Das mediale Umfeld junger Menschen

Die Tätigkeit der „Social Media Association ist ein Peer-to-Peer Projekt, das man mit dem Projekt der „Digitalen Helden“ in Deutschland vergleichen könnte. Die „Digitalen Helden“ ist eine gemeinnützige Organisation, die die Medienkom- petenz von Schülern, Eltern und Lehrkräften fördert. Ihr Hauptziel ist es, Schüler*innen zu befähigen, sicher und verantwortungsvoll mit digitalen Medien umzugehen. Dies geschieht durch ein Programm, das Schüler*innen der 8. und 9. Klassen zu Experten für digitale Themen ausbildet und sie als Mentor*innen für jüngere Mitschüler einsetzt. (vgl. Digitalen Helden) Zwar handelt es sich bei dem einen Projekt um Student*innen und beim anderen um Schüler*innen, die Kinder über Umgang mit dem Smartphone und den Gefahren des Internets aufklären, doch der Ansatz, Digital Natives, die alters- mäßig näher an jüngeren Generationen sind als Mentor*innen auszubilden, ist ähnlich. In Japan und in Deutschland sind viele Lehrer*innen und Eltern überfordert, Kinder beim Umgang mit dem Internet sicher zu betreuen. Der Lehrerberuf in Japan ist noch arbeitsintensiver als in Deutschland. In den Klassen sind 40 Schüler*innen. Viele Lehrer*innen arbeiten zu lange, haben viel zu viele Überstunden und müssen oft sogar noch am Wochenende z.B. Klubs (Sport, Musik, Kunst) betreuen und die dort geleistete Arbeit zählt nicht zu den normalen Arbeitsstunden (vgl. Sumikai). Es herrscht wie in Deutschland ein akuter Lehrermangel, da der Beruf nicht mehr at- traktiv ist. Während der Corona-Pandemie wurde allen Schüler*innen in Japan ein Endgerät zur Verfügung gestellt. Schlechtes Datenschutzmanagement von Apps und Tablets, die in der Schule verwendet werden, ist zu einem Problem geworden. Auch über diese Geräte kommt es zu Mobbingvorkommnissen und die Schüler*innen, die kein Smartphone besitzen, kommen so auch viel früher mit Geräten in Berührung. Alles zu kontrollieren, sowie sich in Präventions- und Interven- tionsmethoden fortzubilden, die Schüler*innen über die Gefahren im Internet aufzuklären, ist jetzt neu und soll auch noch zu all diesen Überstunden hinzukommen. Zwar gibt es Programme, in denen große Unternehmen, wie z.B. der Messenger App „Line Mirai Foundation“ in die Schulen kommen, um aufzuklären. Diese Treffen sind jedoch nur kurz und finden in einer Sporthalle vor mehreren Hundert Schüler*innen statt. Danach werden die Lehrer*innen wieder allein gelassen und sollen weiter zu diesen Themen mit den Schüler*innen arbeiten. Smartphones sind an Schulen verboten und trotzdem nehmen die Kinder die Streitigkeiten, zu denen es in den Sozialen Medien außerhalb der Schule kommt, mit in den Schulalltag.

Daher können solche Initiativen wie die „Social Media Association“ oder die „Digitalen Helden“ in vieler Hinsicht unter- stützen und Wirksamkeit entfalten.

Wie finden die japanischen und deutschen ehrenamtlichen jungen Menschen Zugang zu den jüngeren Kindern? Ist es schwer, mit ihnen in Kontakt zu kommen und sie zu verstehen? Ayana Masuda : „Ich glaube, dass wir Student*innen uns in einer einzigartigen Position zwischen Kindheit und Er- wachsensein befinden und dass dies eine wertvolle Beziehung ist, in der wir die Gefühle beider Parteien verstehen können. Was ich im Umgang mit Kindern versuche, ist, sie aus der gleichen Perspektive zu betrachten (wie eine Freun- din oder eine ältere Schwester) und niemals sofort ihre Meinungen abzulehnen, sondern sie zunächst anzunehmen und zu berücksichtigen.“ Nakata Nanami : „Ich spüre überhaupt keine Distanz. Viele der Geschichten und Sorgen, die ich direkt von Kindern höre, sind die gleichen wie damals, als ich ein Kind war. Ich glaube jedoch, dass sich die Art und Weise, wie wir das Internet nutzen und darüber denken, stark unterscheidet, schon allein deshalb, weil wir in einem anderen Jahr gebo- ren wurden. Da sich das Internet rasant weiterentwickelt, habe ich noch stärker das Gefühl, dass sich die Denkweisen und Trends jeder Generation schnell ändern. In diesem Sinne fühle ich möglicherweise eine Distanz.“

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