Rütter – Das Magazin

NACHGEFRAGT

Marc Lindhorst musste 22 Jahre auf seinen ersten Hund warten. Jetzt kann er sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Er möchte jeden Tag die Hundewelt ein wenig besser machen. www.martinruetter.com/kiel Kiel

Woher kommt deine Liebe zu Hunden? Hunde haben mich schon als Kind fasziniert. Ich fand es spannend, wie Hunde es schaffen, sich an uns und das Zusammenleben mit Menschen so erfolgreich anzupassen. Ihre feine Kommunikation untereinander und mit uns Menschen war und ist auch heute noch beeindruckend. Ihre hohe Kooperationsbereitschaft und ihre Bindungsfähigkeit machen Hunde für mich so einzigartig und liebenswert. Wie ist der Wunsch entstanden, Hundetrainer zu werden? Im Zusammenleben mit meinem ersten eigenen Hund, dem Mopsrüden Onno, gab es einige Probleme, an deren Entstehung ich maßgeblich beteiligt war. Nach einer Odyssee durch verschiedene Hundeschulen traf ich dann auf Martin Rütter, der mir erklären konnte, warum Onno dieses oder jenes Verhalten zeigte und wie ich dafür sorgen konnte, durch eigene Verhaltensveränderungen meinem Hund den Stress zu nehmen. Nachdem ich merkte, wie oft wir Menschen an der Entstehung von Problemen im Zusammenleben mit unse- ren Hunden beteiligt sind und welche großen Veränderungen durch die Änderung des eigenen Verhaltens möglich sind, wollte ich auch anderen Mensch-Hund-Teams beratend zur Seite stehen und dadurch jeden Tag die Hundewelt ein wenig besser machen. Du gehörst zu den ersten DOGS Coachs, die ausgebil- det wurden, bildest selber auch aus. Was ist das Wichtigste, was man im Hundetraining lernen muss? Neben dem Erkennen der Ursachen eines Verhaltens und wie dieses zu verändern ist, muss ein/e gute/r HundetrainerIn in der Lage sein, diese Zusammenhänge den Hundehaltenden verständlich zu vermitteln, damit diese den vorgeschlagenen Trainingsweg auch selbstständig umsetzen können. Dabei muss auf die unterschiedlichen Menschen und deren Art und Weise, wie sie Inhalte aufnehmen und

müssen, bis diese dann auch die nötigen Übungsschritte umsetzen (können).

Tiergestützte Therapie liegt dir am Herzen, du bildest auch zukünftige Therapiebegleithunde mit aus, warum ist der Job dieser Hunde so wichtig? Etliche wissenschaftliche Studien zeigen, dass der begleitende Einsatz von Hunden in der Therapie von Menschen positive Effekte hat und manchmal sogar der Therapiebegleithund erst der Türöffner für eine Therapie darstellt. Hierbei ist es wichtig, dass nur geeignete Hunde zum Einsatz kommen und auch während des Einsatzes als Therapiebegleithund die Bedürfnis- se des Hundes be- und geachtet werden. Daher ist eine fundierte Aus- und Weiterbildung der Therapiebegleithunde- teams immens wichtig. Du unterstützt Martin Rütter als Trainer auch bei verschiedenen Fällen im TV, was ist da die besondere Herausforderung mit Filmcrews und Dreharbeiten? Für einige Hunde stellt die größere Anzahl an Menschen während der Dreharbeiten eine Herausforderung dar, denn dadurch sind auch mehr Reize vorhanden, die der Hund wahrnehmen und verarbeiten muss. Hier ist meine Aufgabe als Trainer, auf die hundlichen Signale zu achten und dementspre- chend darauf zu reagieren. So muss ich in einigen Fällen die Filmcrew anweisen, wie diese sich zu verhalten hat, wann Bewegungen den Hund ablenken oder vielleicht verunsichern können und welche Individualdistanzen zu wahren sind. Seit Kurzem nimmst du gemeinsam mit einer Kollegin den Podcast „Hundestunde“ auf, was ist ein Thema in Bezug auf Hunde, über das man unbedingt mehr sprechen sollte? Durch unseren Podcast „Hundestunde“ möchten Conny Sporrer (Martin Rütter DOGS Wien) und ich Menschen dazu ermuntern, sich mehr mit den Bedürfnissen und der Kommu- nikation ihrer Hunde zu beschäftigen. Hunde sind Persönlich- keiten mit individuellen Stärken und Schwächen – genauso wie wir Menschen. Wenn wir unseren hundlichen Begleiter besser verstehen lernen, dann gibt es auch weniger Probleme im Zusammenleben. Auch das Thema gegenseitige Rücksichtnah- me von Hunde- und Nichthundehaltenden wird immer aktueller, da die Anzahl an Hunden in der menschlichen Gesellschaft zunimmt. Dadurch gibt es auch immer mehr Berührungspunkte zwischen diesen beiden Gruppen, die nicht immer harmonisch verlaufen.

umsetzen, Rücksicht genommen werden. Und eine sehr wichtige Fähigkeit, die Hundetrai- nerInnen besitzen müssen: eine sehr hohe Frustrationstoleranz, da einigen Menschen Dinge mehrmals gesagt werden

86 Martin Rütter 7/2022

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