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DOGS today

Hundemenschen

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››Sie verpetzen gnadenlos den Artgenossen und tricksen sich gegenseitig aus. Das ,Ich war’s nicht‘- Spiel gehört zum ganz normalen Repertoire im Mehrhundehaushalt‹‹

dung und Hundebonbons wird er es dem braven Freund gleichtun. Es ist sinnvoll, zuerst einen Hund auf die Re- geln des Alltags einzuschwören, bevor der zweite über die Türschwelle tritt. Die doppelte und dreifache Freude ist dann der große Preis nach dem ersten Fleiß. Statt zwei bezirzen uns jetzt vier, sechs, acht unkritische Au- gen, sind wir Queen und King zugleich für fest an uns gebundene Lebewesen, die nie an uns zweifeln, die uns unerschütterlich lieben. Das Leben mit einem Hunderu- del ist unterhaltsam, spannend, abwechslungsreich und voller täglicher Überraschungen. Nur eines nicht: lang- weilig. Weil Hunde schlau sind, gute Beobachter und im- mer darauf bedacht, die eigene Lebensqualität zu bewah- ren. Sie verpetzen gnadenlos den Artgenossen, der gerade Schinken klauen will. Sie verweigern stur den Gehorsam, wenn ein anderer einen Leckerbissen als Be- lohnung bekommt und sie nicht. Sie tricksen sich gegen- seitig aus, rasen bellend zur Türe und nutzen den Folge- trieb der anderen, um blitzschnell an ein begehrtes Spielzeug, den Lieblingsplatz oder den Kauknochen zu gelangen, die dann verwaist sind. Das „Ich war’s nicht!“- Spiel gehört zum ganz normalen Repertoire im Mehr- hundehaushalt. Nur draußen, auf der Hundewiese und beim Spa- ziergang schalten sie auf Einigkeit um. Kein fremder Hund darf es wagen, einen von ihnen auch nur schief anzuschauen. Der Schmerzensquietscher eines Gang- Mitglieds lässt den oder die anderen sofort zu Hilfe ei- len. Wenn einer eifrig buddelt, scharen sich die anderen um ihn herum. Es könnte ja eine Maus herausspringen. Wenn einer die Haare aufstellt und bellt, alarmiert das alle. Sich gemeinsam auf Spurensuche zu begeben, neue Gegenden zu erkunden, in Pfützen zu baden und Felsen zu erklettern, ist für die Hundegesellschaft erfüllend. Und anstrengend. Nach einer Stunde Spaß, Spiel, Schnuppern, nach vielen rasanten Runden miteinander sind Körper und Geist befriedigt und erschöpft. Man freut sich aufs Zuhause, wo Futter und herrliche Schlummerplätze warten. Und da ist es dann wieder, dieses Glücksgefühl, das aufkommt, wenn die tierischen Begleiter sich zusammenkringeln, tief seufzen und sich breitmachen, bis den Menschen nur noch wenige Zenti- meter auf der Couch bleiben. Dafür lassen der Griff ins warme Fell und der Blick auf die entspannten vierbeini- gen Freunde den Oxytocin-Spiegel nach oben schnellen. Das Glückshormon schenkt dem Körper tiefe innere Ruhe. Vielleicht ist es ja die Sehnsucht nach genau diesem Frieden, die Menschen dazu treibt, dem Glück durch einen Hund noch einen draufzusetzen.

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