INTERVIEW
Du improvisierst aber auch gern, oder?
Sarah Leidenheimer führt die Martin Rütter DOGS Hunde- schule in Bonn. Die Pfote ihres Hundes
Das liebe ich! Ich kenne Künstler, die Zwi- schenrufe hassen, weil sie dadurch aus dem Konzept gebracht werden. Ich muss eher aufpassen, dass ich nicht überall meine Ohren habe. Ich erinnere mich da zum Bei- spiel an eine Show in Stuttgart. Ich kam auf die Bühne, sagte „Hallo Stuttgart!“ und in der ersten Reihe saß eine 18-Jährige, die in ihr Handy tippte. In solchen Momenten habe ich zwei Möglichkeiten. Variante 1: Ich ärgere mich. Variante 2: Ich fange an, mit ihr Witze zu machen. Als Erstes bin ich aber zu ihr runter und hab mit ihr denjeni- gen angerufen, mit dem sie geschrieben hat (lacht). So jemand bekommt dann in den nächsten zwei Stunden reichlich was ab. Das ist dann charmant und lustig. Ich muss aber aufpassen, dass ich immer wieder die Kurve kriege. „DER WILL NUR SPIELEN!“ ist jetzt bereits dein fünftes Live-Pro- gramm. Hättest du jemals gedacht, einen solchen Erfolg zu haben? Und wachst du manchmal auf und denkst, das alles nur zu träumen? Die erste Frage kann ich mit einem dicken Ja beantworten. Vor vielen, vielen Jahren bin ich noch in Kneipen vor zehn Leuten „aufgetreten“. Mit einer Freundin schaute ich mir in der Kölner Philharmonie, in die 1600 Leute reinpassen, einmal den Geiger Nigel Kennedy an. Ich weiß noch, wie ich zu ihr sagte: Es gibt doch gar keinen guten Grund, warum nicht mal 1600 Leute von mir einen Vortrag über Hunde hören wol- len! Sie hat sich totgelacht. Mir war aber
Cooper ziert das Tour-Plakat von
Martin Rütters neuer Live-Tour „DER WILL NUR SPIELEN!“
damals schon klar, dass das funktionieren kann. Manchmal muss ich mich aber den- noch echt kneifen, weil bei mir nun wirk- lich der große Rock ’n’ Roll losgegangen ist. Wenn ich vom Signieren komme, die Crew die halbe Bühne schon abgebaut hat und die Gabelstapler hin- und herfahren, sitze ich manchmal in der Halle und denke: Wow! Dann bekomme ich noch mal richtig Gänsehaut. So ging es mir mal in der Dortmunder Westfalenhalle. Backstage hängen da unter anderem Fotos von Frank Sinatra und Joe Cocker. Richtige Stars standen dort schon auf der Bühne. Und jetzt der Rütter – das ist wirklich verrückt! Und deshalb bin ich auch total demütig und empfinde eine unglaubliche Dankbarkeit. Ich weiß mein Glück zu schätzen. Deine Programme sind in vielerlei Hinsicht prämiert: Wo bewahrst du eigentlich all die Preise auf, die dir dafür verliehen wurden? Ganz ehrlich, es wäre mir zu peinlich, sie ins Wohnzimmer zu hängen. Sie befinden sich alle in der Gästetoilette. Bei Eventim sind wir manchmal in den Top Ten. Vor einiger Zeit waren Eric Clapton, Helene Fischer und die Toten Hosen hinter uns. Da fragte ich mich: Hä, was geht denn hier ab? Das ist so absurd! Diese Charts habe ich mir auf eine Leinwand ziehen lassen und fordere mein Umfeld des Öfteren auf: Bitte mal vorlesen (lacht). Wie hast du das überhaupt ausge- halten, diese ganze Zeit, in der du nicht auftreten durftest? Für mich war das wirklich grausam. Also es war wirklich gruselig, weil ich das ja ein-
„ Manchmal sitze ich in der Halle und denke: Wow, und habe Gänsehaut “
Mit seinen Live-Shows begeisterte Martin Rütter bishermehr als zwei Millionen Menschen
8 Martin Rütter 7/2022
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