GRUNDLAGEN
„Wie entsteht Bindung und was macht eine gute Beziehung aus?“ Sie sind die Basis, wenn man zu einem guten Mensch-Hund-Team zusammenwachsen will. Damit ein Hund eine enge Bindung und im zweiten Schritt eine gute Beziehung zu seinem Menschen entwickeln kann, braucht es vor allem eines: Vertrauen. DOGS Coach Laura Müller erklärt, worauf es dabei ankommt
lung vom Zusammenleben sowie über Bindung und Beziehung zu unseren Hun- den haben, dabei allerdings häufig verges- sen, wie unnatürlich diese Anforderungen für unsere Vierbeiner doch sind und wie wenig sie mit der ursprünglichen Lebens- weise gemein haben. Welcher Hund will schon von sich aus an lockerer Leine lau- fen, anstatt frei nach Herzenslust im Wald jagen zu gehen? Auch das ruhige Warten im Restaurant, das Ignorieren anderer Hunde oder das Verbellen von Passanten im Garten ist den wenigsten Hunden einfach so in die Wie- ge gelegt! Zudem sind diese menschlichen Wünsche aufgrund der unterschiedlichen Rassedispositionen auch mehr oder weni- ger einfach bzw. schwer umzusetzen, ins- besondere in Bezug auf die jagdliche, ter- ritoriale oder soziale Motivation. Je nach Veranlagung des Hundes findet der eine also Spuren von Hase und Kaninchen eher uninteressant, während der andere völlig gelassen in seinem Körbchen liegen bleibt, egal wer an der Haustür klingelt. Jeder Hund ist ein Individuum mit seinen ganz eigenen Stärken und Schwächen und wird daher im gemeinsamen Zusammenleben
mit seinem Menschen je nach Situation leichter oder schwerer mit diesem zusam- menarbeiten beziehungsweise in man- chen Situationen gelassener und in ande- ren angespannter reagieren. Doch was bedeutet es eigentlich, wenn dein Hund anstatt im Wald bei dir zu blei- ben, lieber dem Kaninchen hinterherjagt oder an der Leine ausrastet, wenn er an- dere Hunde sieht, und auf keine deiner Bemühungen, sich für dich zu interessie- ren, reagiert? Oft heißt es da: „Die Bindung deines Hundes an dich ist aber nicht sehr ausgeprägt …“ oder auch „Ihr beide habt aber keine gute Beziehung!“ Schnell wird klar, dass das Thema Bindung und Bezie- hung für uns Menschen sehr emotional besetzt ist. Niemand möchte eine schlech- te Beziehung zu seinem Hund haben. Und ist es nicht so, dass wir Menschen sofort eine stark ausgeprägte emotionale Bin- dung zu unserem Hund entwickelt haben, als wir ihn das erste Mal gesehen, den Welpen das erste Mal im Arm gehalten und uns voll und ganz für dieses wundervolle Wesen entschieden haben? Wie kann es da sein, dass unser Hund keine gute Bindung an uns haben soll? „
Laura Müller leitet die DOGS Hundeschule in München und Freising. Sie bietet neben Einzel- und Gruppentrainings auch Seminare und Vorträge zu verschiedenen Schwerpunkten an:
www.martinruetter.com/ muenchen-freising-mueller
E s ist Sonntag und ich stehe auf einer grünen Wiese, mit mir fünf Mensch- Hund-Teams. Alle sind aufgeregt, da es die erste Stunde für sie in der Welpen- gruppe ist. Dabei erzählen sie von den Er- wartungen an das gemeinsame Zusam- menleben mit dem neuen Familienmitglied. So ist es Peter zum Beispiel sehr wichtig, dass er „nicht nur ein Futterautomat sein will“, und Anke möchte auf jeden Fall „einen erzogenen Hund, der auch entspannen kann“. Susi möchte ihre Hündin „verste- hen“, Thomas „keinen Beller“, genauso wie Paul „keinen sturen Dackel“ möchte. In meinem Alltag erlebe ich es häufig, dass wir Menschen eine genaue Vorstel-
Bindung bezeichnet eine besonders enge Beziehung zu einem anderen sozialen Lebewesen “
38 Martin Rütter 7/2022
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