DOGS today
Erziehung
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„Keinen Schritt
gestürmt und umkreisen meine Gruppe. Die Halterin ist noch weit entfernt – das heißt, die Verantwortung für die Situation liegt allein bei mir. Als ich die Hunde entschlos- sen und durchsetzungsstark abwehre, beschimpft mich die sich nähernde Halterin und erklärt, ihre Hunde seien absolut harmlos. Für mich allerdings fühlte sich das anders an: Es waren zwei große Hunde, die sich uns dis- tanzlos näherten. Und ich musste das Baby schützen. Wir wollten einfach keinen Kontakt – warum nur sorgt dieser Wunsch immer wieder für Diskussionen zwischen den Hundehaltern? Bei Fremdhundebegegnungen kann es viele Prob- leme geben. Und oft weiß man einfach nicht, wie man sich nun verhalten soll. Hunde sind in der Regel gern ge- sellig und wenn Ihr Hund sozial sicher, freundlich und aufgeschlossen ist, darf es natürlich zum Aufeinander- treffen mit fremden Vierbeinern kommen. Außerhalb der Stadt scheint es auf den ersten Blick entspannter zu sein, den Hund einfach laufen zu lassen. „Die machen das unter sich aus!“ heißt es immer wieder, soziale Kon- takte seien wichtig und der Hund soll ja schließlich auch lernen, mit den Artgenossen allein zurechtzukommen. Doch hier beginnt bereits das Dilemma, denn Hunde agieren nach anderen Regeln als wir Menschen. Sie neh- men ein blutendes Ohr oder ein Loch im Pelz in Kauf, wenn sie sich nach eigenem Ermessen regulieren. Jeder Halter ist aber für seinen Hund verantwortlich und soll- te ihn deshalb auch vorausschauend führen. Eine Kon- taktaufnahme darf folglich nicht den Hunden überlassen werden, sondern sollte unter den Haltern abgestimmt werden. Hundehalter, die keinen Kontakt möchten, sig- nalisieren dies, indem sie ihren Hund anleinen, sich ab- seits stellen oder sich entsprechend äußern. Spätestens dann sollte der eigene Hund rechtzeitig in den Nahraum geholt und mit respektvollem Abstand an dem anderen vorbeigeführt werden. Der persönliche Wohlfühlraum ist von Individu- um zu Individuum unterschiedlich, hat aber in der Regel einen Radius von etwa 1,5 bis zwei Metern. Verletzt der Entgegenkommende dabei die gewünschte Distanz, fühlt sich der Bedrängte unter Umständen bedroht, greift an oder flüchtet. Hunde analysieren vor der körperlichen Kontaktaufnahme die Signale und das Raumverhalten des Fremdhundes: Ist er ängstlich, distanzlos, abweisend oder neutral und offen? Und was stellt er für Ansprüche? Ist Ihr Vierbeiner bei Hundebegegnungen nicht mehr ansprechbar, dann leinen Sie ihn bei Hundesichtung rechtzeitig an. Er sollte lernen, sich in für ihn bedrohli-
weiter!“ So meistern Sie unerwünschte Begegnungen 1 Nehmen Sie Bewegung und Dynamik aus der Situation. 2 Holen Sie den eigenen Hund in den Nahraum. Nur hier können Sie ihm Schutz und Anleitung geben. 3 Füllen Sie den Raum körper- lich: Nehmen Sie eine auf- gerichtete Körperhaltung ein und stellen Sie die Beine leicht auseinander. Achten Sie auf eine abgrenzende Körper- sprache, signalisieren Sie zum Beispiel mit Hand ein „Stopp“ und/oder stellen Sie ein Bein in Richtung Eindringling. 4 Füllen Sie stimmlich den Raum, zum Beispiel mit „Stopp“. Dies zeigt gleich dreifache Wirkung: für den Fremdhund („Keinen Schritt weiter!“), für den Fremd- hundehalter („Hallo, bitte wer- den Sie aktiv!“) und für Ihren Hund („Ich mache das!“). 5 Hat man die Begegnung frontal überstanden, sollte auch der Rückraum gesichert werden. Drehen Sie sich dafür mit dem Fremdhund, um ihn weiter in Front und damit auch auf Abstand zu halten.
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