Rütter – Das Magazin

eines Hundes - den Abgabegrund sehr kritisch zu hinterfragen. Zudem gibt es Organisationen, die sich für in Not geratene Rasse- hunde einsetzen. Sie kümmern sich um alle Hunde der jeweiligen Rasse, unabhängig davon, woher diese kommen. Das Internet ist auf der Suche nach diesen Vereinen sehr hilfreich. Auslandstierschutz Du kannst dich auch im Auslandstierschutz engagieren, indem du einen Hund aus dem Ausland adoptierst oder dich erst mal als Pflegestelle anbietest. Achte auf eine seriöse Tierschutzorga- nisation. Diese vermittelt dir so viele Informationen wie möglich zu dem zu vermittelnden Hund, also Alter, Rasse, Gesundheits- zustand sowie Verhalten und Charakter des Hundes und etwa- ige vorhandene Probleme. Die Abholung Die Übergabe deines Tierschutz-/Tierheimhundes kann sehr unterschiedlich erfolgen. Deswegen solltest du dich auch dazu im Vorfeld genau über den Ablauf informieren. Je nachdem, ob dein neuer Begleiter aus einem Tierheim in deiner Nähe, über eine Tierschutzorganisation oder aus einem der vielen Tierheime aus dem Ausland kommt, gibt es sehr viele unterschiedliche Vor- gehensweisen. In manchen Fällen (bei Tierheimen im Inland) wird sogar ein Probewochenende angeboten, um sicher herauszufinden, ob sich Hund und Menschen mit der Entscheidung wohl fühlen. Keines- falls sollte ein Hund sofort und ohne große Rückfragen mitgege- ben werden, das spricht gegen die Seriosität des Tierheims. Vor allem bei Hunden aus dem (Auslands-)Tierschutz wäre die beste Option, den Hund auf einer Pflegestelle besuchen zu kön- nen. Dort kann sehr gut festgestellt werden, wie sich dein zu- künftiger Begleiter im Alltag verhält und oft auch, ob er beispiels- weise mit Katzen, Kindern & Co. verträglich ist. Sollte diese Option nicht gegeben sein, gibt es sehr unter- schiedliche Vorgehensweisen: Oft findet eine Übergabe nach einer Sammelabholung (z. B. an Autobahnraststationen oder Flughäfen) statt. Das bedeutet für die Tiere natürlich nicht selten großen Stress und birgt auch einige Gefahren, kann aber auf- grund fehlender Ressourcen oft nicht anders gewährleistet wer- den. Achte darauf, dass du bei der Übergabe alle zum Hund gehörenden Unterlagen erhältst. Dazu gehört in jedem Fall der Impfpass deines Schützlings, in dem alle notwendigen Impfun- gen dokumentiert sind. Zudem solltest du über alle aufgetretenen Erkrankungen deines zukünftigen Hundes und die diesbezüglich erfolgten sowie weiteren notwendigen Behandlungen informiert werden bzw. im Vorfeld schon informiert worden sein. Bei Fragen zu deinem Hund oder falls Probleme auftreten, sollte der vermittelnde Verein jederzeit und lebenslang Ansprech- partner für dich sein. Dies sichert im Normalfall auch ein soge- nannter „Schutzvertrag“, der nach der finalen Aufnahme deines Hundes unterzeichnet werden sollte. Ein paar Wochen nach der Vermittlung findet oft eine Nachkon- trolle statt. Der/Die VermittlerIn besucht dich erneut, um sich ein Bild von der hoffentlich erfolgreichen Vermittlung zu machen. Die ersten Tage zu Hause Genauso wie beim Einzug jedes anderen Hundes, gilt auch beim Secondhand-Hund: Du solltest nicht direkt eine Willkommens-

party veranstalten! Dein neuer Hund muss erst einmal in Ruhe ankommen und das neue Heim sowie alle Familienmitglieder kennenlernen. Vor allem dann, wenn dein Hund eine lange An- reise hinter sich hat, muss er erst einmal durchatmen. Gerade ängstliche oder nicht gut sozialisierte Hunde brauchen unter Umständen Tage und Wochen, bis sie sich an Menschen, neue Geräusche und Umweltreize gewöhnt haben. Daher gilt hier nur eines: Habe Geduld und überfordere deinen Hund nicht. Sicher- heitshalber solltest du deinen Hund in der Anfangsphase bei Spaziergängen auch doppelt sichern oder an einem sogenannten Sicherheitsgeschirr führen, falls er sich unerwartet erschreckt und versucht, Reißaus zu nehmen. Auch ein GPS-Tracker kann im Notfall Sicherheit geben. Je nachdem wie schnell dein Hund sich zu Hause und in deiner Umgebung wohlfühlt, kannst du deinen neuen Vierbeiner nun auch ein wenig an deinen Alltag gewöhnen und erste Grund- signale trainieren. Viele Hunde, die übernommen wurden, be- herrschen aber oft auch schon ein paar Basics. Auch der Besuch einer guten Hundeschule kann jetzt schon geplant werden, schließlich ist eine individuelle Einschätzung eines professio- nellen Trainers, einer professionellen Trainerin auch wichtig, um zu wissen, was bei deinem neuen Hund besonders beachtet werden sollte. Natürlich können aber auch Gruppentrainings für kontrollierten Sozialkontakt und Beschäftigung schon Sinn ma- chen. Wenn du dir für deinen neuen Schützling extra ein paar Tage freigehalten hast, was gerade zu Beginn sehr ratsam ist, solltest du in jedem Fall schon erste Schritte des Alleinbleibens üben, wenn auch erst mal nur innerhalb der Wohnung. DARAUF SOLLTEST DU IN DEN ERSTEN WOCHEN ACHTEN •  Beobachte deinen Hund gut und lerne, seine Körpersprache zu verstehen. •  Bedränge deinen Hund nicht, biete ihm Ausweichmöglichkeiten. •  Gehe nicht frontal auf deinen Hund zu, sondern eher seitlich schlendernd. •  Beuge dich nicht über deinen Hund, um ihn z. B. anzuleinen oder zu streicheln. •  Gewöhne deinen Hund langsam an Reize. Eventuell musst du deine eigene Lebensweise verändern, um deinem Hund eine Anpassung zu erleichtern. •  Verhindere, dass dein Hund sich selbst versorgt (Mülleimer, Wild etc.), indem du zunächst nur mit Geschirr und Schleppleine mit ihm spazieren gehst. •  Lass deinen Hund sich einen Teil seines Futters erarbeiten. •  Trainiere den Rückruf sowie alternative Beschäftigungen (Anti-Jagd-Training). •  Nutze ein Sicherheitsgeschirr sowie einen GPS-Tracker, damit dein Hund nicht entlaufen kann bzw. du ihn im schlimmsten Fall wiederfindest. •  Trainiere Probleme, wie z. B. Stubenunreinheit und Nicht-allein- bleiben-Können, in kleinen Schritten, also genauso, wie du das Training mit einem Welpen aufbauen würdest.

7/2022 Martin Rütter 15

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