Das mediale Umfeld junger Menschen

zu und dürfen nur eine Stunde pro Tag ihre Handys benutzen. Sie werden von Mentor*innen, jungen Student*innen betreut, die mit ihnen über ihre Probleme sprechen und ihnen zuhören. Am Ende des Camps bekommen die Kinder ein Ziel als Aufgabe, wie sie in ihrem Alltag den exzessiven Medienkonsum verringern können. Es gibt nach einigen Monaten ein Nachtreffen, bei dem nochmal unterstützt wird. Ist das Ziel nicht erreicht, wird ein Angebot gemacht, ein anderes mit weniger Überforderung auszuprobieren. Die Eltern werden im Vorfeld und auch bei Nachtreffen beraten, sowie am ersten Tag, wenn sie die Kinder ins Camp bringen (vgl. Doku des Offline-Camps auf YouTube). Prof. Kazuo Takeuchi, der viele Jahre als Lehrer und u.a. auch als Schulberater selbst in einer Schule gearbeitet hat, hat die „Social Media Association“ ins Leben gerufen. Student*innen, die pädagogische Fächer studieren, geraten durch Zufall, Interesse und Neugierde in seine Seminare, oder kennen seine medienpädagogischen Programme selbst schon aus der eigenen Schulzeit. Andere nehmen zuerst an einem Summer Camp mit Mitgliedern teil, um sich dann danach bewusst dafür zu entscheiden oder empfinden sich selbst ein wenig internetsüchtig und wollen sich mit die- sem Thema näher auseinandersetzen. Denn wer in das Seminar von Prof. Kazuo Takeuchi geht, wird automatisch Mitglied dieses Vereins und stellt viel seiner freien Zeit für ehrenamtliche Arbeit zur Verfügung. Die Vorbereitung, als Mentor*in solch ein Offline-Camp zu begleiten ist sehr anspruchsvoll und umfangreich, da es hier auch Ansätze von verhaltenstherapeutischen Methoden gibt, die die Student*innen erlernen müssen und es nicht nur um allgemeine Aufklärungsthemen im Umgang mit dem Smartphone geht. Das Angebot richtet sich an Kinder, die gefährdet sind und nicht an Kinder, die schon unter Sucht leiden, denn bei diesen ist es schwieriger, sie da wieder rauszuholen und andere Maßnahmen sind nötig, wie z.B. eine Behandlung in Suchtkliniken, wie wir sie von Deutschland her kennen. Die Mentor*innen lernen vor allem, den Kindern Wertschätzung entgegenzubringen, ihnen auf Augenhöhe zu begeg- nen, eine vertrauenswürdige Atmosphäre zu schaffen und zu loben. Eine Studentin zeigte bei unserem Treffen, fünf verschiedene Arten zu loben. Die Steigerung, begleitet durch Mimik und Gestik, so wie der wunderbaren unterschied- lichen prosodischen Klänge der japanischen Sprache war sehr beeindruckend. Die Student*innen gehen auch als Referent*innen an Schulen und informieren eine oder mehrere Klassen über einen „digitalen Safe Space“: allgemeine Gefahren im Umgang mit Sozialen Medien, was poste ich, Cybermobbing und Ur- heberrechte und Ähnliches. In Zusammenarbeit mit der KDDI Cooperation, einem Telekommunikationsunternehmen, das Lehrmaterialien u.a. auch in Form von Videos mit Anime Figuren erstellt hat, gestalten sie Unterrichtseinheiten (vgl. KDDI Materialien). Diese Lehrmaterialien sind im Internet frei verfügbar, es gibt auch Videos für Eltern. Doch die Erfahrung zeigt, dass Kinder Fallbeispiele, die nicht nur mit Manga Figuren gestaltet, sondern auch von echten Men- schen schauspielerisch dargestellt werden, ihnen glaubwürdiger erscheinen und sie eher berühren. Aus diesem Grund hat die „Social Media Association“ eigene Videos erstellt, in denen die Student*innen Fallbeispiele nachspielen und somit das Lehrmaterial erweitert. Andere Aktivitäten sind sogenannte „Gipfeltreffen“, bei denen Schüler*innen unterschiedlicher Schulen zusammen- kommen und sich gemeinsam auch in Kleingruppen über Themen wie z.B. Handynutzung, Cybermobbing oder auch Kinderrechte austauschen. Hier geht es darum, dass die Kinder offen ihre Meinung äußern dürfen, die sie vor Eltern oder Lehrer*innen nicht sagen und die Student*innen agieren eher als Moderator*innen, die jedoch genauso auf- merksam zuhören und mit ihnen in den Austausch gehen. Wünsche, die bei diesen Treffen zustande kommen nannten die Student*innen uns als Beispiel: • Mehr unterhaltsame Veranstaltungen für alle organisieren, damit alle Spaß haben • Ich will in der Schule viel spielen • Ich möchte mehr mit Lehrern und Eltern sprechen • Von den Eltern wünsche ich mir mehr Lob und Wertschätzung trotz schlechter schulischer Leistungen. • Leckeren Nachtisch für alle in der Schule • Für alle dankbar und aufmerksam sein

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