Rütter – Das Magazin

GRUNDLAGEN

Unsichere Hunde brauchen den Schutz ihres Menschen, wenn sie sich bedroht fühlen

ein? Und wie oft geht deine Hand dann automatisch nach unten, um deinen Hund kurz zu kraulen? Dabei möchte ich keines- falls sagen, dass du deinen Hund nicht streicheln oder mit ihm spielen darfst. Wir haben ja festgestellt, dass Kuscheleinhei- ten die Bindung fördern. Das Gleiche gilt für ein spannendes gemeinsames Spiel! Gemeinsame Erlebnisse stärken Spiel und Spaß fördern die Beziehung, gemeinsame Erlebnisse steigern die Bin- dung deines Hundes an dich. Dabei ist im ersten Schritt gar keine spezielle Trai- ningsform gemeint. Viele Menschen den- ken beim Thema „Spiel mit dem Hund“ immer sofort an Objektspiele. Du kannst aber auch einfach so ohne Hilfsmittel mit deinem Hund spielen, indem du deinen Hund zu einem Renn- oder Tobespiel auf- forderst. Doch auch gemeinsames Trai- ning ist wichtig, denn damit befriedigst du die individuelle Motivation deines Hun- des. Bei der Auswahl können die rassebe- dingten Dispositionen wieder einen Hin- weis geben, doch auch hier gilt wieder: Jeder Hund ist individuell! Probiere da- her einfach aus, was deinem Hund Spaß macht. Dies kann eine Futtersuche sein, bei der dein Hund auf dein Signal dem Futter hinterherjagen kann, ein gemein- sames Apportierspiel, ein Suchspiel oder einfach gemeinsame dynamische Aktivi- täten. Je mehr du deinen Hund mit der gemeinsamen Aktivität begeistern kannst, desto intensiver wird eure Bindung zuei- nander. Und dann bist du nicht nur ein/e SpielpartnerIn für ihn, sondern vor allem ein/e starke/r und verlässliche/r PartnerIn im Alltag, an dem/der sich dein Hund ori- entiert und dem/der er vertraut.

hat, die sich, wie zu Beginn bereits be- schrieben, je nach Rassedisposition un- terscheiden können. Du musst zudem Si- tuationen anhand der Reaktion bzw. an der zu erwartenden Reaktion deines Hun- des beurteilen können, um dann angemes- sen auf diese zu reagieren. Dazu ist das Lesen und Erkennen der Körpersprache von Hunden unerlässlich. Weicht dein Hund also beispielsweise bei der Begrüßung durch eine fremde Per- son zurück, erwartet dein Hund von dir, dass du aktiv wirst. Jetzt bist du gefragt! Stoppe die Annäherung des Menschen und stelle dich schützend vor deinen Hund. Erkläre deinem Gegenüber, dass deinen Hund die Annäherung gerade ver- unsichert hat, und bitte ihn beispielswei- se, sich deinem Hund nicht vornüberge- beugt, sondern in der Hocke zu nähern. Erkennt dein Hund in solchen und ähnli-

chen Situationen, dass du ihn verstehst und seine Unsicherheit wahrnimmst, und dass du aktiv handelst, die Elternrolle übernimmst und deinen Hund beschützt, wird er dir auch zukünftig in solchen Situationen vertrauen und dir das Han- deln überlassen. Verantwortung übernehmen Doch Eltern zeichnen sich auch durch Ver- lässlichkeit aus! Wie kann mein Hund mich als verlässlich wahrnehmen, wenn ich mal so und dann wieder ganz anders entscheide oder es im gemeinsamen Zu- sammenleben eigentlich gar keine Regeln gibt? Konsequenz ist im Umgang mit dem Hund also entscheidend für den Aufbau einer guten Bindung. Der Mensch sollte Regeln für das Zusammenleben aufstellen und sich auch an diese halten. Denn Regeln geben Sicherheit, der Hund weiß, was von ihm erwartet wird und was erlaubt bzw. nicht erwünscht ist. Ob der Hund dabei auf das Sofa darf oder nicht, spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass aufgestellte Regeln dann auch eingehalten werden. Die Entscheidung über geltende Regeln trifft derjenige, der die Verantwortung trägt. Wie soll sich dein Hund aber an deine Entscheidungen hal- ten, wenn im Alltag eigentlich er alles ent- scheidet? Du glaubst, das ist nicht so? Überprüfe das am besten einmal mit einer Strichliste. Wie oft kommt dein Hund mit einem Ball zu dir und fordert dich zum Spiel auf? Wie oft gehst du dann darauf ein? Wie oft stupst dich dein Hund mit der Nase an und fordert eine Streicheleinheit

Zusammen Abenteuer erleben verbindet

Wann es Futter gibt, sollte der Mensch entscheiden, und nicht der Hund

42 Martin Rütter 7/2022

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