HUNDESENIOREN
„ Damit dein Hund fit bleibt, muss er sich ausreichend bewegen “ Schwimmbecken für Hunde aufsuchen, wo er kontrolliert und gesichert durch eine Schwimmweste schwimmen darf. Auch ein Unterwasserlaufband eignet sich für den Muskelaufbau beim Hundesenior. Doch nicht nur die körperliche Auslas- tung ist wichtig, auch geistig solltest du deinen alten Hund immer wieder fordern. Nutze hierfür Beschäftigungen, die er schon in seiner Jugend gern mit dir ausge- führt hat, passe sie jedoch an die verän- derten körperlichen Fähigkeiten deines Hundes an. Apportiert dein Hund gern, kannst du die Gegenstände z. B. verste- cken, sodass er in langsamem Tempo mit der Nase danach suchen muss. Rennt er dem von dir geworfenen Gegenstand nach, ist der Sprint zum Start und das plötzliche Abstoppen für die Gelenke dagegen sehr belastend. Hast du deinen Hund früher im Agility über den Parcours geführt, kannst du im Alter z. B. mit ihm Distanztraining oder Hoopers Agility machen. Beim Dis- tanztraining schickst du deinen Hund in verschiedene Richtungen und in unter- schiedlichen Geschwindigkeiten um einen oder mehrere Kreise. Beim Hoopers Agi- lity soll dein Hund einen Parcours aus Hoops, sogenannten Reifen, die direkt auf
dem Boden stehen, durchlaufen und muss so weder springen noch klettern. Auch wenn der Hund bei diesen Beschäfti- gungsformen auf den Menschen und seine Signale achten muss, steht doch die Bewe- gung hierbei im Vordergrund. Wie beim Menschen ist aber auch beim Hundeseni- or Gehirnjogging sehr wichtig, da ansons- ten der Alterungsprozess immer schneller fortschreitet. Dafür eignet sich z. B. Intel- ligenzspielzeug, das im Handel erhältlich ist, aber auch einfach selbst gebastelt werden kann. Zum Beispiel lässt sich aus einem Karton, der mit sauberen Korken oder zusammengeknülltem Papier gefüllt wird, eine spannende Suchkiste basteln, in die man ein paar Leckereien verstecken kann. Achte dabei darauf, dass der Karton die passende Größe für deinen Hund hat, damit er problemlos tief mit der Nase in den Karton hineinkommt. Demenz bei Hunden Es gibt bis jetzt zwar keine offiziellen Forschungen über Demenz bei Hunden, es sind aber durchaus vergleichbare Symptome zur Demenz beim Menschen zu beobachten. Waren das Alleinbleiben oder Begegnungen mit fremden Menschen oder Hunden nie ein Problem, wirkt der Hund hierbei auf einmal gestresst, unsi- cher oder ängstlich. Nicht selten kann man den alten Hund gar nicht mehr allein las- sen, da er durchgängig bellt und völlig erschöpft ist, wenn der Mensch nach Hau- se kommt. Am liebsten möchte der alte Hund einfach immer bei seinem Men- schen sein. Eigentlich ein schönes Zei- chen, da es zeigt, dass er sich am Menschen orientiert, ihm vertraut und er sich ohne ihn hilflos fühlt. Jetzt musst du entweder deinen Alltag umorganisieren oder aber eine Betreuung für deinen Hund während deiner Abwesenheit finden. Auch die Stubenreinheit wird manch- mal zur Herausforderung für alle Beteilig- ten. Der alte Hund kann sich zum Koten oft nicht mehr hinhocken und verliert den Kot irgendwann sogar im Laufen, und das dann auch im Haus. Er kann nicht mehr so lange einhalten oder wird oft sogar in- kontinent. Hier hilft nur, dem Senior häu- fig die Möglichkeit zu geben, sich zu lösen, manchmal sogar in Abständen von nicht einmal zwei Stunden. Passiert ein Missge- schick, wird es, ohne zu schimpfen, ein- fach entfernt. Die Betreuung eines alten Hundes ist oftmals ein Fulltime-Job. Doch
Premiumzeit mit ihrem Menschen ist kostbar
„ Hundesenioren wollen dazugehören und mit ihren Menschen zusammen sein “ das sind wir ihm schuldig, denn schließ- lich waren es ja wir Menschen, die ent- schieden haben, dass er zu uns ziehen soll. Er hat uns erfreut, uns begleitet auf all unseren Wegen, war unser Sport- und Trai- ningspartner und hat uns so viel gegeben. Nun ist es an der Zeit, dass seine Bedürf- nisse im Vordergrund stehen. Er gibt jetzt den Rhythmus vor, und wir Menschen müssen uns an sein Leben anpassen. Hun- desenioren wollen weiterhin dazugehören und mit ihren Menschen zusammen sein. Überlasse deinen alten Hund daher nicht sich selbst, schließe ihn nicht aus. Das gilt insbesondere dann, wenn ein zweiter, jün- gerer Hund in die Familie einzieht. Immer wieder einmal bringen Menschen, die mit ihrem jungen Hund zu mir ins Training kommen, auch ihren alten Hund mit. Und auch wenn wir den Trainingsaufbau nach dem Stand des jungen Hundes ausrichten, ist auch der alte Hund immer wieder ein- mal an der Reihe. Ich kann wirklich sagen, dass es wohl kaum etwas Schöneres gibt, als einen alten Hund zu sehen, der voller Stolz seinen Apportiergegenstand gefun- den hat und diesen seinem Menschen bringt. Das Glück und die Freude des Hun- des kann man deutlich sehen und fühlen. Daher sollten wir unseren treuen Beglei- tern ebenso treue Begleiter und Begleite- rinnen sein, und zwar bis zum Schluss.
Auch Hunde können dement werden
60 Martin Rütter 7/2022
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