Über diese Sensibilisierung soll ein grenzachtendes und respektvolles Miteinander gefördert werden. Ergänzend kann in der Arbeit mit Heranwachsenden auch ein gemeinsamer Standard zum Umgang vereinbart werden. Gerade ange- sichts der beschriebenen Verbreitung von Smartphones macht es z.B. Sinn, wenn die Schüler*innen Regeln für den Klassenchat entwickeln. In Deutschland sollte dies ab der 5. Klasse passieren – bei Bedarf auch schon früher. Zur sozialen Verantwortung in der Klasse gehört es dann, auf diese Regeln zu achten. Es gibt Schulklassen, die sogar Mo- derator*innen wählen, um im Klassenchat auf Respekt zu achten und ggf. ihre Hilfe anbieten. Intervention gehört in Erwachsenenhände In der Prävention von Mobbing ist die Einbindung von Kindern und Jugendlichen durch Peer-Ansätze oder beim ge- meinsamen Erstellen von Regeln essentiell. Wenn Mobbing sichtbar wird, sollte eine Einrichtung möglichst schnell reagieren. Und bei der Intervention sind die Erwachsenen gefordert, konsequent deutlich zu machen, dass Mobbing keinen Platz hat. Ob eine Intervention im analogen oder im digitalen Raum ansetzt, hängt von der jeweiligen Situation ab. Heranwach- sende erleben ihren Alltag als Verschränkung von digitalem und nichtdigitalem Erleben. Eine Trennung existiert für sie oftmals nicht mehr. Und so sind auch Erlebnisse digitaler Gewalt in erster Linie Gewalterfahrungen. Cyber-Mobbing ist sehr häufig eine Fortsetzung von Mobbing im analogen Raum. Beides findet gleichzeitig statt. Im
Schaubild wäre dies das Szenario B. Da die Gruppen, in denen Mobbing stattfindet, in der Regel über den analogen Raum konstitu- iert sind (z.B. die Schulklasse), macht auch eine Intervention Sinn, die vor allem im ana- logen ansetzt. Hier kennen sich die
Szenario
Mobbing findet analog statt
Mobbing
findet
Intervention
online statt
A B C
Ja Ja
Nein
Analog Analog Online
Ja Ja
Nein
Fachkräfte im Zweifel auch besser aus. Und es ist unwahrscheinlich, dass in einer Klasse, in der Cyber-Mobbing statt- findet, um eine Person gezielt zu schädigen, das analoge Miteinander ungestört und friedlich verläuft. Eine rein digitale Intervention ist dann sinnvoll, wenn das Mobbing nur digital stattfindet (Szenario C). Die ist z.B. der Fall in einer Gruppe, die in einem Online-Spiel „nur“ digital besteht.
Handlungsziel Harmonie Wenn wir Medien als Bestandteil von kindlichen und jugendlichen Lebenswelten ernst nehmen, dann müssen wir sie ganz selbstverständlich mit anderen pädagogischen Feldern wie dem sozialen Lernen oder der Identitätsfindung von Heranwachsenden verknüpfen. Pädagogische Fachkräfte brauchen dafür einen feinfühligen Blick: Welche Regeln für den Umgang miteinander gelten in einer Gruppe? Welche Grenzen bestehen und sollten beachtet werden? Wie er- kenne ich Betroffenheit in einer Gruppe und kann angemessen reagieren? Die interkulturelle Lernerfahrung aus Japan soll genau diesen Blick schärfen. Wenn wir uns im Alltag die o.g. Fragen immer wieder stellen, kann es helfen, dass in Gruppen ein harmonisches Miteinander entsteht und vor allem, dass Kinder und Jugendliche, die Mobbing erleben, schnell Unterstützung bekommen. Damit schaffen wir die Grundlage für einen offenen und anerkennenden Umgang mit den vielfältigen Lebensformen und Kulturen in der deutschen Gesellschaft.
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