Digitale Projekte in der Internationalen Jugendarbeit

1 Einführung

Der digitale Wandel wird als einer der zentralen Ver- änderungsprozesse der Gegenwart verhandelt und hat Einfluss auf nahezu alle Bereiche unserer Gesellschaft. So werden beispielsweise immer häufiger digitale Sys - teme in Wirtschaft und Verwaltung eingesetzt. Digitale Transformationsprozesse finden aber auch im Alltags - handeln ihren Niederschlag und damit in der Lebens- welt von Jugendlichen sowie in Bildungsprozessen. Die zurückliegenden Kontaktbeschränkungen wäh- rend der Covid19-Pandemie können dabei als ein Ka- talysator gesehen werden, da digitale Medien in nahe - zu allen Bereichen der Bildungsarbeit genutzt wurden. Pädagogische Arbeit und auch die Internationale Ju- gendarbeit waren praktisch ohne sie nicht mehr mög- lich. Zugleich verdeckt die große Dynamik in dieser Zeit, dass schon sehr viel länger auch im Feld der Inter- nationalen Jugendarbeit digitale Medien genutzt und dadurch neuartige Formate entwickelt wurden. Durch deren intensivere Anwendung in der Pandemie wurde aber deutlich, dass die Transformationsanforderungen an die Internationale Jugendarbeit auch spezifische Handlungsanforderungen mit sich bringen, um die neuen Formate entsprechend der gemeinsamen Quali- tätsansprüche realisieren zu können. Hier setzt die Studie „IJA.digital – Internationale Ju- gendarbeit.digital“ an. Den Anstoß zum Projekt ,gab die pandemiebedingte Umstellung analoger auf digita- le Projekte in der Internationalen Jugendarbeit. Mit dem Forschungsvorhaben sollten die Erfahrungen in dieser Phase systematisch ausgewertet werden, um Gelin - gensbedingungen als Grundlage für die Weiterenwi- cklung der Internationalen Jugendarbeit zu definieren. Das Projekt wurde in Kooperation mit IJAB – Fachstel- le für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. im Zeitraum Mai 2021 bis Dezember 2022 durchgeführt und vom Bundesministerium für Fa- milie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie von den Fach- und Förderstellen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit gefördert bzw. unter- stützt 1 .

Dem Forschungsvorhaben vorangestellt war ein weite- res, kürzeres Projekt, das von Oktober bis Dezember 2020 durchgeführt und vom BMFSFJ gefördert wurde. Im Kurzprojekt wurde ein Online-Fachsymposium mit Akteur*innen der Internationalen Jugendarbeit durch- geführt, das darauf abzielte, Chancen und Handlungs- bedarfe der digitalen Veränderungen in der Internatio- nalen Jugendarbeit erstmals zu eruieren. Zentrale Bezugspunkte waren die im Jahr 2004 formu- lierten Qualitätskriterien der Internationalen Jugendar- beit. (IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V. 2004) Diese wurden von Vertreter*innen deutscher Jugendorgani- sationen sowie deren Dachverbänden entwickelt. IJAB koordinierte den Prozess. Das Forschungsprojekt trägt zur Reflexion und Weiterentwicklung der Ziele und die - ser Qualitätskriterien bei. In der Begleitung der konkreten Praxis wurde heraus- gearbeitet, inwiefern und wie es gelingt, Potenziale mit digitalen und hybriden Formaten zu realisieren (bspw. hinsichtlich Teilhabehürden, Partizipation etc.) bzw. welche Hürden dem entgegenstehen. Hieraus ergibt sich folgende zentrale Forschungsfrage: Inwiefern können die Qualitätskriterien der Internationalen Jugendarbeit die Qualität von digitalen Jugendbegegnungen hin- reichend beschreiben, insbesondere mit Blick auf neue Herausforderungen und Potenziale, die sich durch den Einsatz di- gitaler Medien ergeben? Aufbauend auf Erkenntnissen zu dieser Fragestel- lung zielte die Analyse darauf ab eine evidenzbasierte Grundlage für die digitale Methodik der Internationalen Jugendarbeit zu schaffen.Den (Lern-)Erfahrungen der teilnehmenden Jugendlichen wie auch der Fachkräfte kamen dabei als zentrale Bezugspunkte eine beson- dere Rolle zu. Als Formate wurden vor allem außer- schulische Jugendbegegnungen und Workcamps mit Jugendlichen in den Blick genommen.

1 Hier sind zu nennen: Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW), Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW), ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, Tandem - Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch, Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, JUGEND für Europa, Deutsch-Griechisches Jugendwerk (DGJW), Deutsch-Türkische Jugendbrücke.

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