Digitale Projekte in der Internationalen Jugendarbeit

3.6 Zusammenarbeit der Partnerorga - nisationen In einem weiteren Auswertungsbereich wurde die Be- deutung digitaler Elemente auf die Zusammenarbeit der Partnerorganisationen untersucht. Folgende For- schungsfragen waren dabei zentral: • Inwiefern verändern digitale Elemente die Zusam- menarbeit der Partnerorganisationen? • Wie gestaltet sich das Gastgeber*innenprinzip im Online-Setting? • Inwiefern spielen unterschiedliche Voraussetzun- gen der Partnerorganisationen bei der Durchfüh- rung von digitalen Projekten eine Rolle? Deutlich wurde, dass digitale Elemente die Zusam - menarbeit der Partnerorganisationen positiv beein - flussen können, indem beispielsweise die Kommu - nikation zwischen den Organisationen erleichtert wird. Insbesondere projektvorbereitende Abstim- mungsprozesse profitieren von der Implementierung digitaler Elemente. Diese Prozesse erhielten nach An- gaben der Teamer*innen eine persönlichere Note, da sie sich in Videokonferenzen nicht nur gehört, sondern auch gesehen haben. Zudem berichten manche Be- fragte davon, dass sie sich häufiger mit ihren Kolleg*in - nen im Partnerland ausgetauscht haben, als vor dem pandemiebedingten Digitalisierungsschub. Der Kon- takt zwischen den Partnerorganisationen wurde dem- nach nicht nur vereinfacht und persönlicher, sondern auch intensiviert. Hinsichtlich des Gastgeber*innenprinzips muss in digitalen Settings neu gedacht werden. Eine Heraus- forderung für das in der Internationalen Jugendarbeit zentrale Gastgeber*innenprinzip ist die Länderneutrali- tät, die zunächst im Online-Setting herrscht. Das heißt: Während bei einer Jugendbegegnung im Offline-Setting eine Jugendgruppe zu Gast bei einer anderen ist, sind im Online-Setting zunächst immer alle zu Gast. Eine di- gitale Entsprechung des Gastgeber*innenprinzips oder eine gezielte Nutzung dieser veränderten Situation war bei den untersuchten Projekten nicht erkennbar. Soll das Gastgeber*innen-Prinzip auch im Online-Setting Anwendung finden, sind demnach neue Methoden zu entwickeln. Gleichzeitig bietet die Länderneutralität des Online-Raums die Chance für eine gleichrangige Zusammenarbeit, ohne die Unterscheidung Gast – Gastgeber*in. Die Länderneutralität könnte daher dafür genutzt werden, um stärker auf die länderunspezifische, persönliche Begegnung zu fokussieren sowie andere verbindende, aber auch unterschiedliche Erfahrungs- hintergründe in der Projektarbeit erfahrbar zu machen.

Des Weiteren konnten unterschiedliche Voraus - setzungen für die Durchführung digitaler Projekte bei den Partnerorganisationen ermittelt werden. So gab es beispielsweise Unterschiede in Bezug auf die technische Ausstattung sowie den Zugang zu stabilem Internet bei den Einrichtungen, die im Datensatz einbe- zogen wurden. Gerade Bildungshäuser in ländlichen Gebieten sind dabei mitunter nicht mit ausreichender Bandbreite angeschlossen, mit der aufwendige Video- konferenz-Settings realisiert werden können. Auch wurde das Thema Datenschutz teilweise unterschied- lich behandelt, was die Zusammenarbeit der interna- tionalen Teams verkomplizierte. Auch unterschiedliche Vorstellungen von der Gestaltung der Online-Treffen wurden von den Teamer*innen als herausfordernd in der Zusammenarbeit mit dem Partnerland benannt. Die Vorstellungen unterschieden sich beispielsweise in Be- zug auf das Maß an Vorstrukturiertheit der Online-Tref- fen (sehr vorstrukturiert vs. „freiere“ Zeiten und mehr Pausen) oder im Hinblick auf die Möglichkeit der Teil- nehmenden eigenständig zu Arbeiten (eigenständiges Arbeiten der Teilnehmenden vs. starkes Eingreifen der Teamer*innen). 3.7 Relevante Faktoren für Planung, Durchführung und Zielerreichung In diesem Auswertungsbereich wurden relevante Faktoren für die Planung, Durchführung und Zielerrei- chung von/bei digitalen Projekten untersucht. Im Fokus standen die Fragen: • Welche Ressourcen sind für die Durchführung di- gitaler Projekte notwendig? • Wie sollten Förderstrukturen nach Ansicht der Be- fragten gestaltet sein? Vor allem ausreichend Personalressourcen haben sich als wichtig für die Durchführung digitaler Pro - jekte erwiesen. So wurde eine technische Assistenz, die die pädagogische Leitung eines Projekts in Tech- nikfragen unterstützen kann, von vielen der Befragten als Voraussetzung für das Gelingen eines Projekts an- gesehen. Zugleich betonte ein Teamer die Notwendig- keit, dass auch im Partnerland genügend Teamer*in- nen vorhanden sind, die ein methodisches Verständnis für digitale Begegnungen mitbringen. Außerdem berichten die Befragten davon, dass bei digitalen Projekten zusätzli- ches Personal erforderlich ist, das sich um die Wartung digitaler Geräte in den Einrichtungen kümmert.

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