganztagsan- gebote zu leisten. Dazu gibt es noch viele weitere offene Fragen in der Umsetzung und Ausgestaltung insbesondere in Kooperation mit freien Trägern der Jugend- und Jugendverbandsarbeit. Es sollten klare Zuständigkeiten und Zeit- pläne geschaffen sowie die Kooperation mit der Jugendhilfe verankert werden, die Planungssicherheit schaffen (vgl. Landesjugendring Baden-Württemberg 2022). Ebenso braucht es eine zwingende Zusammenarbeit von Kultusmini- sterien und Jugendministerien sowie von Schule und Kinder- und Jugendhilfe bei der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen der Ganztagsförderung (vgl. DBJR 2024, S. 4). Unter anderem die AGJ (2020) formuliert weitere zentrale Gelingensbedingungen, die als Säulen für eine qualitativ hochwertige Ganztagsbildung dienen. Diese geben einen Konsens aller bisheriger Positionierungen wieder und wer- den ausgewählt vorgestellt:
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