Der Schuldirektor Hr. Kei Oizumi erzählte, dass auch Lego Mindstorms und andere programmierbare Technik für den IKT-Unterricht genutzt würde. Bildung wird in Japan als Schlüssel zu sozialem und wirtschaftlichem Erfolg angesehen, und die Konkurrenz um Plätze an renommierten Schulen und Universitäten ist extrem hoch. Um einen der begehrten Plätze zu bekommen, müssen Aufnahmeprüfungen absolviert werden. Diese finden einmal jährlich über zwei Tage statt und sind in Japan einheitlich gehalten. Um möglichst erfolgreich abzuschneiden, nutzen viele Japaner*innen außerschulische Weiterbildungsangebote. Neben klassischen Nachhilfeschulen (jap. Juku) gibt es auch sogenannte Vorbereitungsschulen (jap. Yobiko), die vor allem darauf abzielen Schüler*innen auf Aufnahmeprüfungen vorzubereiten. Es ist nicht unüblich in Japan in die au- ßerschulische Bildung der Kinder zu investieren. Vor allem in der Hoffnung, ihnen dadurch bessere Chancen auf einen Platz an einer prestigeträchtigen Universität und damit auf eine erfolgreiche berufliche Zukunft zu sichern. Einer der privaten Anbieter von außerschulischen Angeboten ist die Cyber Agent – Tech Kids School in Tokio. Hier soll Kindern im Grundschulalter die Grundlagen des Programmierens beigebracht werden. Bei unserem Einrichtungsbe- such in Tokio erklärte Hr. Ueno Tomohiro, Präsident der Cyber Agent – Tech Kids School, dass Programmierfähigkeiten auch in Japan sehr gefragt sind. Ein fünfstufiges Lernsystem soll Kindern beim Eintritt in die weiterführende Schule mit den notwendigen Kenntnissen in der Programmiersprache ausstatten. (vgl. TechKidsSchool) Das Lernangebot erstreckt sich von den Grundlagen mit Scratch bis hin zur Programmierung mit der Game Engine Unity. Auch ein Kurs für Apples Entwicklungstool XCODE ist verfügbar. Herr Tomohiro erläuterte, dass die Nachfrage nach Programmierkursen gestiegen ist, nachdem in den Grundschulen 2020 Programmieren ein Pflichtfach geworden ist. Leider fehle es vielen Lehrer*innen noch an Erfahrung und fundierten Kenntnissen, um Programmieren den Schü- ler*innen richtig zu vermitteln. Die Kurse haben zwar auch einen spielerischen Ansatz, Herr Tomohiro betonte jedoch, dass die teilnehmenden Kinder angelernt werden vorhandene Technologien als Werkzeuge zu nutzen um Probleme, auch gesellschaftliche, zu lösen und Werte zu entwickeln. Beispielhaft stellte er uns drei von Tech Kids – Kindern entwickelte Anwendungen vor: Ein Mädchen entwickelte eine App für den Katastrophenschutz. Die Anwendung unterstützt dabei sich im Katastro- phenfall richtig zu verhalten und informiert spielerisch. Hintergrund ist u.a., dass ein Mädchen bei Erdbeben gestorben war. Die App hat das Ziel auf gefährliche Stellen im direkten Umfeld aufmerksam zu machen. Ein anderes Mädchen entwickelte eine App, welche hilft, wenn eine Person einen Herzinfarkt hat. Dann kann man mit der APP den nahgelegenen Defibrillator finden. Gleichzeitig leitet die App bei der Lebensrettung an. Ein Junge, der selbst auf Grund von psychischen Problemen nicht mit anderen jungen Menschen sprechen konnte, entwickelte eine App, mit der es für Menschen mit gleichen Problemen möglich ist, miteinander zu kommunizieren. Die App hat vorgegebene Fragen und Antwortsätze und dient als Übersetzung für Menschen, die selbst nicht sprechen oder hören können. Dabei kann man auch den Ort und die jeweilige Situation anpassen (z.B. Restaurant, Schule). Diese Beispiele verdeutlichen noch einmal, dass der Wunsch, einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, tief in der Kultur und den sozialen Normen verwurzelt ist. Schon ab der Grundschule vermittelt, spielt er auch bei außer- schulischen Bildungsangeboten eine zentrale Rolle. Medienbildung in Japan Wenn es um die Aufklärung zu möglichen Risiken und Gefahren in Sozialen Netzwerken, Messangern oder digitalen Spielen geht, so sind es in Japan vor allem Firmen, die diesem Bildungsauftrag nachkommen. Unternehmen wie die Line Corporation (gehört zur koreanischen Naver Corporation), Firma hinter dem erfolgreichste Messanger „LINE“ in Japan (vergleichbar mit WhatsApp) haben, wie wir bei unserem Einrichtungsbesuch erfahren durf- ten, aufgrund ihrer wirtschaftlichen Größe eine gesellschaftliche Verantwortung. So wurde 2012 die Line Mirai Foundation gegründet. Zusammen mit der Regierung werden Maßnahmen entwickelt, welche übergeordnet das Ziel
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