DOGStoday

Unterwegs

3. 2022

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erste Ernüchterung ereilt uns allerdings, als wir im Hotel einchecken. Die Ausstattung ist modern und alles sauber, aber das zugewiesene hundefreundliche Zimmer liegt im Erdgeschoß mit Blick auf eine Betonwand. Dass man das Grau mit einer mit Bäumen bedruckten Plane umhüllt hat, wie ich sie von Baustellen kenne, macht es nicht bes- ser. Nun gut, wir wollen hier ohnehin nur schlafen. Daher packen wir schnell unsere Sachen aus und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Schloss. Der Weg führt uns durch einen kleinen Park. Hier weisen Schilder darauf hin, wel- che Grünfläche von Hannah betreten werden darf und welche Wiesen für sie tabu sind. Kein Problem, denn un- sere Mischlingshündin möchte sowieso am liebsten dort- hin, wo schon einige andere Hunde spielen. Sofort tobt sie mit ihren neuen Freunden um die Wette. Das hat sie sich verdient nach der gut vierstündigen Autofahrt! Als sie von den anderen Fellnasen genug hat, setzen wir unseren Weg Richtung Schloss fort. Hier folgt die zweite unschö- ne Überraschung: Das Gelände ist komplett ummauert und Schilder in regelmäßigen Abständen machen unmiss- verständlich klar, dass Hunde nicht erwünscht sind. Gut, dass wir mit Hannah keinen Zutritt zum Schloß erhalten würden, war uns im Vorfeld klar, aber dass wir nicht ein- mal drumherum und durch die Parkanlagen flanieren dürfen, schockiert uns nun doch etwas. Wir wagen uns tollkühn in die Nähe eines Torbogens, woraufhin sofort ein Wärter losstürmt, um uns auf die Schilder aufmerk- sam zu machen. Das Szenario werden wir öfter erleben. Enttäuscht (und zugegebenermaßen auch etwas wütend über unsere eigene Naivität) machen wir uns auf zur U-Bahn-Station. Den öffentlichen Nahverkehr in Wien dürfen Hunde immerhin nutzen, Voraussetzung dafür ist ein gültiges Ticket und ein Maulkorb. Kleine Hunde, die in eine Tragetasche passen, brauchen keine Fahrkarte. Unser alternatives Ziel soll der bekannte Nasch- markt werden, denn langsam kündigt sich Hunger an. Als wir an der Station aussteigen, schauen wir uns ver- wundert um. Sind wir etwa falsch? Dann wird es uns schlagartig bewusst. Heute ist Sonntag und die Buden auf dem Markt haben natürlich geschlossen. Geht bei diesem Trip eigentlich alles schief? Einmal mehr ärgere ich mich über mich selbst und die mangelhafte Vorrecherche. Au- ßerdem habe ich seit dem Frühstück nichts mehr geges- sen und gehöre zu den Menschen, bei denen mit sinken- dem Blutzuckerspiegel auch das Laune-Barometer in den Keller rast. Sprich: Die Stimmung kippt. Zum Glück kennt mein Freund Ede die Anzeichen inzwischen nur zu gut und googelt in Windeseile einen Notfallplan. Ich lasse mich breitschlagen, den wie leergefegten Marktplatz doch

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