• Auch wird von anderen ungünstigen Rahmenbe- dingungen, wie instabiler Internetverbindung oder fehlenden Rückzugsorten, berichtet. Diese führten dazu, dass Jugendliche erst gar nicht an Projekten mit digitalen Elementen teilnehmen konnten oder im Laufe des Projekts aussteigen (mussten). • Mit Blick auf die inklusive Gestaltung von Online- Formaten wurde deutlich, dass für Teilnehmende mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen bislang noch passende Softwarelösungen und sie einbindende Methoden fehlen. Die Studie zeigt also, dass die Implementierung digi- taler Elemente einerseits für den Abbau bestimmter Teilnahmehürden sorgt und neue Zielgruppen ange- sprochen werden. Andererseits entstehen neue Be- nachteiligungsformen, durch die bestimmte Perso- nengruppen ausgeschlossen werden. Diesen neuen Benachteiligungsformen gilt es entgegenzuwirken. Ein weiteres Ergebnis ist, dass die (neuen) Partizi - pationspotenziale, die sich durch den Einsatz von Online-Tools ergeben, nur teilweise genutzt wur - den. Umgesetzt wurde etwa die Möglichkeit der Mit- wirkung durch die Jugendlichen an der Organisation des Angebots oder von Programmpunkten. So wurde in den Projektberichten wiederholt von der gemein- samen Organisation und Gestaltung des Projekts in digitalen Vorbereitungstreffen berichtet. Dies erfolg- te beispielsweise durch die gemeinsame Festlegung des Zeitplans, Gestaltung von Programmpunkten oder Vorbereitung der Präsenzbegegnung. Theoretisch er- geben sich aus dem Einsatz von Online-Tools jedoch noch weitere Partizipationsmöglichkeiten, wie etwa das Einbringen medialer Erfahrungen und Kompetenzen durch die Teilnehmenden. Jedoch deuten weder Er- gebnisse aus Baustein I noch aus Baustein II darauf hin, dass diese Chance genutzt wurde. Zwar wurden die Wünsche der Teilnehmenden in Bezug auf die On- line-Tools, die im Projekt eingesetzt werden sollten, in manchen Projekten abgefragt und auch berücksichtigt. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass es eine Übernahme von Aufgaben durch die gewünschten Tools auf Seiten der Jugendliche gab (und damit ein aktives Einbringen ihrer Kompetenzen). Deutlich wurde auch, dass das „Prinzip der Freiwil - ligkeit“ (ein wichtiger Grundpfeiler der offenen Kin - der und Jugendarbeit) in digitalen Settings Heraus - forderungen birgt. So wird in den Projektberichten und Interviews davon berichtet, dass manche Teilnehmen-
Zunächst ist festzuhalten, dass der Einsatz von On - line-Tools bestimmte Teilnahmehürden bei den be - gleiteten Projekten abbauen konnte. Es gab dabei verschiedene Faktoren, die sich positiv auf den Abbau von Teilnahmehürden ausgewirkt haben. • So konnte beispielsweise der Wegfall von Reise- kosten die Teilnahme für Jugendliche erleichtern, die über wenig finanzielle Mittel verfügen. • Außerdem konnten digitale Angebote Teilnehmen- de erreichen, die Schwierigkeiten haben, ihr Land physisch zu verlassen, zum Beispiel aufgrund von Reiserestriktionen oder einer schwierigen politi- schen Lage. • Zudem geben manche Befragte an, dass sich digitale Projekte für Jugendliche eignen, die Un- sicherheiten in Bezug auf das Kennenlernen frem- der Menschen oder in Bezug auf das Thema Rei- sen haben. Die Möglichkeit, von ihrem gewohnten Zuhause aus an einem Online-Termin teilzuneh- men, sei für einige Jugendliche ein „Beruhigungs- faktor“, so ein Teamer. (Teamer, Einzelinterview) Er hält fest: „[…] durch die Online-Begegnung können wir die Leute erreichen, die wir vielleicht sonst in zehn Jahren nicht erreicht hätten. Die vielleicht sich niemals ins Ausland getraut hätten […]. Also da durchbrechen wir schon bestimmte Barrieren.“ (Teamer, Einzelinterview) Dies spiegelt sich auch in der Aussage eines ju- gendlichen Teilnehmers wider, der angibt, dass er Online-Termine analogen Begegnungen vorziehe. Als Erklärung führt er aus: „Firstly, it’s your home, it’s comfortable. It’s warm and it’s great, you can just sit in the kitchen, your room and talking in comfortable atmosphere.“ (Teilnehmer, Gruppendiskussion) Neben dem Abbau von Teilnahmehürden finden sich jedoch auch Hinweise auf neue Benachteili - gungsformen. • So geht aus den Projektberichten und den Inter- views hervor, dass bei digitalen Projekten Jugend- liche benachteiligt werden, die über weniger bis keine finanzielle Mittel verfügen und sich somit nicht die notwendige technische Ausstattung für die Teilnahme an digitalen Projekten leisten kön- nen.
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