• Eine gemeinsame Ganztagskonzeption von Schulen, Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe sowie Eltern als Notwendigkeit. Diese Konzeption soll die unterschiedlichen Perspektiven und Kompetenzen der Beteiligten integrieren und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit fördern. Eine solche Kooperation ist entscheidend, um die Qualität der Angebote zu sichern und die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen (vgl. AGJ 2019, S. 9). Die Autorin erweitert diesen Aspekt um die Beteiligung von jungen Menschen selbst (s. u.). • Um eine erfolgreiche Ganztagsbildung zu gewährleisten, müssen verlässliche Rahmenbedingungen ge- schaffen werden. Dazu gehören Aspekte wie eine angemessene Finanzierung, geeignete Räumlichkeiten, eine gute Erreichbarkeit der Angebote und eine klare Steuerungsverantwortung (vgl. ebd., S. 9 f.). • Vernetzung von Kooperationspartner*innen auf Augenhöhe im Sozialraum ist wichtig. Eine enge Zusam- menarbeit zwischen Schulen, Jugendverbänden, Sportvereinen, kulturellen Einrichtungen und anderen relevanten Akteuren bestenfalls in gemeinsamen Steuerungsgremien kann dazu beitragen, ein vielfältiges und ansprechendes Ganztagsangebot zu schaffen. Ebenfalls soll darüber auch Klarheit der Gesamtverantwortung geschaffen werden (vgl. ebd., S. 11 f.). • Die kontinuierliche gemeinsame Fortentwicklung der Fachlichkeit der verschiedenen professionellen und ehrenamtlichen Akteure ist eine weitere Säule der Ganztagsbildung. Dazu müssen Fachkräfte regelmäßig und zusammen in Weiterbildungen geschult werden, um ihre Kompetenzen zu erweitern und die Qualität der Angebote zu verbessern. Dies schließt die Entwicklung gemeinsamer Standards ein (vgl. ebd., S. 12 f.). • Im Mittelpunkt aller konzeptionellen Überlegungen muss die kind- und jugendorientierte Ausrichtung ste- hen. Die Angebote der Ganztagsbildung sollen so gestaltet werden, dass sie die Interessen und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen widerspiegeln. Dies bedeutet, dass die jungen Menschen aktiv in die Planung und Gestaltung der Angebote einbezogen werden müssen, um ihre Selbstbestimmung und Mitbestimmung zu fördern (vgl. ebd., S. 13 f.). Es braucht ebenso „ Möglichkeiten für Rückzug, Entspannung und Erho- lung“ (ebd., S. 14). Fazit Die Ganztagsschule ist ein viel diskutiertes Konzept, das in Deutschland in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Trotz der großen Erwartungen an Ganztagsschulen, insbesondere im Hinblick auf mehr Zeit und Raum für Bildungsprozesse, können diese Schulen nicht automatisch alle bestehenden strukturellen Probleme im Bildungs- bereich lösen. Die Herausforderungen, wie organisatorische und rechtliche Barrieren, bleiben bestehen und werden nicht automatisch durch die Einführung von Ganztagsschulen überwunden (vgl. BMFSFJ 2017, S. 330). Der Ganztag muss aus der Perspektive der Kinder gedacht werden und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Sie muss über die bloße Betreuung und Bedarfen von Erwachsenen hinausgehen und Freiräume für non-formale und informelle Bildungsprozesse schaffen. Die Verdichtungs- und Beschleunigungsprozesse im Schulalltag, die auch für Ganztagsschulen gelten, können zu einer stärkeren Fremdbestimmung der Zeitbudgets der jungen Menschen führen. Dennoch haben Ganztagsschulen das Potenzial, durch ihre erweiterten Zeit- und Raumkapazitäten entlastend zu wirken (vgl. BMFSFJ 2017, S. 353). Die Aus- weitung des Ganztagsschulsystems stellt allerdings eine bedeutende Herausforderung für außerschulische Bildungsarbeit und das Ehrenamt junger Menschen dar. Während Ganztagsschulen das Potenzial haben, Chancenge- rechtigkeit zu fördern und Bildung ganzheitlich zu gestalten, laufen sie Gefahr, non-formale Bildungsansätze zu vernachlässigen und das Ehrenamt zu schwächen. Es bedarf daher einer intensiveren Kooperation zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren, klarer Verantwor- tungen sowie einer finanziellen und strukturellen Absicherung der non-formalen Bildungsarbeit. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Ganztag sowohl Bildungs- als auch Lebensräume schafft, in denen junge Menschen
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